Von Brücken, einer Höhle und dem Bauernbarock
Seit 1920 ist Steinebrück Grenzübergang, doch die (Grenz)Geschichte des Ortes an der Our ist wesentlich älter, wenngleich keine schriftlichen Zeugnisse dies belegen. Schon die Römer haben hier die Our überquert und sind weiter die „Hillen“ hinauf zum Kemmel gezogen. Dieser alte Weg war wohl ein „Zubringer“ zur großen Römerstraße Reims-Köln, in die er in der Nähe von Wallerode mündete und die Abteien Prüm und Malmedy verband. Die Our als Grenzfluss in Steinebrück kann ebenfalls auf eine lange Tradition verweisen: zur Karolingerzeit grenzten hier zwei Gaue aneinander, im Mittelalter berührten sich hier die kurtrierischen und luxemburgischen Herrschaftsgebiete und die Franzosen grenzten hier das Ourthe- vom Saardepartement ab. Zur Preußenzeit gehörte das ganze Gebiet zwar zum deutschen Reich, aber zu unterschiedlichen Regierungsbezirken und seit dem Ende des 1. Weltkriegs verläuft hier die Staatsgrenze – mit einem 5jährigen Intermezzo von 1940 bis 1945.
Die steinerne Brücke über die Our wurde zwar erst 1855 im Zuge der Straße nach St.Vith gebaut, doch hat es sicher Vorläufer gegeben. Vor dem Autobahnbau hat es vier steinerne Brücken gegeben: zwei Straßenbrücken (nach Winterspelt und nach Neumühle) und zwei Eisenbahnbrücken, je eine Straßen- und Eisenbahnbrücke überspannte den von den Höhen Schlierbachs hier mündenden Koderbach und die beiden anderen führten die Reisenden über die Our. Seit die Eisenbahn durchs Ourtal führte, erschloss die Gegend sich dem Fremdenverkehr; Hotels und Gaststätten entstanden längs der Strecke, so auch in Steinebrück. Die Grenzlage bescherte den Bewohnern aber auch manche Unannehmlichkeit, die besonders in Konfliktzeiten wie den 1930er Jahren als sehr einschränkend erlebt wurde: Barrikaden verhinderten den bis dahin ungezwungenen Kontakt zu Verwandten und die einfache Überfahrt zu den Feldern an der jeweils anderen Ourseite. Dass auch kleine Orte mitunter in die große Geschichte hineingezogen werden, beweist das dramatische Schicksal der Einwohner des Dorfes während der Ardennenoffensive. Der Ort wechselte in den Anfangstagen der Offensive gleich mehrmals den Besitzer. Die Einwohner suchten Schutz in einer nahe gelegenen Schieferhöhle Ein deutsches Abwehrgeschütz auf dem „Stock“, einer Anhöhe in Richtung Lommersweiler, war der Grund für die Bombardierung des Ortes am 13. Januar 1945, bei dem 5 Mitglieder der Familie Schmitz (Mutter und 4 Kinder) ums Leben kamen. Der Bahnhof und die Ourbrücke waren vorher schon öfter beschossen worden; die Brücke wurde dabei zerstört. Nach dem Krieg erholte sich die Bahn nicht mehr von den schweren Zerstörungen: noch bis 1952 fuhr der Zug, doch schon 1960 wurden die Gleise abgebaut. In den folgenden 30 Jahren war Steinebrück vor allem wegen der Zollstelle bekannt, die bis zur Fertigstellung der Autobahn (1984) hier an der Our angesiedelt war. Seit 1992 sind die Grenzen durchlässiger und die Zöllner mobiler. Steinebrück hat seine Beschaulichkeit zurück – Angler und Radfahrer wissen’s zu schätzen – und der große Verkehrsweg führt in 87 m Höhe 780 m weit über die Köpfe der Bewohner hinweg.
Die Ortschaft Weppeler gehörte im Mittelalter zum Hof Thommen und war mit Alfersteg deren östlichste Besitzung. Bis zu den Gemeindefusionen gehörte Weppeler zur Gemeinde Lommersweiler. Im 16. Jh. zählte Wiplar 5 Feuerstätten; bis heute hat sich die Zahl gerade mal eben verdoppelt. Markante Bauernhöfe prägen heute das Ortsbild. Die Kapelle wurde auf Geheiß des aus dem Ort stammenden Priesters Johann Heinrich Peter Foxius im Jahre 1900 von den Eheleuten Johann Schmitt und Katharina Foxius erbaut. Als Patrone wählte man zur Erinnerung an die Stifter den hl. Johannes und die hl. Katharina. Die Kapelle ist heute noch im Privatbesitz der in Weppeler ansässigen Familie Schmitt-Horper. Auch heute noch wird regelmäßig vom Frühjahr bis zum Spätherbst, sowie zu besonderen Anlässen in der Kapelle die hl. Messe gelesen. Seit der Gebietsreform von 1971 ist die Ortsgemeinde Winterspelt flächenmäßig identisch mit der Kirchengemeinde, eine der 42 Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Prüm. Zu ihr gehören, weit verstreut, über 11 Ortschaften bzw. Wohnplätze, rund 900 Einwohner; bis 1971 waren die Kleingemeinden Urb und Heckhalenfeld selbständig. Die Existenz und geschichtliche Entwicklung dieser Orte ist aufs engste verknüpft mit der alten Fürstabtei Prüm. Die Kapelle zählt zu den wenigen Kirchenbauten des 17. Jh. in diesem Gebiet. Aus dem Jahr 1603 stammt der dreiseitig geschlossene Chorraum, der ursprünglich nur vergittert war und dem 1672 das Schiff angefügt wurde. Der Bau ist sehr einfach gehalten. Der Hochaltar zeigt im Mittelbild Hubertus und Luzia, auf kleinen Postamenten über dem Altar Nikolaus und Eligius. In kleinen Nischen links und rechts archaisch anmutende Kleinfiguren (Antonius Einsiedl. und Bernard von Clairvaux), einfache naive, aber ausdruckstarke Bauernkunst. Kirchenpatrone waren 1604 Antonius Einsiedl. und Eligius. Heute wird nur noch der erste Sonntag im November (Hubertus) gefeiert.
(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)