Schieferstein und Schwarzbrot
Wohl keine Ortschaft unserer Gegend ist so mit dem Schiefer verbunden wie Recht. Schon sehr früh wurde im Rechter Berg Schiefer abgebaut. Dies bezeugen die meist in Friedhofsmauern eingebauten Kreuze mit den etwas grob eingemeisselten Jahreszahlen aus dem 17. Jahrhundert. Bevor wir jedoch die ersten Schieferabbaugebiet „im Wieschen“ besuchen, gilt unser Besuch der Aldegundis-Kirche. Die Hl. Aldegundis (Adelgunde), eine Heilige der merowingischen Zeit, (+ 684), wurde z.Zt. des Königs Dagobert I. geboren und hat später das Kloster Maubeuge/Sambre (N-Frankreich) gegründet. Ihr Namensfest wird am 30. Januar begangen und sie wird verehrt als Patronin gegen Krebserkrankungen, gegen plötzlichen Tod und gegen Kinderkrankheiten.
Von der Kirchenanlage des 15.-16. Jhd. sind Turm und Chor erhalten. 1753 wurde ein neues Langhaus errichtet und 1771 wurde der Turm mit seiner jetzigen Haube versehen. 1898 wurde die Sakristei an der Nordseite angefügt und 1925 wurde die Kapelle in der Gegenrichtung erweitert. Einige Kirchenfenster sind mit Jahreszahlen versehen: 1612: erster ständig in Recht ansässiger Pfarrer; 1742: erinnert an das Ende der Amtszeit von Pfarrer Stefani, des einzigen Rechter Pfarrers, der aus dem Dorf selbst stammte. Ihm folgte Pfr. Peters (stammte aus Valender), in dessen Amtszeit die Kirche umgebaut wurde. 1753: Kirchenbau mit bedeutenden Steinmetzarbeiten. Die ursprüngliche kleine Kapelle wurde um das Langhaus erweitert. Das Kirchenfenster mit dem Wappen der Rolshausen erinnert an die Tatsache, dass diese Familie als Rentmeister der Nassauer in Recht die Grundherrlichkeit vertrat.
Das Pfarrhaus wurde 1788 unter Pfarrer Heinrich Schmitz (Biwisch) erbaut. Kunstvolle Türrahmen mit Segensprüchen kennzeichnen das Haus. Eingangstür: „Diese beiden Heiligen sind die Eltern, die mich hervorgebracht haben. Dankbaren Hauptes will ich stehen und sie verehren.“ Bei den beiden Heiligen handelt es sich um die Rechter Pfarrpatrone Aldegundis und Eligius.
Seitentür: „Weiche Satan. Im Namen Jesu erhebe ich mich und werde stehen, und ich sorge mich nicht, Aeolus, um deine Zornesausbrüche.“
Die Pfarre Recht war die einzige Öslingpfarre, die das Kloster Malmedy nicht zu vergeben hatte. Der Rechter Pfarrer unterstand dem Dekanat Zülpich und wurde vom Grafen von Nassau ernannt; die Nassauer besaßen auch die Herrschaften St.Vith und Bütgenbach. Im 15. Jhd. findet sich die erste urkundliche Erwähnung einer Kapelle in Recht. Patronin der Kirche ist die hl. Aldegundis, eine Heilige aus der Merowingerzeit, die um 680 gestorben ist. Ehe Recht eine eigene Kirche hatte, gehörte der Bereich zur Pfarre Amel.
Unser Weg zu den ersten Rechter Schiefergruben schlängelt sich bergauf. Es ist dies der ursprüngliche Weg vom Tal zum Berg, den die Fuhrleute in früheren Zeiten in Serpentinen bewältigten. Unsere erste Station ist die St.Joseph-Kapelle (1932) mit dem Prozessionskreuz. Weiter geht’s dann zu den ersten in Recht ausgebeuteten Schiefergruben, die schon vor Ankunft der Tiroler genutzt wurden. Die Steine aus dem kleinen Stollen oder aus den Gruben „Am Stein“ lieferten das Rohmaterial zum Bau von Häusern. Noch heute finden sich in Recht manche Häuser, in denen der blaue Stein als dekoratives und wetterbeständiges Baumaterial Verwendung fand. In der Grube des letzten Rechter Steinmetzen J.P. Schaus wurde der qualitätsmäßig beste Stein des ganzen Berges abgebaut. Neben Bausteinen wurden auch Schiefersteine gefördert, die zu Wetzsteinen verarbeitet wurden. Rechter Wetzstein wurde zu den Eisen und Stahl verarbeitenden Betrieben nach Schweden und Solingen geliefert – ein Beweis für dessen exzellente Qualität.
Erst später wurde das Gebiet am Rande des Emmelser Waldes, der Feckelsborn, erschlossen und allmählich siedelten hier diejenigen, die hauptberuflich als Steinhauer tätig waren. Die Bearbeitung des Blausteins änderte sich ab 1725. In dieser Zeit ließen sich vier Tiroler aus dem Patznauntal in Recht nieder und legten den Grundstein zur Rechter Steinmetztradition, die sie zu einer nie gekannten Blüte trieben. Die Namen der ersten Tiroler waren Starck, Zangerlé, Graff und Meyer. Die Steinhauer fertigten neben den Kreuzen auch Artikel des täglichen Bedarfs: Tröge, Spülsteine, Fensterbänke, Türeinfassungen, Tischplatten, Treppenstufen usw. In der Blütezeit der Schieferindustrie gab es 10 – 12 Familienbetriebe, wovon jeder 5 – 6 Arbeiter beschäftigte.
Wir sehen schließlich ein altes, heute unter Denkmalschutz stehendes Backhaus, das als „Gemeinschafts-Backes“ der ersten Tiroler Steinmetze diente. Das Haus wurde in den vergangenen Jahren nach alter Handwerkstradition wieder hergerichtet.
(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)