Verleihung des Heckingschildes 2010 an Herrn Alfred Bertha im Rathaus zu St.Vith, am 10.4.2010 – Begrüßungsansprache des ZVS-Vorsitzenen K.D.Klauser

Abgelegt in Heckingschild

Geschrieben am 12.11.2011

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Verehrte Festgäste,

Als Vorsitzender des Geschichts- und Museumsverein „Zwischen Venn und Schneifel“ freut es mich sehr, dass Sie uns heute alle die Ehre erweisen und dadurch Ihre Sympathie und Anerkennung für unseren diesjährigen Heckingschildträger zum Ausdruck bringen.

Mit der Verleihung dieser Auszeichnung an Alfred Bertha setzt unser Verein die 1986 begonnene Tradition fort, im Zwei-Jahres-Rythmus Persönlichkeiten zu ehren, die sich im Maas-Rhein-Mosel-Raum im allgemeinen und im Lande zwischen Venn und Schneifel im besonderen um die Erforschung der geschichtlichen Vergangenheit verdient gemacht haben.
Die Auszeichnung trägt den Namen des über die Grenzen des St.Vither Landes hinaus bekannten Arztes und Geschichtsforschers Dr. Anton HECKING, dessen Vorfahren aus dem Westerwald stammten und der 1807 in Schönberg geboren wurde.
Dr. Hecking praktizierte zeitlebens in St.Vith. Aber nicht nur als Arzt und Stadtverordneter hat er sich mit den Menschen des St.Vither Landes beschäftigt. Sein Interesse galt auch ihrer Geschichte und ihrer Lebensweise. Jahrelang sammelte Hecking Materialien zur geschichtlichen Vergangenheit St.Viths und des St.Vither Landes. Er verfasste zunächst mehrer heimat¬geschichtliche Beiträge im Kreisblatt Malmedy und legte 1875 sein erstes Buch vor, die „Geschichte der Stadt und ehemaligen Herrschaft St.Vith“ – die erste ausführlichere Abhandlung zu diesem Thema überhaupt und heute noch stets unübertroffenes Standartwerk.
Einige Jahre später, 1884, erschien seine Abhandlung über die Geschichte der Herren von Schönberg und 1890, zwei Jahre vor seinem Tod, am 9. April 1892, kam sein letztes Buch heraus: „Die Eifel in ihrer Mundart“.

Genau wie Hecking ist unser diesjähriger Laureat von Hause aus kein ausgebildeter Historiker und genau wie Hecking verfasste er dennoch geschichtskundliche Beiträge und Bücher. Als Altphilologe besaß er das erforderliche Rüstzeug zu historischen Forschungen, die, wie diejenigen Dr. Heckings, nichts von ihrer Aussagekraft verloren haben und auf die auch noch nach Jahren gerne zurückgegriffen wird.
Hecking legte als erster eine umfassende Monographie seiner Heimatstadt vor, der er von Berufs wegen und durch sein politisches Mandat im Stadtrat stark verbunden war.
Wie seine Bibliographie belegt, hat auch Alfred Bertha durch seine geschichtskundlichen Veröffentlichungen seine Verbundenheit sowohl zu seiner alten Heimat Born als auch zu seiner Wahlheimat an der Göhl offenbart, denn wie anders sind seine zahl- und aufschlussreichen Beiträge zur Geschichte eben dieses Landstrichs sonst zu verstehen. Und genau wie Hecking hat er Geschichte für die Leute seiner Heimat verfasst und ihnen so einen direkten, weil erfahrbaren Zugang zu ihrer Vergangenheit geschaffen.

Meine Damen und Herren,

aus dem Gesagten können Sie schon erahnen, welche Beweggründe die Jury zur Wahl von Alfred Bertha als Träger des Heckingschildes des Jahres 2010 veranlasst haben. Ohne dem Laudator vorgreifen zu wollen, will ich Ihnen diese kurz darlegen:

– Das erste Argument betrifft den unermüdlichen Fleiß des Geehrten. Alfred Berthas Spuren in den geschichtskundlichen Veröffentlichungen finden sich ab 1969. Als Mitdreißiger beginnt er somit sein „zweites Leben“ – neben Beruf und Familie. Und diese Schaffenskraft ist bis heute nicht erloschen, wie die lange Liste seiner Veröffentlichungen zeigt. Bertha erweist sich damit als ein ausdauernder, neugieriger und kenntnisreicher Spuren¬sucher, der eindrücklich belegt, dass ein Menschenleben wohl nicht ausreicht, die Vielfältigkeit der Vergangenheit auch in einem so kleinen Raum wie dem unseren aufzuarbeiten. Dass er dies dennoch sein Leben lang akribisch und geduldig getan hat, kennzeichnet ihn als einen von der Geschichte zutiefst beseelten Forschergeist.

– Nicht nur die Menge der Publikationen war ausschlaggebend, sondern, damit zusammenhängend, auch die Qualität derselben. Wenn Sie Beiträge von Alfred Bertha lesen, wird ihnen auffallen, dass diese nicht nur lesefreundlich geschrieben sind, sondern auch gründlich recherchiert und fundiert belegt sind. Berthas Qualität kennzeichnet sich neben der soliden Recherche durch einen logischen Aufbau, einen verständlichen Stil, prägnante Schluss¬folgerungen und – dies hat sicherlich biographische Gründe – durch eine ausgewogene Verwurzelung in der Regionalgeschichte.

– Ein weiteres Argument ist die Spannbreite der Themen – dies sowohl in inhaltlicher als auch in geografischer Hinsicht. Wenn sie sich die Liste seiner Veröffentlichungen anschauen, werden sie feststellen, dass man Alfred Bertha nicht ohne weiteres einem bestimmten heimatgeschichtlichen Thema zuordnen kann und dass die behandelten Themen überaus variationsreich sind, wie die folgende kleine Auswahl belegt: da finden sich Soldatenbriefe aus napoleonischer Zeit neben einem Kirchweihfest in Gemmenich, Eisenbahngeschichtliches wird ebenso aufgegriffen wie die überaus spannende
und bisweilen skurrile Grenzgeschichte Neu-Moresnets oder der Flachsanbau im St.Vither Land bietet sich dem Autor in gleicher Weise als dankbares Thema wie das Schicksal der hiesigen Kirchenglocken im 2. Weltkrieg. Der Autor ist offensichtlich in der Geschichte zu Hause – will sagen: in der Geschichte der hiesigen Grenzbevölkerung, der er in seinen Veröffentlichungen mit Respekt und Verständnis begegnet.

– Die Sprache des Autors ist verständlich, vermittelnd und anregend. Alfred Bertha schreibt konkret und anschaulich, seine Textgliederung ist in sich geschlossen und deduktiv, der Ton bleibt sachlich-wissenschaftlich und kennt bisweilen angenehme humoristische Formulierungen. Alfred Bertha vermittelt Geschichte im besten Sinn des Wortes: er bereitet sie so auf, dass der Leser interessiert reagiert und zum Eintauchen in die Materie animiert wird – eine pädagogische Absicht und ein ebensolches Geschick kann dem Autor zweifelsfrei unterstellt werden.

Die Reverenz an unseren diesjährigen Laureaten verbinden wir also mit der Anerkennung für seine langjährigen, beharrlich betriebenen, ansprechend aufbereiteten, mit Spürsinn und Formulierungsgeschick geleisteten Arbeiten.

Wir sind stolz, ihn heute mit dem Heckingschild auszeichnen zu können. Ich danke Ihnen.

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