ZVS-Wanderung durch und um die Ortschaft Bütgenbach

Abgelegt in Allgemein

Geschrieben am 01.10.2011

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Von Schultheißen, von Gespenstern und vom Talsperrenbau

Ort und Kirche Bütgenbach werden erstmals um 1130 in einem kirchlichen Abgabeverzeichnis urkundlich erwähnt. Vermutlich ist die Siedlung aus dem älteren Hof Büllingen entstanden. Der Volksmund erzählt, dass sich die ursprüngliche Siedlung in der Bütgenbacher Heck befunden habe, wo vor dem 2. Weltkrieg noch Mauerreste sichtbar waren. Wie dem auch sei, in einer im 14. Jhd. in Köln ausgestellten Urkunde wird die Kirche und Pfarre Bütgenbach als zehntpflichtig an die Malmedyer Abtei beschrieben. Das Patronat der Pfarre, die zum Dekanat Zülpich (Erzbistum Köln) gehörte, besaß der Abt von Malmedy. Die Grundfesten der alten Kirche, die sich unweit des heutigen Friedhofs befand, stammten z.T. aus dem 11.-12. Jhd.; das Chor dürfte auf das 16. Jhd. zurückgehen. I.J. 1931 wurden nach Plänen des Malmedyer Architekten Cunibert die heutige Kirche errichtet. In der alten Kirche befanden sich mehrere Grabsteine von ehemaligen Amtsleuten: v.Rolshausen, v.Reiffenberg und Bulich.

Den Ort Bütgenbach finden wir zu Beginn des 13. Jhd. im Besitz des Limburger Grafen Walram d.Ä., Herr von Montjoie und Bütgenbach. Sein Sohn Walram d.J., ein kriegerischer Zeitgenosse, war in manche Fehde mit den Bischöfen von Köln und Lüttich verwickelt; Lütticher Söldner zerstörten dann schließlich auch einen „Turm“ in Bütgenbach (1237), den Vorläufer der Burg, die wohl durch Walram d.J. an der NO-Seite des Ortes, auf einem Felsvorsprung am linken Warcheufer errichtet wurde. Nach dem Tod von Walrams Sohn (1266) erlosch die Dynastie Monschau-Bütgenbach im Mannesstamme und die Burg kam durch Erbschaft an die Falkenburger. Walram der Rote erwarb 1271 St.Vith und Neundorf (luxemb. Lehen) und fortan bildete das St.Vither und das Bütgenbacher Land bis zur Frz. Revolution eine Einheit. Walram d. Rote gilt auch als Gründer der Klostersiedlung „Porta Coeli“, deren genauer Standort bis heute nicht ergründet werden konnte. Nach dem Tod Johanns von Falkenburg (1352), eines Enkels Walrams des Roten, erlosch das Falkenburger Geschlecht und die bisherige Herrschaft Montjoie-Bütgenbach-St.Vith wurde geteilt, wobei Monschau zu Jülich kam und der Rest dem Herzogtum Luxemburg unter den Sponheimern, später (ab 1417) dem Hause Nassau-Oranien angehörte. Die Nassauer verpfändeten ihren Besitz in Bütgenbach mehrfach und die Burg ging 1503 in den Besitz der nassauischen Lehnsleute von Rolshausen über. Die Burg wurde mehrfach zerstört und die Untertanen waren verpflichtet, oft gegen ihren Willen, diese wieder herzurichten. Das Burghaus („Wewesch“), wahrscheinlich in der Mitte des 16. Jhd. erbaut, beherbergte die Burgverwalter. Auf den untreuen Verwalter namens Weber spielt die Sage vom Heckenmännchen an.

Der Hof Bütgenbach (wohl um 1400 als Viandener Burglehen errichtet) war Sitz der Schultheißen des Bütgenbacher Gerichts. Das Bütgenbacher Gericht war zuständig für den Hof Bütgenbach, für Teile des Hofs Büllingen und die Meierei Recht. Der Galgen befand sich an der Bütgenbacher Hütte. Seit dem 15. Jhd. war der Hof im Besitz der Reiffenbergs, die ihn nach einer Zerstörung i.J. 1574 wieder herrichteten. 1754 erwarb P.B. von Baring den Besitz und errichtete den Torbau (mit Wappenstein). Die heutige vierflügelige Anlage mit Innenhof stammt im Wesentlichen aus dem 18. und 19. Jhd. und beherbergt seit den 1990er Jahren das Seniorenheim.

Der Bau des Krankenhauses geht auf das Jahr 1890 zurück. Schon 1878 wandte sich Pfarrer Kratz an die Schwestern des hl. Vinzenz von Paul in Köln, mit der Bitte Schwestern für die Kranken – und Armenpflege (Typhus) nach Bütgenbach zu entsenden. Doch erst sein Nachfolger, Pfr. Goerdten, konnte den Bau des Krankenhauses durch Grundstückserwerb und eigene Spenden entscheidend voranbringen (1890). Im Laufe von 25 Jahren wurde zweimal angebaut (1900 und 1911). Die Kriegszeiten brachten wiederum viel Not und die Schwestern, die auch den Kindergarten und die ambulante Krankenpflege versahen, gewährten Hilfe und Linderung. Vor rund zehn Jahren wurde das Josefs-Haus abgerissen, nachdem es 1987 seine Funktion einstellen musste.

Der Bütgenbacher Viadukt (zw. 1910 und 1912 erbaut) ist Teil der Eisenbahnlinie Trois-Ponts – Jünkerath. Diese Strecke wurde seit dem 19 Jhd. in mehreren Abschnitten beiderseits der Grenze gebaut. Die Strecke Weywertz – Jünkerath wurde 1912 eröffnet, doch erst mit der Eröffnung des Teilstücks Stavelot-Malmedy (1914) gewann sie strategische Bedeutung.

Im Zuge der Elektrifizierung des Landes baute die SOFINA ab 1925 den Stausee von Robertville. Vier Jahre später begannen die Bauarbeiten in Bütgenbach; dieser See sollte als Reservebecken für den See von Robertville dienen, der seinerseits wegen des günstigen Gefälles zur Stromerzeugung wie geschaffen war. Eine kleine Stromzentrale ist jedoch auch in der Bütgenbacher Staumauer untergebracht, deren 11 Stahlbetongewölbe sich über 140 m erstrecken und 23 m hoch sind. (K. LIMBURG und K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen). Jahrhunderts wohl schon zum Erliegen gekommen ist.

(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

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