ZVS-Wanderung von Bellevaux nach Falize und Warche

Abgelegt in Allgemein, Geschichtliche Themen

Geschrieben am 24.09.2011

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Von lokalen Dynasten, alten Grenzsteinen und einer felsigen Landschaft

Bellevaux und sein Umland beherbergte schon um das Jahr 1000 einige Burgen, die als vorgeschobene Posten der Fürstabtei Stavelot-Malmedy anzusehen sind und von den damaligen Laienäbten gegründet wurden. Die ehemalige Burg Bellevaux war Stammsitz der Herren von Bellevaux (auch Schönendall genannt), die besonders zwischen dem 14. und 16. Jh. in Erscheinung treten, und zwar als Bürgermeister oder Gerichtsherren in Malmedy oder Stavelot sowie als Anführer von Streitkräften des Abtes oder als Befehlshaber der abteilichen Wehr. Wie der Lokalhistoriker J. Bastin erwähnt, lebten heute noch Nachfahren der Familie Bellevaux-d’Arimont in Frankreich. Eine adelige Nachfahrin habe 1864 das Ewige Licht gestiftet, das sich heute noch in der Kirche von Bellevaux befindet. Ihr „festes Haus“ lag unterhalb des jetzigen Hauses Maraite, südlich der Kirche, an der Straße nach Warche. In der angrenzenden Wiese sollen sich im 19. Jh. noch Mauerreste befunden haben. Das Haus Maraite ist ein zweigeschossiger Fachwerkbau vom Ende des 16. Jh.; die Jahreszahl 1592 auf dem Türsturz deutet das Datum der Erneuerung des Hauses an. Auch in Warche, dem Ort, in dem die Warche in die Amel fließt, hat eine Burg gestanden, und zwar auf dem Felsen über der Amel. Sie war Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft, die um 1460 mit Jean delle Vaulx und 1497 mit Wilhelm Jost de Goheit als abteiliche Besitzung erwähnt wurde. In den Nachbarorten Planche und Lasnenville schließlich haben auch solche Burghäuser gestanden. Als Herren von Planche werden im 17. Jh. die Eheleute Dhaem-Potesta genannt.
Das Gebiet von Bellevaux gehörte ursprünglich zum Pfarrgebiet von Malmedy. Schon i.J. 1430 erhielten die Einwohner die Erlaubnis zur Anstellung eines Priesters, doch erst 1634 wurde Bellevaux eigenständige Pfarre, zu der bis 1803 auch Pont und Ligneuville gehörten. Eine dem hl. Albinus geweihte Kirche hat es jedoch schon nachweislich im 12 Jh. hier gegeben. Die massive Bausubstanz des Turms und der Langhausmauern lassen indes auf einen römischen Vorgängerbau schließen. Um 1635 hat offenbar eine grundlegende Erneuerung des Gebäudes stattgefunden, das einsturzgefährdet war. In dieser Zeit erhielt die Kirche ihre heutige Gestalt. Im Jahre 1744 wird erstmals eine Einsiedelei in Bellevaux genannt; der Eremit bewohnte eine kleine Zelle am Turm der Kirche. Die Schule ist die Tochter der Kirche, so heißt es allgemein. Auch in Bellevaux finden wir 1672 erstmals Hilfspriester (Vikare) als erste Lehrer. Die Vikarie, die um 1740 als Fachwerkhaus erbaut wurde, war denn auch das erste Schulgebäude. Nach Einführung der Schulpflicht im Jahre 1825 wurde das Schulgebäude 1837 erweitert, doch die 66 Schüler saßen immer noch auf engstem Raum. Eine neue Schule (Ziegelsteinbau) stand jedoch erst ab 1889 zur Verfügung. Im Jahre 1900 gingen 92 Kinder hier zur Schule.
Unter abteilicher Herrschaft war Bellevaux und sein Umland Teil des Malmedyer Gemeindebezirks, der zur österreichischen Zeit 38 Orte und Weiler zählte. Da die Einwohner von Bellevaux um 1790 mit der Malmedyer Verwaltung unzufrieden waren, wandten sie sich an den Staveloter Fürstabt, der ihnen 1792 einen Anschluss an sein Territorium gewährte. Seit der Franzosenzeit (1795) war Bellevaux eine eigene „Mairie“ mit 15 Orten. Von 1815 bis 1920 war Bellevaux Bürgermeisterei und ab 1921 (bis 1977) wurde Bellevaux mit Ligneuville zu einer Gemeinde zusammengefasst; Die links der Amel gelegenen Ortsteile von Ligneuville und Pont gehörten vorher zu Recht. Seit den Fusionen von 1977 gehören alle diese Ortschaften zur Großgemeinde Malmedy.
Das Gebiet der Abtei Stavelot-Malmedy war immer ein französischsprachiges. Auch die Preußen achteten und nutzten die Sprache zu Beginn ihrer Herrschaft. Unter Bismark setzte 1872 der Kulturkampf ein, in dessen Folge der kirchliche Einfluss auf die schulische Ausbildung zurückgedrängt wurde. Die Priester erteilten den Unterricht bis zum Ende des Kulturkampfes (1886) im Pfarrhaus. Sie benutzten dabei oft das Wallonische, da auch die französische Sprache aus dem öffentlichen Leben verdrängt werden sollte. Vom Felsen von Falize (Rocher de Falize) aus genießt man einen herrlichen Blick ins Warchetal. Der über 70 m hohe und ca. 50 m breite Felsen besteht aus Quarzitgestein (Grauwacke). Er ist Teil des Vennmasivs („Massiv von Stavelot“), das als Teil der Ardennen im Kambrium entstand, der Frühzeit des Erdaltertums vor 500 Millionen Jahren. Die benachbarte Eifel, Bestandteil des Rheinischen Schiefergebirges, ist zumeist devonisch, also jüngeren Ursprungs (415 Mio. Jahre). Das Hohe Venn ist der nordöstliche Ausläufer des Massivs von Stavelot. Die Stelle unterhalb des Felsens am rechten Warcheufer heißt heute im Volksmund „lu venne do Docteur“, in Erinnerung an den tragischen Tod des Dr. Decomble aus Xhonru-Bellevaux, der hier im Februar 1806 ertrank.
(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

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