ZVS-Wanderung von Faymonville nach Weismes und Steinbach

Abgelegt in Allgemein

Geschrieben am 01.10.2011

Von „Türken“, dem Kulturkampf, einer Befestigung und einer Hutfabrik

Die Ortschaft Faymonville, in deutscher Bezeichnung „Außenborn“ oder „Ussenbirt“, gehörte im Mittelalter stets zum Hof und zur Pfarre Bütgenbach. Die deutsche Bezeichnung deutet denn auch auf die Lage des Dorfes in Bezug auf Bütgenbach: jenseits des Birt, des Höhenzuges, der sich zwischen Bütgenbach und Faymonville erstreckt. Die erste schriftliche Erwähnung findet sich zu Beginn des 16. Jh., doch dürfte die Gegend schon zu keltischer Zeit besiedelt gewesen sein, denn der Goldbach, ein Zufluss der Warchenne, führte das edle Mineral, das von unseren Vorfahren schon ausgewaschen wurde.

Zu Beginn des 18. Jh. erhielten die Einwohner Faymonvilles die Erlaubnis zum Bau einer eigenen Kapelle, da der Weg zur Pfarrkirche in Bütgenbach oft sehr beschwerlich war. Der Herr von Reifferscheid, Gerichtsherr in Bütgenbach, legte den Grundstein i.J. 1701.  Es wird berichtet, dass die Kapelle zunächst keine Glocke besessen habe und dass der Kaplan die Gläubigen vom Turm aus zum Gottesdienst rief. Ob dies auch zur Bezeichnung „Türken“ beigetragen hat ? Im Zuge der Pfarrreform unter Bischof Zaepffel (1803) gelangte Faymonville zur Pfarre Weismes, allerdings nur bis 1811, um dann wieder, aufgrund verschiedener Differenzen, nach Bütgenbach zurückzukehren. Im Jahre 1837 wurde Faymonville zum Rektorat, was zur Folge hatte, dass ein Friedhof angelegt wurde und dass die Neugeborenen hier getauft werden konnten. Trotz intensiver Bemühungen der Einwohner, (Petitionen nach Köln und Berlin) gelang es nicht zur eigenen Pfarre erhoben zu werden. Im Jahre 1910 wurde unter Rektor Pohl ein neues Gotteshaus errichtet, da die alte Kapelle zu klein, baufällig und feucht geworden war. Am 7. August 1913 wurde sie durch den Kölner Weihbischof Müller eingesegnet. Bis 1921 gehörte das Dorf zur Pfarre Bütgenbach, wurde dann in kirchlicher und weltlicher (eigene Gemeinde) Hinsicht eigenständig. Seit den Gemeindefusionen von 1977 gehört Faymonville zur Gemeinde Weismes.

Möglicherweise ist ein befestigter Wachposten an einer lokalen Römerstraße Ursprung des Dorfes Weismes, das i.J. 888 erstmals in einer Urkunde des Aachener Marienstiftes erwähnt wird. Um diese Befestigungsanlage („Tchesté“) am Ufer der Warchenne herum hat sich das Dorf an der Grenze zum Herrschaftsbezirk der Doppelabtei Stavelot-Malmedy entwickelt. Im 10. Jh. war Weismes Teil des fürstabteilichen Gebietes und die Herren von Weismes (die urkundlich seit 1166 bekannt sind und 1423 ausstarben), übten die Funktion des Meiers bzw. des Schultheißen in Malmedy aus. Zu den abteilichen Grundherren hatten die Weismeser Herren wohl stets ein angespanntes Verhältnis, denn Reinhardtstein wurde im Auftrag des luxemburgischen Herzogs Wenzel erbaut und das Kloster Malmedy wurde im 14. Jh. von den Weismesern angegriffen. Die Weismeser waren wohl in manche Fehde des Mittelalters verstrickt, so z.B. als der Limburger Herzog das Dorf i.J. 1254 in Schutt und Asche legen ließ. Nach der knapp 20jährigen Franzosenzeit wurde Weismes, wie Malmedy, dem preußischen Königreich angegliedert, wo es zur Bürgermeisterei erhoben wurde. Die Preußenzeit kann als wirtschaftliche Blütezeit angesehen werden, denn aus dieser Zeit stammen einige Straßenbauten (z.B. Malmedy – Weismes), die Hutfabrik Debrus, die Eisenbahn und auch der bekannte „pèket“, der Branntwein, der in Weismes destilliert wurde. Der sog. „Kulturkampf“, Bismarcks Versuch die Malmedyer Wallonie zu germanisieren, ist den Bewohnern dieser Gebiete indes als wenig rühmliche preußische Episode in Erinnerung geblieben. Als Ergebnis dieser Drangsalierungsmaßnahme war nachher ein Erstarken des Wallonischen und ein gefestigtes Selbstbewusstsein zu verzeichnen. Die Malmedyer und Weismes dürften sich daher 1920 im neuen belgischen Vaterland recht schnell heimisch gefühlt haben.

Der Weismeser Pfarrer und Heimatforscher François Toussaint vermutet, dass die Ursprünge der Kirche in bis die Zeit Karls des Großen reichen. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich indes in einer Urkunde des Abtes Wibald aus dem Jahre 1131. Nach der Zerstörung der Kirche und des Dorfes im 13. Jh. wurde diese mit einem festungsartigen Turm wieder erbaut. Im 16. Jh. wurde sie als Zweischiffkirche erneuert. Im Jahre 1620 wurde Weismes zur Pfarre erhoben; der Taufstein der heutigen Kirche stammt aus dieser Zeit. Im 18. Jh. wurden Taufkapelle und Sakristei angebaut. Nach einem Blitzeinschlag wurde der Turm 1866 erneuert. Die heutige Kirche ist das Ergebnis der Vergrößerung des Jahres 1927. Neben dem Taufbecken zählen die Alabasterstatuen des 16. und 17. Jh. zu den wertvollsten Ausstattungsgegenständen.

Ondenval (Niedersteinbach), Remonval und Steinbach, die Dörfer an der Sprachengrenze, heute zu Gemeinde Weismes gehörend, befanden sich an der Westgrenze des alten Abteigebietes von Stavelot-Malmedy. Steinbach leitet seinen Namen vom Grenzbach „Stagenbachus“  ab, der um 670 erwähnt wird. Das Dorf selbst dürfte indes jüngeren Datums sein, denn es erscheint erst 1435 erstmals in einer Urkunde. Der Weiler liegt oberhalb des „Thier des Macrâles“ (Hexenberg). Hier fand man die Weidenäste, die zu Stricken zusammengebunden wurden, mit denen man die Übeltäter zum Hochgericht nach Floriheid (Malmedyer Galgen) führte.

(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

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