„Von Fuhrleuten, alten Grenzen und malerischen Ardennendörfern“
Die Gegend westlich Recht ist ein über tausend Jahre altes Grenzgebiet zwischen größeren und kleineren Herren: der Bennevis-Bach, der nach 2.400 Metern bei der Ochsenbaracke in den Rechter Bach mündet, bildete die Grenze zwischen der Abtei Stavelot-Malmedy und dem Königshof Thommen. Der Bennevis ist aber erst später Grenzlinie geworden, denn schon in einer Urkunde des Jahres 670, in der die Grenze des Abteigebiets beschrieben wird, wird er nicht erwähnt. Die Urkunde sagt, dass die Grenze mitten durch ein Waldgebiet führte, dass den Eichenwald des Helmin vom Gutsbesitz des Audast trennte. Audast, Helmin und Didilon dürften somit lokale Herren gewesen sein, die im Gebiet des heutigen Recht ihre Besitzungen hatten. Der erwähnte Eichenwald des Helmin besteht in der heutigen Bezeichnung „In der Eicht“ weiter fort und Helmini hat dem Ort Houvegnez (als „Homjes“ in Rechter Mundart und „Houmgné“ in wallonischer Mundart) seinen Namen gegeben. Urkundlich wird der Ort schon im 7. Jh. erwähnt.
Der Bennevis war im Ancien Régime also jahrhundertlang Grenzbach zwischen der Abtei Stavelot-Malmedy und dem Herzogtum Luxemburg (Hof Thommen), ab 1815 bildete er die Staatsgrenze zwischen Preußen und den Niederlanden bzw. Belgien (Grenzstein 111). Heute trennt er die Gemeinden Stavelot und St.Vith.
Der „Ochsenweg“, eine Abzweigung vom „Großen Luxemburger Verkehrsweg“, führte zur „Ochsenbaracke“, einer ehemaligen Herberge mit Rastplatz. Von dort führte der Weg den Berg (Bambusch und Hunnert) hinauf. Auf diesem Weg transportierten die Bauern die Lohe mit Ochsengespannen aus dem Norden Luxemburgs zu den Lederfabriken Stavelots und Malmedys. Auf diesem Weg wurde auch Eisenerz transportiert. Eisenerz wurde auf der Anhöhe über Tage abgebaut, Köhlerstätten sind noch zu sehen und die Ortsbezeichnung „Hütte“ bzw. „unterste Hütte“ (für die Ochsenbaracke) deuten auf eine lokale Verarbeitung des gewonnenen Erzes hin.
Das Maron-Kreuz erinnert an den tragischen Tod des Förster Jules Maron aus Froidville, der im November 1911 hier von einem Wilddieb erschossen wurde.
Auf einem Felsen im Bois Magis befindet sich eine kleine Mariengrotte, die 1955 von den Junggesellen aus Francheville errichtet wurde. Auch die Mariengrotte am Weg nach Houvegnez ist das Werk hiesiger Junggesellen (1935).
Das Gebiet um Francheville (von den Wallonen „Frantch’vey“ und von den Deutschsprachigen „Fratschefeld“ genannt) ist vermutlich schon von keltischen Stämmen auf der Suche nach Gold durchzogen worden. Die Anhöhe um Francheville ist vermutlich von Houvegnez aus besiedelt worden und bestand ursprünglich aus einer von der Abtei Stablo-Malmedy unabhängigen Siedlung. Möglicherweise hat die im 30jährigen Krieg zerstörte Siedlung Mafâ Franchevilles Entwicklung begünstigt und die aus Mafâ Vertriebenen aufgenommen. Mit Refat und Houvegnez sowie mit den Orten Fourire und Froidville bildet Francheville heute eine Pfarrgemeinschaft, die bis 1843 zur Pfarre Stavelot gehörte
Die ersten schriftlichen Spuren des Ortes stammen aus dem 14. Jahrhundert: die Gebrüder Odelet aus Weismes hatten 1381 vom Herrn Jean von Weismes ein Lehensgut in Francheville erhalten.
Die Kirche von Francheville wurde um 1740 von Jean-Felix Duffa aus Malmedy gestiftet. Duffa wurde vom österreichischen Kaiser Karl VI. zum Seelsorger des Hofes berufen. Er starb 1742 in Wien im Alter von 52 Jahren und hat die Einweihung „seiner“ Kapelle nicht mehr erlebt. Am 4. Juli 1744 wurde die Kapelle, die dem hl. Felix geweiht ist, eingesegnet. Als weitere Schutzpatrone werden die hl. Luzia und der hl. Monon verehrt. Im Sommer 1986 wurde die Kirche durch Blitzeinschlag in Brand gesetzt und schwer beschädigt. Erst nach mehrjähriger Restaurierung stand die Kapelle 1989 europaweit im Rampenlicht, als die Christmette im Rahmen der Eurovision übertragen wurde.
In ihrer Villa in Houvegenz wird Frau Edile Van den Berg-Dutillieux oft an die glorreiche Zeit der Staveloter Abtei zurückgedacht haben, denn in ihrem Testament (1931) vermachte sie den Benediktinermönchen ein großes Waldgelände bei Mafâ zur Errichtung eines neuen Klosters. Diese Erbschaft wurde gegen ein um die Hälfte kleineres Gelände auf der Höhe von Wavreumont eingetauscht, wo im Juni 1952 die neue Benediktinerabtei eingeweiht wurde.
Die Schwester der Edile Dutillieux, Eugénie, heiratete den aus Huy stammenden Ferdinand Fabry. Er ist der Erbauer des „Château des Fagnes“ in Houvegnez, das heute als Hotelbetrieb weiterbesteht.
(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)