Von einem „Jammertal“, Wolfsjägern und der Front
Die Ortschaft Weywertz erscheint urkundlich erstmals im Jahre 1461, als ein Johann von den Raven vom Nassauer Grafen mit zwei Höfen in „Wiuertz“ belehnt wird. 60 Jahre später (1501) finden sich hier schon 14 Feuerstellen – ein Hinweis darauf, dass die Gründung des Ortes wohl weiter als das 13. Jh. zurückreicht. Der Ortsname könnte laut Volksmund andeuten, dass die Siedlung auf eine „Weibergründung“ (Wiewer), auf eine Nonnengründung also, zurückgehen könnte. Bislang haben sich dafür allerdings noch keine urkundlichen Beweise finden lassen. Der Ort, am Nordrand des Herzogtums Luxemburg gelegen und bis 1803 zur Pfarre Bütgenbach gehörig, fristete in all den Jahrhunderten ein eher stilles Dasein. Diese Beschaulichkeit änderte sich ab den 1880er Jahren, denn der Bau der Vennbahn und später der Bau der Bahn von Malmedy nach Jünkerath, die die Vennbahn in Weywertz kreuzte, sorgte für jede Menge Bewegung zwischen Sankersborn und Brückberg.
Nach der Gründung des 2. deutschen Reiches (1871) veränderten die Behörden ihre Haltung zum Eisenbahnwesen grundlegend und verstaatlichten die bis dahin privaten Konzessionen. Zunächst wurde beschlossen, zwei Stichbahnen von der seit 1870 befahrenen Strecke Köln – Trier zu bauen, und zwar von Gerolstein nach Prüm (1883 eröffnet) und von Kall nach Hellenthal (1884). Nachdem am 15. Mai 1882 die beiden Häuser des Berliner Landtages ihre Zustimmung gegeben hatten, verordnete Kaiser Wilhelm I. den Bau der Eisenbahnlinie von Prüm über St.Vith und Montjoie nach Aachen (Rothe Erde) mit Abzweigung nach Malmedy. Der Bau der Strecke erfolgte ab 1882 von Aachen-Rothe Erde aus (Km-Stein 0). Schon am 30.6.1883 wurde die erste Teilstrecke von 48 km bis Montjoie eröffnet und zwei Jahre später, am 1.12.1885, wurde der Abschnitt von Montjoie nach Weismes (27 km), mit Abzweigung nach Malmedy eröffnet. Wiederum zwei Jahre später, am 22.11.1887, rollte der erste Zug in den St.Vither Bahnhof und ab dem 1.10.1888 war die Strecke Aachen-Gerolstein durchgehend befahrbar. Bei der Eröffnung der Bahnlinie Monschau-Weismes (1885) hatte man in Weywertz nur eine Haltestelle mit dem Namen „Jammerthal“ vorgesehen, die jedoch auf Betreiben von Bürgermeisters Gustav Nemery in „Bütgenbach“ umbenannt wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden einige Abschnitte der Vennbahn wegen des stark gestiegenen Verkehrs, aber auch aus militärischen Gründen, zweigleisig ausgebaut. Der preußische Generalstab war nämlich besonders besorgt angesichts der unzureichenden Ost-West-Verbindungen im linksrheinischen Gebiet. Schon 1890 hatte man in einer Studie den Bau einer Strecke von Jünkerath zur Vennbahn vorgeschlagen, die die Strecke zwischen Malmedy und dem Rhein (Brücke von Remagen) von 165 auf 99 km verkürzte. Die Strecke Malmedy – Bütgenbach – Jünkerath wurde bis dahin von einer Postkutsche befahren, die 6 Stunden unterwegs war. Die Einrichtung des Truppenübungsplatzes Elsenborn i.J. 1894 erforderte eine schnelle Verbindung zum Rhein. Bedingt durch diese Anforderungen begannen ab April 1907 die Arbeiten an der Verbindung Weywertz – Jünkerath, die ungewöhnliche Eigenheiten aufwies: abgeschwächte Steigungen, keine Bahnübergänge, doppelte Gleisführung, Verstärkung des Schienenstranges damit Geschwindigkeiten von 50 km/h möglich waren, Straßenüberführung in Weywertz, enormer Ausbau des hiesigen Bahnhofs (8 Empfangsgleise, Unterführung zu den 4 Bahnsteigen, Drehscheibe, Wasserentnahmestelle). Am 1. Juli 1912 wurde die Strecke Weywertz – Losheimergraben – Jünkerath (45,8 km) offiziell eröffnet. Aus der unscheinbaren Haltestelle war der Bahnknotenpunkt „Weywertz“ geworden, in dem sich die Strecken Luxemburg – Aachen und Trois-Ponts – Köln kreuzten. Im Laufe der Jahre wurden große Umbauarbeiten im Bahnhof vorgenommen, wobei insgesamt 4 Bahnhofsgebäude, zwei Stellwerke und eine Unterführung zu den 4 Hauptgleisen errichtet wurden. Heute sind die vorhandenen Anlagen kein Schatten mehr zur früheren Glanzzeit.
Zu Beginn des 19. Jh. veranlassten die vielen Klagen über das von Wölfen angerichtete Unheil im waldreichen Eifelgebiet den Aachener Generalgouverneur Sack i.J. 1814 dazu, eine Verordnung zu deren Bekämpfung zu erlassen. Im Winter wurden Wolfsjagden veranstaltet und erlegte Wölfe gaben Anrecht auf Prämien. Dass manche Wölfe „zweimal“ erlegt wurden, ist dabei wohl kein Wunder. Für eine Wölfin betrug die Belohnung 12 Taler, für einen erwachsenen Wolf 10 Taler und für einen jungen Wolf 8 Taler. In der Nähe von Weywertz wurde der letzte Wolf um 1865 unweit des Waldstücks „Hasselt“ erlegt.
Zu Beginn der Ardennenoffensive tobte eine mörderische Schlacht zwischen Weywertz und Bütgenbach. Beide Orte wurden von den Amerikanern gegen die aus Richtung Büllingen, Morsheck und Bütgenbacher Heck vorstürmenden Deutschen verteidigt. Zwischen Weywertz und Bütgenbach entbrannte ein erbitterter Frontkrieg, wobei der deutsche Angriff vor Weywertz zum Stehen kam. Brücken und Anlagen der Vennbahn und der Nebenbahn wurden dabei schwer in Mitleidenschaft gezogen; die Warchetalbrücke wurde aber schon am 10.5.1940 beim Einmarsch der Deutschen von belgischen Soldaten gesprengt..
(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)