Von Brückenbauern, Goldsuchern und den „Degdeberjer Tünnesse“
Selbst wenn die Ortschaft Born erst in der Zeit der fränkischen Landnahme (Zeit der Völkerwanderung) entstanden sein dürfte, so deuten doch einige Bodendenkmäler in der Nähe der Ortschaft auf eine frühere (keltische, römische) Besiedlung hin. Bei diesen Bodendenkmälern handelt es sich um Goldseifenhügel im Gebiet des Ladebaches und im Langenmett , um die Hülsburg im Schwarzenvenn und die römische Villa bei Montenau. Die Goldseifen sind eine Ansammlung von Löchern und Erdaufhäufungen, die bei der Goldgewinnung durch Auswaschen der Erde entstanden sind. Wie am Rechter Bach bei Schlommenfurt und im Ameltal bei Montenau finden sich auch hier diese typsichen Aufschüttungen, die auf die Keltenzeit zurückgehen. Die Hülsburg wird erstmals vom Daleidener Pfarrer Michel Bormann (1795 – 1860) im 2. Band seines Werks „Beitrag zur Geschichte der Ardennen“ (1842) erwähnt. Er beschreibt, daß am Rande des Waldes eine Kette von alten Gräben erkennbar sei, die einst eine Verteidigungs- und Befestigungsfunktion hatten. Um 1810 habe man hier Gemäuer, Quadersteine, Reste von Gewölben sowie „vieles zugerichtete, mit Eisen beschlagene Eichenholz“ gefunden, das beim Bau eines Hauses in Deidenberg Verwendung gefunden habe.
Der Ortsname Born deutet wahrscheinlich auf eine Quelle, einen Brunnen im Siedlungsbereich hin. Im Haus „Burres“ (= Bornhaus) befand sich eine solche Quelle, die heute nicht mehr zugänglich ist und dessen Wasser sich unterirdisch in die Emmels ergießt. Die erste Kirche des Dorfes ist vermutlich im 16. oder 17. Jhd. erbaut worden. Das Patrozinium der hl. Luzia deutet darauf hin, dass Born wohl in vorchristlicher Zeit Verehrungsort einer Quellgöttin gewesen ist, wie dies in Wiesenbach z.B. auch der Fall war. Auch hier hat die Christianisierung die heidnischen Gottheiten durch christliche ersetzt. Die Verbindung zu einer (heiligen) Quelle als Ursprung der Ortsgründung bzw. als Erklärung des Ortsnamens erscheint hierdurch bestätigt.
Als markantes Bauwerk des Ortes gilt die aus 11 Rundbogen bestehende, auf 10 Pfeilern ruhende Freiherr-von-Korff-Brücke. Diese Brücke war Teil der Eisenbahnverbindung St.Vith – Recht – Vielsalm, die im Jahr 1916 erbaut wurde. Diese Verbindung, genau wie die Verbindung Gouvy -St.Vith, wurde als Kriegsbahn von den Deutschen angelegt, um den militärischen Nachschub an die französische Front zu befördern. Die Brücke überspannte die Vennbahn, die seit 1887 Aachen mit St.Vith verband. Sie trägt den Namen des letzten preußischen Landrats, der von 1907 bis 1920 in Mamedy residierte.
Die Borner Mühle, dessen Geschichte auf den Anfang des 19. Jh. zurückgeht, kannt ihre Blütezeit in den ersten Jahrzehnten und auch in der Nachkriegszeit des 20. Jh., als die Familie Theissen den Betrieb erweiterte.
Die Ortschaft Deidenberg, seit jeher zu Hof und Pfarre Amel gehörig, ist heute besonders wegen des Karnevals bekannt, der hier durch die „Degdeberjer Tünnesse“ in vielfältiger Weise gefeiert wird und überregional bekannt ist.
Die heutige Kirche, die der hl. Familie geweiht ist wurde zwischen 1959 und 1961 aus behauenen Arkosesteinen erbaut, die aus den benachbarten Steinbrüchen in Ondenval stammen. Der Turm, der 7,50 m vom Kirchenschiff entfernt steht, wird heute noch manchmal als Fehlplanung bezeichnet, da er im Nachhinein viel Geld gekostet hat, (u.a. für die Verkleidung des oberen Fünftles) und wegen des für hiesige Gepflogenheiten untypischen Baustils (Kampanile). Die Innenausstattung ist nicht überladen, sehr gefällig und dem Bruchstein durchaus angepasst: zwei Figuren aus der alten Kapelle (Germanus und Isidor mit Ochs) sowie eine moderne Darstellung der hl. Familie schmücken den Innenraum, der durch die offene Deckenkonstruktion an Wärme und Raum gewinnt.
Die erste Schule (unschwer an der Inschrift zu erkennen) stammt aus preußischer Zeit, und zwar aus dem Jahre 1850. Der Lehrer in Deidenberg hatte, da wo sich heute die Sanitäranlagen befinden, einen kleinen Stall. Im Jahre 1921 – wir waren gerade belgisch geworden – wurde die Schule vergrößert. In Belgien herrschte seit 1920 Schulpflicht und der Andrang wird entsprechend gewesen sein. 60 – 80 Schüler und ein Lehrer waren damals durchaus üblich. 1938 wurde der Schulssal in zwei Klassen geteilt, einfach, indem man eine Bretterwand einzog. Im Jahre 1952 hatte die Schule ausgedient, denn die seit 1950 im Bau befindliche neue Schule wurde fertiggestellt und ist bis heute in Dienst.
Der Wolfsbusch, früher auch Wolfsberg genannt, erstreckt sich vom Ameltal (420 m ü.M.) bis auf eine Höhe von 592 m (Kolhau) um dann wieder jenseits der Sprachengrenze im Bereich von Ligneuville auf 440 m abzufallen. Buche und Eiche waren die Gehölze, die hier genutzt wurden (Köhlerei, Nutzholz). Zur Zeit Maria Theresias (1756) wurde der Wolfsbusch unter die angrenzenden Ortschaften Born, Deidenberg, Iveldingen, Montenau, Eibertingen und Schoppen aufgeteilt. Die Bezeichnung Holzweg (Weg von Deidenberg zum Wolfsbusch) deutet an, dass die Deidenerger über diesen Weg ihr Holz nach Hause brachten.
(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)