Von Burgleuten, Tunnelbauern und einer „neuen“ Mühle
Die heutige Wanderung beginnt an dem Punkt, an dem die Ortschaft Lommersweiler vermutlich vor über 700 Jahren entstanden sein dürfte, an der Willibrordus-Kirche. Die Zentren des Willibrord-Kultes liegen bekanntermaßen in Flandern, Holland und in Echternach. In der dortigen Abtei befindet sich sein Grab (gest. 739). Der Legende nach hat Willibrord, der um 658 in Nordengland geboren wurde, auf einer Missionsreise von Utrecht nach Echternach ziehend, in Lommersweiler Station gemacht und auf wunderbare Weise eine Quelle zum Sprudeln gebracht, die noch nie trocken gewesen sein soll. Der Heilige wird bei gewissen Kinderkrankheiten angerufen; es war früher üblich, dass man bei nassem Hautausschlag nach Lommersweiler pilgerte. In der Zeit, in der Willibrord als Missionar durch unsere Gegend zog, wird auch der Ursprung der Ortschaft Lommersweiler zu suchen sein, die zwar erst 1313 erstmals erwähnt wurde, aufgrund ihrer „-weiler“ -Endung jedoch nach der Völkerwanderung (um 400) und vor der Zeit Karls des Großen (um 800) entstanden sein dürfte. Die Ortschaft wird zwar erst 1327 erstmals mit Theoderich v. Lummerswillre, Burgmann zu Reuland erwähnt. Lommersweiler gehörte zur Herrschaft Reuland und der Herr von Reuland hatte das Kollationsrecht. ein erster Pfarrer ist ab 1330 mit Johann von Lunswilre bekannt. Mitglieder des adligen Geschlechtes von Lommersweiler, die ihres Sitz im Burghaus hatten, findet man als Lehensleute von Prüm, Vianden, Clerf und Ouren. Auf dem Burgknopf, einem von der Braunlauf umspülten Hügel, auf dem Lehrer Leon Nilles i.J. 1966 mit seinen Schülern Grabungen vornahm und Mauerreste entdeckte, dürfte sich das Burghaus der Herren von Lommersweiler befunden haben. Der Burgknopf muss auch mit dem Halfmannshaus in Verbindung gebracht werden, wo ein unterirdischer Gang sei Jahrzehnten die Gemüter bewegt und in verschiedenen Dorfsagen weiterlebt.
Mit dem Bau der Vennbahn wurde das Gelände südlich des Dorfes gewaltig umgestaltet. Die Arbeiten an dem Teilstück St.Vith – Bleialf gestalteten sich wegen des felsigen Geländes recht schwierig; hohe Dämme, tiefe Felseinschnitte, Brücken zur Überwindung der Braunlauf und des Ihrener Bachs sowie zwei Tunnel (Lommersweiler und Bleialf) mussten gebaut werden. Am 1. Oktober 1888 war es dann soweit, die Strecke wurde offiziell dem Verkehr übergeben; eine Eröffnungsfeier gab es indes nicht.
Bei der Fertigstellung dieses Teilstücks war nur eine Haltestelle in Steinebrück für den Verkehr eröffnet worden. In Bezug auf den Bahnhof Lommersweiler war eine Streitsache entstanden, so dass dieser dem öffentlichen Verkehr drei Jahre lang versperrt blieb. Es ging um den einzigen Verbindungsweg von der Ortschaft zum Bahnhof. Die Gemeinde weigerte sich, diesen Weg auf ihre Kosten auszubauen. Erst die Kreisbehörde verpflichtete die Bahnverwaltung 1892, den Weg anzulegen und zu unterhalten.
Nach der Eröffnung der Strecke St.Vith – Ulflingen am 4.11.1889 war aus der bisherigen Nebenbahn eine internationale Verbindung geworden, auf der Kohle und Koks vom Aachener Revier ins luxemburgische Erzgebiet transportiert wurde und in umgekehrter Richtung Eisenerz zu den Hochöfen an Rhein und Ruhr befördert wurde. Auf Dauer war die eingleisige Strecke natürlich mit einem solchen Verkehrsaufkommen überfordert, doch es sollte immerhin noch 20 Jahre dauern (bis 1909), bis das 2. Gleis auf der gesamten Vennbahnstrecke zur Verfügung stand. Nach dem Ausbau nahm der Verkehr gewaltig zu. Bis zu 80 Güterzüge passierten täglich den St.Vither Bahnhof und die meisten davon sind auch hier in Richtung Luxemburg oder in Richtung Aachen vorbeigebraust. Nach dem 1. Weltkrieg erlitt sowohl der Personen- und vor allem der Güterverkehr erhebliche Einbußen nach der Übernahme durch die belgische Staatsbahn. Nach dem 2. Weltkrieg, besonders nach der Ardennenoffensive wurde auch die Eisenbaninfrastruktur arg in Mitleidenschaft gezogen. Zu Beginn der 1950er Jahre kam dann das definitive Aus für diese Verbindung, die 1954 abgebaut wurde.
Die Ersterwähnung der Neumühle geht wahrscheinlich auf eine Eintragung ins Rechnungsbuch der Herrschaft Reuland vom Jahre 1601 zurück. Damals wie heute gehörte die Neumühle zu Maspelt.
Wie im Hofe Thommen üblich, gab es hier keinen Mühlenzwang; die Neumühle war also keine Bannmühle. Um 1750 gehörte die Mühle dem Herrn von Montigny, dem Mitherrn des Hofes Thommen. Er verpachtete die Mühle an einen Mathias Schwartz. Um die Mitte des 18. Jh. ließen sich die Eheleute Mathias Manderfeld und seine Ehefrau Anna Maria Leufgen aus Lünebach als Müller auf der Neumühle nieder. Die Familie Deutsch, die heutigen Besitzer, sind seit 1893 in unserem Gebiet bekannt. Seit der Mitte des 19. Jh. wurde dem Mahlbetrieb eine Sägerei und eine Ölmühle für Raps und Lein angeschlossen. Die Mühle war bis kurz nach dem 2. Weltkrieg in Betrieb während Säge- und Ölmühle schon früher den Betrieb eingestellt hatten.
(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)