ZVS-Wanderung von Berterath nach Hüllscheid, Losheim und Merlscheid

Abgelegt in Allgemein, Geschichtliche Themen

Geschrieben am 24.09.2011

Schlagwörter: , , , ,

Von einer Domäne, einer verschobenen Grenze und einer Kapellengründung

Auf unserer heutigen Wanderung werden wir einige Orte streifen, die wohl als Einzelsiedlung der fränkischen Zeit im Manderfelder Hofgebiet ihren Anfang genommen haben, sich nachher auf mehrere Behausungen ausdehnten und mit Manderfeld und Umgebung und der Schönberger Herrschaft im Jahre 1374 in den Machtbereich der Trierer Erzbischöfe geriet. Dies blieb so bis zur Franzosenzeit (1794), als das Manderfelder Gebiet mit dem Prümer Land bis Trier und Saarbrücken zum Departement der Saar kam. Erst nach dem Wiener Kongress (1815) wurde das Manderfelder und Schönberger Land mit dem St.Vither und Büllinger Land zusammen der preußischen Rheinprovinz einverleibt und erst seit dieser Zeit gehören die einstigen luxemburgischen und kurtrierischen Gebiete zusammen. In der volksmundlichen Bezeichnung „Treesche“ bzw. „Künekse“ bestehen die alten Herrschaftsgrenzen indes noch fort. Der Ortsname Berterath deutet auf eine Rodungssiedlung, hin, wie es deren mehrere im Ourtal und an den Ausläufern des Ommerscheider Waldes gibt (Roth, Weckerath, Atzerath, Elcherath, Meyerode).
Die Domäne Berterath entstand zu preußischer Zeit als umfangreicher Musterhof mit Wohnhaus und Ökonomiegebäuden in den Jahren 1900 – 1902, zusammen mit den Domänen von Weywertz-Rurhof und Bütgenbach. Die Errichtung eines Muster-Landgutes ist als staatliche Maßnahme zur Hebung der Lebensqualität in der Eifel zu verstehen, die nach den Elendsjahren der 1880er Jahre arg gelitten hatte. Ziel des Betriebes war die Entwicklung der Viehzucht und der Milchwirtschaft und weniger des Getreideanbaus. Die Hüllscheider Mühle, um 1800 erbaut, ist das Stammhaus der in Merlscheid und Hüllscheid ansässigen Familie Schenk. Im Jahre 1908 verkaufte Johann Schenk, der letzte Schenk-Müller, die Mühle an Dominik Heinskyll aus Ouren, dessen Sohn Josef den Betrieb bis 1968 führte.
Das Schneifelgebiet ist schon in grauer Vorzeit besiedelt gewesen, wie einige Steinzeitfunde belegen. Losheim lag schon zur Römerzeit in einem weitgestreckten Grenzlandgebiet, denn die alten römischen Provinzgrenzen verliefen hier oben auf der Schneifel. So ist die Vermutung, Losheim sei als römischer Rast- und Wachposten an der Straße Aachen-Trier entstanden, gar nicht abwegig. Das im Mittelalter zum Hof Manderfeld gehörende Losheim wurde 1921 als eigenständige Gemeinde nach Deutschland eingegliedert. Losheim blieb, wie die anderen Orte im Land zwischen Venn und Schneifel, auch nicht von den Auswirkungen des 2.Weltkrieges verschont. Ein weiteres Schicksal ereilte die Losheimer, als ihr Dorf von April 1949 bis August 1958 wieder unter belgische Verwaltung kam.
Im Jahre 1486 stiftete Graf Georg von Virneburg die erste Losheimer Kapelle. In den kriegerischen Wirren des 17. Jh. ist die Kapelle zerstört worden. Zu Beginn des 18. Jh. hat man dann eine neue Kapelle errichtet, die 1924 wegen Baufälligkeit erneuert wurde. Auch die bis vor dem Krieg noch zur Gemeinde gehörenden mittlerweile belgisch gewordenen Dörfer halfen mit, „ihre“ Kirche zu bauen. Der 2.Weltkrieg brachte die völlige Zerstörung des mit so vielen Mühen erbauten Gotteshauses. Ab 1948 begann der Wiederaufbau, wieder mit Hilfe der belgischen Nachbarn, die einfacher an Baumaterial gelangten, aber auch der tüchtigen Einheimischen, die es trotz mancher Schikanen der belgische Militärverwaltung schafften, dass das erste Messopfer am 11.9.1949 in der neuen Kirche gefeiert werden konnte.
Die erste urkundliche Erwähnung Hüllscheids im Jahre 1466 fällt mit der Namensnennung eines Schöffen zusammen: Der Name des Schöffen Kurt Johann taucht im Schöffenweistum des Hofes und der Herrschaft Tornbach auf. Ähnlich wie Hüllscheid wird Merlscheid auch aus einer Einzelsiedlung hervorgegangen sein, von denen es deren etliche im Manderfelder Hofgebiet gab. Die erste schriftliche Notiz über den Ort findet sich 1538 in einem Heberegister der Moselfahrten. Es handelt sich um eine Liste der Fuhrmannsdienste zur Mosel, zu denen der kurtrierische Verwalter in Schönberg jedes Jahr einige Einwohner verpflichtete. Aus einem Schriftstück des Jahres 1720 wissen wir von der Absicht der Merlscheider und Hüllscheider Einwohner, eine Kapelle zu errichten. St.Briktius wurde als Schutzpatron erwählt. Eine genaue Datierung des Altares ist wegen fehlender Angaben nicht möglich, doch lässt sein passgenauer Einbau und die stilistischen Merkmale (Barock) darauf schließen, dass er zur Ursprungsausstattung der Kapelle gehört. Die Ausführung der Figuren deutet darauf hin, dass ein hiesiger Handwerker diese gefertigt hat; der ganze Altar ist als gelungenes Beispiel des hiesigen Bauernbarocks anzusehen.
Am 23. März 1961 wurde in Merlscheid auf dem Gelände der ehemaligen Domäne Berterath der Grundstein der Firma STACO gelegt. In der neuen Produktionshalle wurden am 25. Mai 1962 die ersten Gitterroste gefertigt. Seit 1966 werde diese in der eigenen Verzinkerei veredelt.
(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

Suche Themen

Suche Bücher und Filme

Warenkorb

Keine Produkte im Warenkorb.

ZVS Infobrief abonnieren

E-Mail-Adresse:

Ihre übermittelte E-Mail-Ardresse wird ausschließlich für den Newsletter-Versand gespeichert.
Es erfolgt keine Weitergabe an Dritte. Dieses Formular wird mit reCaptcha gegen Spam geschützt.
Weitere Hinweise zum Datenschutz finden Sie hier.