Wanderung zwischen Maldingen und Aldringen

Abgelegt in Allgemein

Geschrieben am 24.09.2011

Von Römern, Zöllnern und einem Dichter

Die Orte Maldingen und Aldringen, im ehem. Hofe Thommen gelegen, dürften in der Zeit der Völkerwanderung entstanden sein, als der römische Einfluss zugunsten von fränkisch-germanischen Strömungen zurückging. Es kam so auch zur Bildung der Sprachengrenze zwischen Germanen und Romanen. Die Siedlungsorte mit der Endsilbe -ingen dürften nun in dieser Zeit entstanden sein. Die ersten urkundliche Erwähnung Maldingens findet sich jedoch erst im späteren Mittelalter (1495); Aldringen wird bereits i.J. 1131 erstmals erwähnt. Wenn wir die vorrömischen Hügelgräber in der näheren Umgebung allerdings in Betracht ziehen, kann von einer Besiedlung zu keltischer Zeit ausgegangen werden.

In Maldingen fand jährlich am Matthiastage, am 24. Februar, ein großer Frucht-, Kram- und Viehmarkt statt; die Bezeichnung „Maartstrooss“ deutet heute noch darauf hin. Der Markt behielt seine Bedeutung bis in die Mitte des 19. Jh., als Maldingen durch den Bau der Straße Lengeler – Oudler – St.Vith (1846) etwas abseits vom Verkehr geriet.

Einen ersten Hinweis auf eine Kapelle findet sich 1688 im Pfarrregister von Aldringen. Der Vorläufer dieser Kirche befand sich an einer Stelle unten im Dorf, wo wir nachher vorbeikommen werden. Die heutige Kirche, die, wie die ehemalige Kapelle, dem hl. Johannes dem Täufer geweiht ist, wurde 1926 nach Plänen des Malmedyer Architekten Cunibert errichtet. Der markante Zwiebelturm ist das Wahrzeichen Maldingens. Im Innern sind der Hauptaltar aus schwarzem Marmor, das Netzgewölbe und die große Glasrosette an der Turmseite sehenswert. Die bescheidene Holzfigur des hl. Matthias dürfte noch aus der alten Kapelle stammen.

Ein weiteres Kunstwerk befindet sich neben der Kirche: der Bildstock aus Rotsandstein, 3,60 m hoch, mit Balusterpfeiler über dem profilierten Sockel. Das Relief zeigt das Bildnis Johannes des Täufers und die Inschrift IOANNES SCHWERDZ AO 1693. Schwerdz bzw. Wirts war wohl ein wohlhabender Maldinger Bürger, der diesen Bildstock als Votivkreuz errichten ließ. Auf dem Friedhof von Aldringen befindet sich die kunstvoll gearbeitete Grabplatte seiner Frau Susanna Junkers, die 1699 das Zeitliche segnete.

Während des 1. Weltkrieges wurden quer zur südlichen Vennbahn nach Westen hin 1917 zwei Kriegsbahnen zweigleisig eröffnet: Die eine führte von Born aus über Recht nach Vielsalm, die andere von St.Vith über Crombach nach Gouvy und weiter nach Libramont (57,1 km). Diese Linien dienten den deutschen Truppen als Versorgungswege zur französischen Front. Ab 1915 wurde diese Strecke hier zweigleisig ausgebaut; sie führte meist geradlinig in einiger Entfernung an den Ortschaften vorbei und die Bahnhöfe in Crombach, Maldingen und Beho lagen nicht unbedingt benutzerfreundlich. In den 1930er Jahren verlor die Strecke jedoch immer mehr an Bedeutung, so dass ein Gleis entfernt wurde. Ab 1952 wurde der Verkehr zwischen Maldingen und St.Vith eingestellt und 10 Jahre später rollte der letzte Zug zwischen Gouvy und Maldingen.

Die Grenzsteine, die wir begegnen, markieren die belgisch-preußische Grenze, die nach dem Wiener Kongress 1815 entstand. Ursprünglich (ab 1840) war diese Grenze zwischen Gemmenich und Ouren mit Eichenholzpfählen markiert. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde die Grenze mit den heute noch stellenweise vorhandenen Steinsäulen gekennzeichnet. Am Dreiländereck in Ouren befindet sich der Stein Nr. 52 und in Recht an der Ochsenbaracke steht Stein Nr. 111. Auf unserer heutigen Wanderung werden wir die Steine Nr. 89, 88, 87 und 86 sehen, die heute auch die Grenze zwischen der Provinz Lüttich und Luxemburg markieren und auch Sprachengrenze sind. Hier in diesem Bereich folgt die Grenze dem ehemaligen großen Verkehrsweg („Grand Chemin du Luxembourg“). Auf der Ferrais-Karte (1771-1778) ist an der Kreuzung ein Wirtshaus als Baracke eingetragen. Um 1720 war dieses Wirtshaus schon nicht mehr in gutem Zustand. Zum Ende der 1770er Jahre ist die Baracke dann abgebrochen worden und ein „neues Haus“ wurde errichtet, denn dieses Haus trägt in seinem Türsturz neben einem Segensspruch die Jahreszahl 1779. Die Straße Beho-Maldingen verläuft in ziemlich gerader Linie von West nach Ost. Einige Altertumsforscher glauben, dass dies ein Arm der berühmten Römerstraße ist, die das Gebiet zwischen Venn und Schneifel durchkreuzte. Die römischen Funde (Brandgräber, Krugscherben), die man 1928 zwischen Maldingen und Beho sprächen somit für die Theorie, schlössen jedoch andere Verläufe nicht aus. Der römische Säulenstumpf in der Kirche in Aldringen ist ein weiterer Hinweis auf die römische Vergangenheit. Weitere Sehenswürdigkeiten an der Kirche sind die alten Priestergrabplatten und die alten Friedhofskreuze, die hier vorbildlich erhalten wurden.

Das Breitgiebelhaus gegenüber der Maldinger Kirche ist das Geburthaus des bekannten Dichters Paul Gerardy, der am 13. Februar 1870 hier zur Welt kam. Im Alter von 13 Jahren verließ er Maldingen um sich in Lüttich, dann in Brüssel niederzulassen, wo er 1933 verstorben ist. Das Haus ist in der Ardennenoffensive im vorderen Bereich (Stallungen) zerstört worden.

(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

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