Zu Besuch im „Spanischen Ländchen“
Der anerkannte Erholungsort besteht aus den Teilen Kronenburg und Kronenburgerhütte, früher Standort einer Eisenhütte. Kronenburg selbst ist ein malerisches Burgdorf, das auf einer Bergkuppe über der Talsohle der Kyll liegt (591 m NN). Das Gelände fällt nach allen Seiten schroff ab, nur am Nordende besteht eine schmale Erdbrücke. Mit dem Kronenburger See (1976) bietet der Ort eine wesentliche Bereicherung des Oberen Kylltales als Erholungsgebiet: einen Ferienpark (130 Bungalows) mit vielfältigen Sport- und Freizeitmöglichkeiten. In Kronenburg befinden sich mehrere Kunstwerkstätten, u.a. gründete hier Professor Peiner Anfang der 30er Jahre seine berühmte Malerschule. 1955 wurde der Gebäudekomplex vom Eifelverein erworben, der es bis 1994 als zentrales Wanderheim („Eifelhaus“) nutzte. In der früheren »Meisterschule der Malerei« (1938–1945) befindet sich seit 1952 die Bildungsstätte des Landes Nordrhein-Westfalen, seit 1998 Haus für Lehrerfortbildung.
1277 trat Kronenburg mit der Erwähnung in einer Urkunde der Abtei Stablo-Malmedy erstmals ins Licht der Geschichte. Damals gehörte Kronenburg zur Herrschaft der einst so mächtigen Edelherren von Dollendorf. Die politisch flexiblen Dollendorfer hatten sich über einen Zeitraum von rund 150 Jahren abwechselnd mal auf Luxemburger, Jülicher oder Kurkölner Seite geschlagen und schließlich kaufte sich sogar Trier im 14. Jahrhundert noch Rechte an dieser Herrschaft hinzu. Die Luxemburger hatten über die Zeit hinweg jedoch ihre Machtfülle in hohem Maße ausweiten können und so nimmt es nicht Wunder, dass sich Kronenburg schließlich aus der politischen Zwickmühle befreite indem es sich auf die Seite Luxemburgs schlug und die Lehenshoheit Luxemburgs akzeptierte. Im Jahre 1327 entstand aus einem Zweig der Dollendorfer eine eigene Kronenburger Linie. Der erfolgreichste Kronenburger, Ritter Peter von Kronenburg, verhalf dem Hause Kronenburg zwar zu höchstem Ansehen, hinterließ jedoch trotz dreier Ehen keinen Stammhalter. Somit war es mit Kronenburg als Residenz nach dem Tode des Ritters Peter von Kronenburg im Jahre 1414 vorbei. So wurde Kronenburg von Beamten ständig wechselnder Eigentümer verwaltet und verlor stetig an Bedeutung. Allein wegen der sich entwickelnden einheimischen Eisenindustrie war es für die Besitzer noch von Interesse. Obwohl Kronenburg im Laufe der Zeit den verschiedensten Häusern gehörte, verblieb es doch bei Luxemburg. Der Begriff „Spanisches Ländchen“ für Kronenburg und dessen Umland liegt in folgendem Sachverhalt begründet: Der deutsche Kaiser Karl V., der gleichzeitig Herzog von Luxemburg war, übergab seinem Sohn, Philipp ll. von Spanien im Jahre 1555 die Niederlande. So fiel auch Kronenburg an Spanien und bildete inmitten der von Kurtrier beherrschten Eifel eine spanische „Insel“. Fortwährend neue Kriege, ständig wechselnde Besatzer, Pest und Nöte im 17. Jahrhundert ließen Kronenburg – wie viele andere Orte in der Eifel – gründlich verfallen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts jedoch – um 1715 – beruhigte sich die Lage unter österreichischer Herrschaft und das Land nahm einen langsamen und bescheidenen Aufschwung. Der wurde stärker beschleunigt, als Frankreich 1794 die linke Seite des Rheins besetzte und den Abbau in den Eisengruben von Stadtkyll und Dahlem stärker förderte. Die französische Besetzung Kronenburgs wurde von der Bevölkerung sehr positiv aufgenommen (K. war Kantonalhauptort) und die Franzosen blieben noch lange in guter Erinnerung. Aus Preußen jedoch kam für die Eifel nie etwas Gutes und so brachte die Zugehörigkeit Kronenburgs zu Preußen ab 1819 den endgültigen Niedergang auch für diesen Ort. Ob Kronenburg, Hellenthal, Blankenheim oder wo auch immer: stets das gleiche Bild: ineffiziente Verwaltungsstrukturen, Desinteresse und der verschlafene Anschluss der Eifel an die Eisenbahn (neue Absatzmärkte) führten zum Niedergang der gesamten Wirtschaft der Region und brachten Hunger und Elend. Als dann noch Missernten hinzu kamen, wanderten große Teile der Bevölkerung nach Amerika aus. Die Bevölkerung von Kronenburg schrumpfte von 600 Einwohnern im Jahre 1800 auf nicht ganz 350 um das Jahr 1900 zusammen.
So ist ein Gang durch Kronenburg ein Gang durch die Geschichte. Nur wenige Burgorte, die einst so zahlreich in der Eifel vorhanden waren, sind heute noch in diesem Zustand erhalten.
Als wichtigste Sehenswürdigkeiten gilt die Ruine der Kronenburg und sein fast vollständig erhaltener Burgbering aus dem 13./14. Jh.. In die Ringmauer ist die spätgotische Pfarrkirche „St.Johannes der Täufer“ einbezogen, die in der heutigen Form aus der Zeit um 1500 stammt. Sie ist eine Einstützkirche, d.h. ein einziger Pfeiler in der Mitte trägt das überaus feine Gewölbe. Viele gut erhaltene und restaurierte Fachwerkhäuser sind im Burgbering heute noch vorhanden. Erwähnenswert ist das Haus Pallandt (Nr. 22), dessen Fassade von dem Wappen verziert wird. Das Nordtor wurde im 14. Jahrhundert erbaut und dahinter erstrecken sich die uralten Gassen des Burgortes. Die Rückwände der Häuser sind in die Ringmauer integriert (Burgbering); hier wohnten und wirkten in der alten Zeit Handwerker und „Burgare“ (Bürger), Privilegierte dieser Zeit, die ebenso dem Burgherrn zusätzlichen Schutz gaben, wie dieser mit seiner Burg die Bürger schützte.
(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)