ZVS-Wanderung durch und um Rodt

Abgelegt in Allgemein

Geschrieben am 01.10.2011

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Vier Berge und alte Bäume

Steinerberg, Emmelser Berg, Tomberg und Buchenberg sind die vier Erhebungen, die das Dorf Rodt auf einer Meereshöhe von 550 bis 580 m wie einen Halbkreis umgeben. Obwohl die Ortschaft erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt wird, dürften seine Ursprünge doch weit ins frühe Mittelalter hineinreichen. Die Bezeichnung „Roide“ in der Urkunde der Abtei Stavelot-Malmedy deutet, an, wie der Ort entstanden sein könnte: als Rodungssiedlung. Entlang der Wasserscheide Maas- Rhein bzw. im Ourtal finden wir in unserer Gegend noch andere Rodungssiedlungen, wie z.B. Wallerode, Atzerath, Wereth, Lanzerath, oder Rocherath. In der deutschen Eifel und in der benachbarten Wallonie finden sich auch manche Orte mit der Bezeichnung Rott oder Sart. Die Sprachforscher glauben, dass die Orte mit der Endung -rath, -rode usw. in der Zeit zwischen dem 10. und dem 14. Jh., besonders zwischen dem 12. und 14. Jh. entstanden sind. Die damalige Besiedlung geschah in einer relativ friedlichen Zeit, in der ein Bevölkerungszuwachs neuen Siedlungsraum erforderte. Die damaligen Dynasten haben diesen Besiedlungsprozess sicherlich gefördert und durch einzelne „Unternehmer“ sogar planmäßig ausführen lassen. Der Ort „Roide“ mit seinen 11 Feuerstellen war für diese Zeit also schon eine ganz beachtliche Ansiedlung, die sicherlich schon Jahrhunderte früher entstanden war. Wie alle Orte unserer Gegend hat auch Rodt erheblich unter den Folgen des 30jährigen Krieges gelitten (1618-1648): Um 1620 zählte das Dorf noch 20 Feuerstätten, nach den Verwüstungen und Drangsalierungen (1656) war die Zahl um die Hälfte geschrumpft. Es dauerte immerhin 100 Jahre, um die Zahl von vor dem Krieg wieder zu erreichen. Heute leben hier rund 500 Einwohner in 185 Haushalten („Feuerstätten“).

Eine Kapelle in Rodt wird erstmals im Jahre 1678 erwähnt. Diese Kapelle wurde 1836 durch einen Neubau ersetzt, der durch den preußischen Kommunalbaumeister C.W. Ulich entworfen. Bis 1924 gehörte Rodt zur Pfarre Neundorf, wurde dann im Zuge der pfarrlichen Neugliederung durch General Baltia (mit dem Kapellenort Hinderhausen) zur eigenen Pfarre erhoben.

1947 entwarf der St.Vither Architekt Robert Linden den Plan zum Neubau der Pfarrkirche, da die alte zu klein geworden war. Das Werk konnte aber erst 9 Jahre später, im Sommer 1956, eingeweiht werden. Wegen Geldmangel konnte der Turm erst 1972 erbaut werden. Die Innenausstattung der Kirche weist einige Holzschnitzereien auf. Die Kreuzigung Christi besteht aus Keramik, der untere Teil des Hauptaltars sowie der Tabernakel weisen Reliefschnitzereien mit verschiedenen Szenen aus der Bibel auf. Weitere Teile wurden durch Pfarrer Jägers angeschafft: der schwere Kredenztisch, die einfachen und schlichten Kerzenleuchter sowie die roten Teppiche.

Während Steinerberg und Emmelser Berg bedeutende Wirtschaftsstandorte der Gemeinde St.Vith sind (Industriezone, Windkraftanlage, Betonwerk REWA am ehemaligen Steinbruch) hat sich die Freizeit“industrie“ auf den beiden anderen Erhebungen angesiedelt: die Ski- und Grillhütte mit dem Biermusuem auf dem Tommberg und die Rodter Buchen als Wahrzeichen des Ortes und Anziehungspunkt vieler Wanderer auf dem Buchenberg. Die Buchen auf dem nach ihnen benannten Buchenberg (570 m ü.M.) sind das Wahrzeichen der Ortschaft Rodt. Ihr Alter wird auf mehrere hundert Jahre geschätzt. Es sind die Überreste eines großen Buchenwaldes, der nach und nach der Ansiedlung der Menschen weichen musste. Nach dem Wiener Kongress (1815) wurde Europa durch die Siegermächte neu geordnet. Das Gebiet von Malmedy und St.Vith, das ab 1795 zur französischen Republik gehörte, wurde dem Königreich Preußen angegliedert. Damit entstand im Westen unserer Gegend, von Recht bis Ouren, erstmals eine Staatsgrenze von ca. 45 km Länge, die das Königreich der Niederlande (ab 1830 Königreich Belgien) und das Königreich Preußen von einander trennte. Die steinernen Säulen, die man heute noch unweit von Rodt in den Wäldern zwischen Hinderhausen und Commanster findet, sind die Markierungen dieser Grenzlinie.  Das ehemalige Hoten „Buchenberg“ an der Straße nach Vielsalm ist ein ehemaliges Zollhaus, das 1908 erbaut wurde. Es diente als Wohnung für vier Zöllnerfamilien. Nachdem unser Gebiet nach dem Versailler Vertrag 1920 an Belgien kam, veräußerte der Staat die Zollhäuser an Privatpersonen. Noch heute stehen somit diese „Beamtenhäuser“ in unseren Dörfern, wie hier, in Weisten, Dürler, Espeler und anderswo. 1958 verkaufte er es an den aus Pommern stammenden deutschen Staatsbürger H.G. Becker, der dort jahrzehntelang mit seiner Frau einen Hotelbetrieb führte. Nach dem Tod von Frau Becker im Jahre 1986 stellte Herr Becker den Gaststättenbetrieb ein. Heute bewohnt Herr Becker das Haus allein.

(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

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