Wanderung von Nidrum über den Brückberg zur Nidrumer Heck

Abgelegt in Allgemein

Geschrieben am 24.09.2011

Von drei Königen, Stromproduzenten und einer Knochenhöhle

Unsere heutige Wanderung führt sowohl durch zwei große Orte der Gemeinde Bütgenbach als auch durch eine herrliche, abwechslungsreiche Naturlandschaft. Nidrum, der Ausgangs -und Endpunkt unseres Rundgangs, gehörte bis 1977 zur Gemeinde Elsenborn, war jedoch in preußischer Zeit eine eigenständige Gemeinde. Die Ursprünge des Dorfes reichen doch weit in die Geschichte zurück, wenngleich die urkundliche Ersterwähnung „nur“ aus dem 15. Jahrhundert stammt. In einer nassauischen Urkunde des Jahres 1459 wird Nidrum erstmals als Nijderheim erwähnt. Der Ortsname erlaubt einigen Geschichtsforschern zufolge Rückschlüsse auf die Ortgründung. Demnach dürfte Nidrum in fränkischer Zeit entstanden sein. Die Lage des Ortes an einem wettergeschützten Hang spricht für diese These. Krugscherben, die man 1987 im Ortskern fand, wurden indes dem ausgehenden 14. Jahrhundert zugeordnet.

Im September 1720 erteilte das Kölner Generalvikariat dem Büllinger Pfarrer und Vizedechanten des Öslingdekanates, Alexander Margraff, die Erlaubnis zur Einsegnung der von den Nidrumer Bewohnern erbauten Kapelle zum Heiligen Kreuz und den Hl. Drei Königen. Die Kapelle war ein bescheidener Bau: 10,40 m lang und 7,50 m breit. Die Wahl der Hl. Drei Könige als Schutzpatron der Kirche erklärt sich aus der damaligen Zugehörigkeit Nidrums zum Erzbistum Köln, wo diese Heiligen hoch in Ehren standen und noch stehen (Dreikönigsschrein im Kölner Dom). Bis zur Ankunft des ersten Nidrumer Priesters (1731) hat der Bütgenbacher Pfarrer und sein Vikar den Dienst in Nidrum versehen. Die Nidrumer mussten für das Gehalt des eigenen Vikars aufkommen und auch für seine Unterkunft (Vikarie) sorgen. Die Abnabelung von der Mutterpfarre Bütgenbach war nicht einfach und verschiedene Pfarrer beschwerten sich bisweilen über die Nidrumer Eigenständigkeiten bei der Kölner Kirchenbehörde. Die Kapellengemeinde trotzte aber allen Widrigkeiten und schaffte es im Laufe der Jahre immer wieder aus eigenen Mitteln den Kirchenbau oder die Wohnung des Priesters zu vergrößern bzw. zu renovieren. Im Jahre 1898 wurde Nidrum nach 30jährigen Auseinandersetzungen zu einer eigenen Pfarre erhoben. Das heutige Gotteshaus (Turm und Schiff) stammt aus dem Jahre 1907, der Anbau entstand 1968.

Die Warche, die uns bis Weywertz begleitet, bildete bis 1977 die Gemeindegrenze. Sie hat hier schon den Bütgenbacher Stausee hinter sich und ist auf eine ansehnliche Breite angeschwollen. Die Wiesen an ihrem Ufer galten seit altersher als besonders fruchtbar, da sie regelmäßig überschwemmt wurden. Bis weit ins 19. Jh. hinein waren große Flächen mit Heide bewachsen und lieferten kaum einen Ertrag. Aus dem Theresianischen Kataster (1766) wird ersichtlich, welche Bodenqualität vorzufinden war: Roodt-Land (wurde nur alle 50 oder 60 Jahre zur Anpflanzung von Getreide genutzt), Heyden (wurde alle 20 Jahre gemäht und diente als Streu fürs Vieh), Wiesen (wo jedes Jahr Heu gemäht wurde) und Ackerland (auf dem 3-4 Jahre gewirtschaftet wurde, und dann 20 Jahre Ruhe herrschte). Für diese Zeit wurden in Nidrum doppelt so viele Schafe (446) wie Kühe (218) gezählt.

In Weywertz trieb die Warche seit 1834 die Mühle an, die von Johann Schommer erbaut wurde. Der Betrieb wuchs zu einem beträchtlichen Unternehmen, denn das Getreide kam sogar über 20 Jahre lang aus Eupen und wurde nach Malmedy verkauft. Im Jahre 1909 kaufte der aus Steinbach stammende „Kulturingenieur“ Konstanz Bodarwé die Mühle. Der Betrieb wurde zwar weitergeführt, doch entstand in einem Gebäude ein Elektrizitätswerk, das schließlich von den „Warchetalwerken G.m.b.H. Weywertz“ betrieben wurde und 4 Dörfer der Gemeinde Bütgenbach und Sourbordt-Bahnhof mit Strom belieferte – eine Sensation in damaliger Zeit. Bodarwé hatte sogar schon den Plan zur Errichtung einer Talsperre in Robertville, wie sie von 1925-1929 von der Serma gebaut wurde. Die Serma kaufte auch die Weywertzer Anlage, nutzte sie aber nur kurze Zeit. Bis in die 1950er Jahre standen die Gebäude leer. Dann wurden sie für Jugendgruppen hergerichtet, die ihre Sommerferien hier verbrachten. 1967 kaufte die Familie Boereboom aus Brüssel die Gebäude von der Esmalux und richtete hier ein Hotel ein, das nun schon in der zweiten Generation betrieben wird. (GE vom 19.7.03)

Der Brückberg hat seinen Namen vermutlich von der Warchebrücke, die den Fluss unterhalb des Berges überquert und erst nach Errichtung der Mühle gebaut wurde, denn in den ersten Jahren durchquerten die Fuhrwerke das Bachbett noch um zur Mühle zu gelangen. Ein illustrer Bewohner des Brückbergs ist vor zwei Jahren (Okt. 2001) verstorben: Bröckbergs-Jösef – ein Original und Lebenskünstler mit Herz.

Vom Brückberg gelangen wir in die Nidrumer Heck, einem Waldgebiet, das im Norden an das Lager Elsenborn grenzt. Als im Jahre 1904 hier die ersten Infanterie-Regimenter zu einer Übung nach Elsenborn beordert wurden, ahnte niemand, dass damit zugleich der Grundstein zur Knochenhöhle gelegt wurde. In einem Bachtal der Nidrumer Heck legten Soldaten in ihrer Freizeit eine künstlerische und märchenhafte Anlage von selbstgebastelten Wasserspielen an, die weit über die Grenzen unseres Gebietes hinaus bekannt wurde.

(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

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