ZVS-Wanderung von Steffeshausen nach Auel

Abgelegt in Allgemein, Geschichtliche Themen

Geschrieben am 01.10.2011

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Von Fossilien, drei Kirchen, gesprengten Brücken und einer Bahnlinie

Wir werden zu Beginn der heutigen geschichtskundlichen Wanderung einmal in die Erdgeschichte eintauchen, denn der Steinbruch „Auf Schleid“ bietet dazu eine gute Gelegenheit, wurden und werden doch hier immer noch Fossilien gefunden, die belegen, dass diese Gegend vor Jahrmillionen wohl Meeresgebiet war. Die Erdgeschichte, die hier deutlich wird, begann vor etwa 416 Millionen Jahren und endete vor etwa 359 Millionen Jahren: die Devonzeit. In dieser Zeit lag unser Gebiet unterhalb des Äquators und war von einem Flachwassermeer überlagert. Durch Verschiebung der Kontinente im Laufe der weiteren Millionen Jahre wurde das Land an die Stelle verschoben, an der es sich heute befindet. Die hier gefundenen Fossilien sind einmal Abdrücke von Muscheltieren und zum anderen versteinerte Wellenrippeln – beides ein Hinweis auf den Flachwasserbereich. Als sich das Wasser zurückzog blieben diese Spuren im Sand erhalten, der seinerseits zu Stein wurde, da er von anderen Schichten überlagert wurde und die Spuren des einstigen Lebens so konservierte.

Wir wandern heute durch zwei mittelalterliche Herrschaftsbezirke: einmal durch die Herrschaft Reuland bzw. den alten Königshof Thommen, zu dem Auel gehörte und zum anderen durch die Herrschaft Dasburg bzw. den Hof Leidenborn, zu dem Steffeshausen gehörte. In Steffeshausen ist seit dem frühen 13. Jh. (1214) ein Edeler von Steffeshausen namens Verric bzw. Wigrich bekannt. Vom Geschlecht derer von Steffeshausen hört bzw. liest man auch in den folgenden Jahrhunderten noch, wenn sie hier auch „nur“ als Knappen bzw. Junker erscheinen, die keine überregionale Bedeutung mehr hatten. Das edele Geschlecht bzw. einer ihrer Vertreter, muss sich indes um das Wohl der Kirche gesorgt haben, denn die Steffeshausener Pfarrkirche war zum Ende des 14. Jh. (1380) Nutznießer einer Schenkung eines Johann von Steffeshausen, der der Kirche Einkünfte des Gutes Hinderwies (Hemmeres) schenkte. Noch im 18. Jh. erhielt die Kirche Einkünfte aus diesem Gut.. Wann die erste Kapelle oder Kirche hier stand, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Tatsache ist jedenfalls, dass 1565 ein Umbau stattfand und dass 1776 eine Sakristei angebaut wurde. 1891 wurde die Kirche abermals vergrößert, indem die Westseite (Giebel) um 3 m herausgesetzt und mit 2 Türmchen (Treppe zur Orgelbühle und Taufkapelle) versehen wurde. Im Jahre 1935 erhielt die Kirche, die dem hl. Petrus geweiht ist, ihr heutiges Aussehen.

Von einem Priester ist noch zu berichten, der hier im Jahre 1861 gestorben ist und über sein Pfarrdorf hinaus bekannt geworden ist.  Die Rede ist von Pfarrer Joseph Arens, 1777 in Lascheid geboren, der zunächst bis 1803 als Kaplan in Thommen wirkte. Nach Kaplanstellen in Reuland und Espeler, wo er sich auch als Lehrer betätigte, übernahm er 1811 die Pfarrstelle in Steffeshausen. Auch hier widmete er sich der Erziehung der Jugend. Da er dies mit besonderem Erfolg tat, beauftragte ihn der Lütticher Bischof, die Erziehung der hiesigen Theologiestudenten in die Hände zu nehmen, denn wegen der unruhigen Zeiten waren die Seminare geschlossen worden. Über 870 junge Leute aus dem Malmedyer, St.Vither und Prümer Land her er zum Priesterberuf geführt. Arens wurde 1827 zum Dechant des Landdekanats St.Vith ernannt. Arens war Ehrenmitglied der Universität Löwen und die preußische Regierung verlieh ihm den „Roten Adlerorden“ wegen seiner Verdienste. Er starb 84jährig im Jahre 1861 in Eiserfey, wohin er sich nach seiner Pensionierung zurückgezogen hatte.

Ein Ort namens „Alue“ erscheint im Jahre 1313 in einem Einkünfteverzeichnis des Grafen von Luxemburg.  Es ist jedoch zweifelhaft, ob es sich hier um Auel handelt.  Als „Auiel“ erscheint der Ort hingenen im Feuerstättenverzeichnis des Hofes Thommen vom Jahre 1552, wo sieben Haushalte bestanden.

Die Ortschaft befand sich früher auf der rechten Seite der Our. (Die Our bildete die Grenze des Hofes Thommen.  Durch die ständigen Überschwemmungen bauten die Menschen ihre Häuser dann auf dem höher gelegenen linken Ufer. Eine erste Kapelle (Gebetshaus) im Ort wird i.J. 1619 erwähnt. Dieses Oratorium wurde 1820 wegen Baufälligkeit abgerissen und durch den Vorläufer der heutigen Kirche, einen quadratischen Bruchsteinbau ersetzt. Ab 1823 durften hier Messen gelesen werden. Auel gehörte damals zum Bistum Aachen.  Zwischen 1933 und 1935 wurde die heutige Kapelle, die dem hl. Josef geweiht ist, nach Plänen des Architekten Schulzen, St.Vith, erbaut.

Im Vertrag vom 24. Juli 1883 vereinbarten die Regierungen des Deutschen Reiches und des Großherzogtums Luxemburg den Bau einer Bahnverbindung von St.Vith nach Ulflingen. Diese Strecke zweigte in Lommersweiler von der Vennbahn ab und führte über Auel, Reuland, Oudler und Lengeler ins Großherzogtum. Bedeutung erlangte diese Strecke vorallem wegen der Gütertransporte zwischen Aachen und Luxemburg. Nach dem 2. Weltkrieg war die Strecke wegen zerstörter Brücken und des Tunnels von Hemmeres nicht mehr durchgehend befahrbar. In den jahren 1962-64 wurden die Gleise in Reuland abgebaut; nur das einstige Bahnhofgesbäude mit dem gotischen Schriftzug „Reuland“ zeugt von einer geschäftigen  Zeit.

(K.D.Klauser, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

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