Von Fuhrleuten, alten Grenzen und malerischen Ardennendörfern
Die Gegend westlich von Recht ist ein über tausend Jahre altes Grenzgebiet, in dem sich seit Jahrhunderten die romanische und die germanische Kultur begegnen. Der Bennevis-Bach, der nach 2.400 Metern bei der Ochsenbaracke in den Rechter Bach mündet, bildete die Grenze zwischen der Abtei Stavelot-Malmedy und dem Königshof Thommen. Laut einer Urkunde des Jahres 670 verlief die Grenze des Abteigebiets ursprünglich jedoch weiter westlich: mitten durch ein Waldgebiet, dass den Eichenwald des Helmin vom Gutsbesitz des Audast trennte. Audast, Helmin und Didilon dürften somit lokale Herren gewesen sein, die im Gebiet des heutigen Recht ihre Besitzungen hatten. Der erwähnte Eichenwald des Helmin besteht in der heutigen Bezeichnung „In der Eicht“ weiter fort während Helmini dem Ort Houvegnez (als „Homjes“ in Rechter Mundart und „Houmgné“ in wallonischer Mundart) seinen Namen gegeben hat. Urkundlich wird der Ort schon im 7. Jh. erwähnt.
In ihrer Villa in Houvegenz wird Frau Edile Van den Berg-Dutillieux oft an die glorreiche Zeit der Staveloter Abtei zurückgedacht haben, denn in ihrem Testament (1931) vermachte sie den Benediktinermönchen ein großes Waldgelände bei Mâfa zur Errichtung eines neuen Klosters. Diese Erbschaft wurde gegen ein um die Hälfte kleineres Gelände auf der Höhe von Wavreumont eingetauscht, wo im Juni 1952 die neue Benediktinerabtei eingeweiht wurde. Die Schwester der Edile Dutillieux, Eugénie, heiratete den aus Huy stammenden Ferdinand Fabry. Er ist der Erbauer des „Château des Fagnes“ in Houvegnez, das heute als Hotelbetrieb weiter besteht.. Etwa 1 km von der Ortsmitte, in südwestlicher Richtung, liegt die „Ferme de Houvegnez“, ein alter Hof, der schon vor der Bewirtschaftung durch die Staveloter Mönche bestanden haben soll. In der Franzosenzeit (1798) gelangte der Hof in den Besitz des Grégoire Nicolay. Verschiedene Eigenbesitzer und Pächter bewirtschafteten in den folgenden Jahrzehnten das 95 Ha große Gelände, das vor dem 2. Weltkrieg im Besitz der Eugénie Fabry war und dann unter Sequester kam. Heute ist der Hof im Besitz einer Antwerpener Versicherungsgesellschaft.
Die Ortschaft Logbiermé („Legbirmesch“ in Rechter Mundart) in der Gemeinde Trois-Ponts gelegen, ist völlig von Wald umgeben und bildet eine Rodungssiedlung auf dem Plateau von Wanne. Der Ort liegt auf ca. 560 m ü.M. und kennt ein entsprechendes unwirtliches Klima. Dennoch, so die Meinung der Heimatforscher, deute der Ortsname auf einen keltischen Ursprung. Heute setzt sich der Ort aus ca. 35 Häusern zusammen, die allesamt aus Bruchsteinen erbaut wurden. Auch Fachwerkkonstruktionen sind vielfach zu finden. Einheimische bewohnen die eine Hälfte der Häuser, während die andere Hälfte aus Zweitresidenzen besteht. Der dörfliche Charakter ist sehr gut erhalten und die Bausubstanz ist den klimatischen und den (land)wirtschaftlichen Gegebenheiten abgepasst. Sogar ein kleines Museum befindet sich hier in einem ehemaligen Ochsenstall. Jules Hurdebise, der unermüdliche Erforscher der Geschichte seiner Heimat, hat in jahrelangem Sammeln alle möglichen Objekte aus Küche, Stall, Werkstatt und anderen Lebensbereichen zusammengetragen und in einer urwüchsigen Atmosphäre ausgestellt. Er ist auch der Entdecker der Wüstung Mâfa, denn seine Ausgrabungen lieferten den Beweis für die Existenz des an der Pest im 14. Jh. ausgestorbenen Ortes zwischen Recht und Logbiermé. Nach Mâfa sollen laut Überlieferung die Pestkranken hingebracht worden sein. Heute sind nur noch Siedlungsreste zu sehen, die, von Vegetation umwuchert, ein Sinnbild für alles Vergängliche darstellen. Zu sehen sind hier noch die Fundamente einer Einsiedelei, eines Backofens, einer Vorratskammer. Viele der Funde befinden sich im Museum von Logbiermé. Flurnamen und ein Kreuz (coix de Mâfa) deuten heute noch auf die Siedlung hin, die schon im 12. Jh. als Besitzung der Staveloter Mönche urkundlich erwähnt wird.
Uralte Verkehrswege durchkreuzen die Gegend, die heute recht abgelegen erscheinen mag. Im Mittelalter verlief allerdings eine Hauptverkehrsachse über das Hochplateau, die wegen der langen Steigungen den Leistungen der Fuhrleute und der Zugtiere noch heute unbedingten Respekt abverlangt: Die Rede ist vom „Grand Chemin du Luxembourg“, dem großen Verkehrsweg zwischen Luxemburg und Stavelot, der sich von Schmiede kommend, an Deiffelt vorbei nach Mauvaises Pierres und Poteau schlängelte. Von dort führte der Weg der späteren preußisch-belgischen Grenzlinie folgend nach Mon Legros, bis zur Höhe des Ward, an Logbiermé und Hénumont vorbei in Richtung Stavelot. Entlang dieses großen Verkehrsweges entstanden mehrere Herbergen und Kleinstsiedlungen, wie z.B. Schmiede (4-5 Behausungen), Baraque de Beho (später Neuhaus), Kretels, Mâles Pîres (Mauvaises Pierres), Poteau, Mon Legros, Mon Mâfa, Mohipré oder La Belle Femme. Hier konnten sich die Reisenden mit ihren Pferde- und Ochsengespannen von den Strapazen erholen. Heute sind viele dieser Siedlungen verschwunden und leben nur in den Erzählungen der Heimatkundler fort. (
(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)