ZVS-Wanderung von Manderfeld nach Auw

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Geschrieben am 01.10.2011

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Weltliche und kirchliche Eigenständigkeiten im oberen Ourtal

Das Hofgebiet von Manderfeld entstand wohl im 6. Jahrhundert als eine geschlossenen Siedlungseinheit am Oberlauf der Our. Der karolingische Königshof Manderfeld beherrschte das gesamte obere Ourtal vom Quellgebiet bei Losheimergraben bis Andler und von Kobscheid bis Holzheim. Im 13. Jh. ist es dann zu einer Teilung dieses Gebiets gekommen, vermutlich wegen der Zunahme der Bevölkerung im Zuge der Rodungstätigkeit in der 4. Siedlungsperiode. Auch der Zerfall der Zentralgewalt mag hier ein Grund gewesen sein: Lokale Dynasten bemächtigten sich des herrenlosen Landes. Um 1300 gaben die Herren von Daun den Hof Manderfeld an die seit dem Ende des 12. Jh. erstarkenden Herren von Schönberg ab, die in Manderfeld das Präsentationsrecht hatten. Im Jahre 1342 verkauften die Dauner auch den Hof Auw an Kuno von Schönberg. Daun behielt lediglich die Wasserburg Tornbach und ein Viertel der Gerichtsbarkeit in Manderfeld und Auw. Mit der Aufteilung der weltlichen Herrschaft dürfte sich auch die pfarrliche Aufgliederung zwischen Manderfeld und Auw vollzogen haben. Die Our bildete die Grenze zwischen den beiden gleich großen Höfen. Krewinkel, Afst und Weckerath sowie das bereits im 14. Jh. untergegangene Romersbreth gehörten zu Auw, während Verschneid und der wüstgefallene Weiler Marspelt zu Manderfeld gehörten. Beide Höfe blieben jedoch durch ein gemeinsames Weistum und eine gemeinsame Gerichtsordnung verbunden. Diese innere Grenze ist aber zum Ende des 15. oder zu Beginn des 16. Jh. in der heutigen Form verschoben worden. Mit der Bildung einer Staatsgrenze 1919/20 hat sich zwischen den beiden Schwesterorten ein Scheidungsprozess eingestellt, der jedoch durch den Wegfall der Grenzen wieder gemildert bzw. überwunden werden kann.

Vor 1150 Jahren erschien Manderfeld erstmals urkundlich im Lichte der Geschichte. Kein Geringerer als Kaiser Lothar stellte in seinem Königshof Manderfeld im Jahre 854 eine Urkunde für die Abtei Prüm aus. Der Manderfelder Königshof dürfte in der Nähe der Kirche gestanden haben. Der Hof Manderfeld gehörte im Mittelalter (bis 1795) zum kurtrierischen Amt Schönberg.

Die Kirche trägt das Patrozinium des hl. Lambertus. Die Ursprünge dieses Baues reichen vermutlich ins 9. oder 10. Jh.; der Turm zeigt heute noch markante Eigenheiten eines Wehrturmes. Der heutige Bau stammt z.T. noch aus dem 16. Jh. Eine große Umänderung erfuhr das Gebäude erst um 1780 unter Pfarrer Urban. Das gesamte Langhaus, das bis dahin auf einer Mittelsäule ruhte, wurde in der heutigen Form gestaltet. Auch die Orgelempore und der Sandsteinkreuzweg, zu dem auch die „Siebenschläfer“ gehören, wurden unter diesem Pfarrer angelegt.

Nach Weckerath beschreiten wir einen alten Weg nach Romersbreth, den Akadolev. Von der Wüstung Romersbreth sind heute noch Spuren im Gelände zu erkennen. Die Ortschaft verdankt ihre Entstehung vielleicht dem Kloster Prüm (Romar – pratum (=Feld des Romar) ). Im Ormonter Schöffenweistum von 1596 wird der Ort indes nicht mehr genannt. Im Jahre 1794 taucht er dann wieder auf, und zwar in der Aufstellung des Zehnts für den Manderfelder Pfarrer. In einigen Urkunden des Pfarrarchivs Manderfeld werden bis zum Ende des Ancien Régime zwei zehntpflichtige Orte aufgezählt: St.Gerog (Görres) und Deller. Bis heute konnte nicht geklärt werden, ob es sich hier um verschwundene Orte oder Einzelgehöfte handelt. Der Dellbach ist eine Bezeichnung, die einen Hinweis auf diesen Ort bzw. Einzelsiedlung geben könnte.

Weckerath ist eine Rodungssiedlung, die vom Königshofe Manderfeld ausging und die zwischen dem 10.-12 Jh. entstanden sein dürfte, genauso wie Lanzerath und Berterath. Nach 1650 wüteten lothringische Truppen erbarmungslos in der Ortschaft; alle Häuser wurden ein Raub der Flammen. Auch Weckerath wechselte im 17. Jh. von Auw nach Manderfeld. Warum hat man die Grenzen zwischen den beiden Höfen korrigiert ? Es sah so aus, als erhalte Auw als „Trostpreis“ für die Abtretung von Krewinkel und Weckerath den Ort Verschneid. Verschneid und seine Bannmühle war vielleicht der Grund für die ganze Grenzkorrektur. Während der Ardennenoffensive lief der Mühlenbetrieb unter Müllermeister Michael Dimmer zwar weiter, doch gab’s für den Ort auch bange Tage während der verschiedenen Frontwechsel.

Zur Gemeinde Auw gehören neben Auw noch die Orte Schlausenbach, Laudesfeld, Herzfenn, Wischeid und Verschneid. Mit einer Höhendifferenz von 445 m im Ourtal bei Wischeid und 695 m beim Kettenkreuz auf der Schneifelhöhe befindet sich die Gemeinde Auw in einer abwechslungsreichen Mittelgebirgslandschaft.

Die Pfarrkirche Sankt Peter und Paul wurde um 1530 erbaut. Der Kirchturm soll bereits zu Beginn des 11. Jahrhunderts entstanden sein. In den Jahren 1957 bis 1958 wurde ein Neubau an die alte Kirche angebaut. Der Neubau wurde durch freiwillige Spenden der Dorfbevölkerung finanziert. Viele stifteten ein Stück Vieh für den Bau der Kirche. Zur Erinnerung daran wurde eine Kuh aus Bronze als Griff an die Eingangstüren angebracht. Sehenswert sind der Hochaltar von 1648 und die beiden restaurierten Seitenaltäre von 1658, auf denen auch Gemälde der Ortslagen Auw (Marienaltar) und Schlausenbach (Josefsaltar) zu sehen sind.

(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

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