Glossar der Zeitleiste

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Geschrieben am 20.09.2011

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MARKANTE WENDEPUNKTE

4. bis 6. Jh.: Völkerwanderung

Wanderungen des zweiten bis fünften Jahrhunderts.

Durch den Einfall der Hunnen 375 n. Chr. verlassen die germanischen Stämme ihre Heimat. Die Völkerwanderungen (4. bis 6. Jh. n. Chr.) bringen das Ende der römischen Herrschaft im Süden und Westen Europas und die Anfänge der europäischen Staatenbildung des Mittelalters.

* ZVS, 1966, Nr. 3, S.35, Nr. 4, S.41f,  Fränkische Wanderungen und Landnahme (1+2)
* ZVS, 1967, Nr. 1, S.5ff,  Geschichte des St.Vither Landes (12)
* ZVS, 1970, Nr. 3, S.19ff,  Die Vergangenheit im Spiegelbild des ältesten Volksglaubens
* ZVS, 1982, Nr. 12, S.189ff,  Die Herrschaft Schönbergs
* ZVS, 1994, Nr. 1, S.9ff,  Jugendseite: Wie entstanden unsere Dörfer? Bestellen …

4. bis 6. Jh.: Christianisierung

Bekehrung zum christlichen Glauben, die in unserer Region noch unter römischer Herrschaft ab dem 4. Jh. einsetzte. Nach den Völkerwanderungen bekehrten ab dem 6. Jh. irische Mönche die Region von Eifel und Ardennen ein erneutes Mal.

Weiterführende Links:
Artikel Christianisierung in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. http://de.wikipedia.org/wiki/Christianisierung

Ab 8. Jh.: Feudalismus

Eine Gesellschaftsordnung, die vom mittelalterlichen Lehnswesen ausgeht. Die Herrschaft über die Bauern und Bürger wird von einer adligen Oberschicht ausgeübt, die über Grundbesitz verfügt. Der Feudalismus war bis zum 18. Jh. verbreitet.

Weiterführende Links:
Artikel Feudalismus in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. http://de.wikipedia.org/wiki/Feudalismus

Ab 11. Jh.: Burgen und Städte
Mittelalterliche Wehranlagen und größere geschlossene Wohnsiedlungen entstehen in Westeuropa seit dem 11. Jh. in hoher Zahl.

15. Jh.: Renaissance
Wiedergeburt der altgriechischen und altrömischen Kunst und Kultur im Europa des 15. Jh.

16. Jh.: Glaubenskriege
Sie wurden durch die Reformation im 16. Jh. hervorgerufen. Die Reformation war eine kirchliche Erneuerungsbewegung, die zur Entstehung der vom Papst unabhängigen reformierten Kirchen (die so genannten protestantischen Kirchengemeinschaften) führte.

Ab 13. Jh.: Inquisition
Im Mittelalter wurden Menschen unterdrückt und verfolgt, die in ihrem Glauben von der allein anerkannten kirchlichen Lehre abwichen (so genannte Ketzer). Bei der Befragung wurde oft grausame Folter angewandt. Die Opfer wurden meist auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Ab 15. Jh.: Absolutismus
Eine Form der Regierung, bei der das Staatsoberhaupt die uneingeschränkte Macht besitzt. Der König galt als von Gott eingesetzt, sein Wille war oberstes Gesetz.

Ab 17. Jh.: Aufklärung
Eine europäische Geistesbewegung im 18. Jh., die forderte, dass die Vernunft die Quelle der Erkenntnis und die Grundlage allen menschlichen Handelns sein solle. Außerdem setzte sie sich für die Gleichheit und Freiheit der Menschen ein.

Revolution
Die schnelle Veränderung von Bestehendem. Hierbei können Revolutionen das politische, das wirtschaftliche oder das gesellschaftliche System betreffen. Revolutionen müssen nicht unbedingt gewaltsam verlaufen.

1880- 1914: Imperialismus
Das Streben eines Staates seinen Einflussbereich über die eigenen Grenzen hinaus auszudehnen. Dies geschieht mit politischen, militärischen, wirtschaftlicher oder kultureller Mitteln. Gleichzeitig auch eine Epochenbezeichnung für die Zeit zwischen 1880 und 1914.

Demokratie
Unsere moderne Demokratie bildete sich seit dem 18. Jh. aus. Die wichtigsten Merkmale sind: Das Volk bestimmt über freie und geheime Wahlen mit. Der Staat muss ein Rechtsstaat (mit Verfassung und Grundrechten) sein. Es gilt die Gewaltenteilung.

Diktatur
Eine Staatsform, bei der die Herrschaft von einer Einzelperson (Diktator) oder einer Gruppe (Partei, Militär) ausgeübt wird. In der Regel ist die Verfassung außer Kraft gesetzt, die Gewaltenteilung und Menschenrechte sind aufgehoben.

1945-1989: Kalter Krieg
Bezeichnung für die Auseinandersetzung zwischen den kommunistischen Staaten unter Führung der Sowjetunion und den kapitalistischen Staaten unter Führung der USA. Beide Blöcke vermieden zwar die militärische Auseinandersetzung („heißer Krieg“), griffen sich jedoch mit Propaganda oder mit wirtschaftlichen Maßnahmen und Wettrüsten an.

20. Jh.: Kommunismus
Dahinter steht eine Weltanschauung, die von der Idee einer Gesellschaftsordnung ohne Privateigentum ausgeht. Es soll keine Klassenunterschiede und keine Herrschaft von Menschen über Menschen geben, sondern soziale Gerechtigkeit für alle. In der Praxis führte der Kommunismus zu Planwirtschaft, Missachtung der Menschenrechte und Diktatur.

Kapitalismus
Eine Bezeichnung für eine Wirtschafts- und Sozialordnung, bei der die Produktionsmittel, das Kapital also, in den Händen der Unternehmer (Kapitalisten) liegt. Arbeiter werden nur entlohnt. Die treibende Kraft für das Wirtschaften ist das Streben nach möglichst hohem Gewinn.

Globalisierung
Bezeichnung für die Entstehung weltweiter Märkte, auf denen Volkswirtschaften, Länder und Bürger eng miteinander verflochten sind.

WAS BEEINFLUSSTE EUROPA?

STAATSMÄNNER

Chlodwig (*um 466, +511)
Fränkischer König (482-511), der ein erstes bedeutendes Frankenreich gründete. Er ließ sich um 498 taufen und förderte somit die erneute Christianisierung Westeuropas.

Karl der Große (*747, +814)
König der Franken(768-814), seit 800 Kaiser. Die Franken bauten entlang der ehemaligen Römerstraßen die für die damalige Zeit bedeutsamen „fränkischen Königshöfe“.

Kaiser Otto I. (*912,+973)
Otto war seit 936 deutscher König und seit 962 Kaiser. Er gab dem deutsche Königtum eine feste Grundlage und erneuerte das Kaisertum. Er belebte dadurch das Zusammengehörigkeitsgefühl des Abendlandes.

Kaiser Karl V. (*1500, +1558)
Der Habsburger Karl V. wurde 1519 zum Kaiser gewählt und somit zum Herrscher eines Weltreiches und Begründer des spanischen Imperialismus. Er bekämpfte den Protestantismus, konnte die religiöse Einheit aber nicht erringen. 1556 dankte er ab und starb zwei Jahre später.

Ludwig XIV. (*1638, +1715)
Ludwig wurde 1661 König und führte das französische Königtum auf den Gipfel seiner Macht und seines weltweiten Einflusses. Zugleich verkörperte er den Höhepunkt des französischen Absolutismus: als „roi soleil“ und Herrscher „von Gottes Gnaden“ stand er über dem Gesetz und war keiner Regierung und keiner Ständeversammlung Rechenschaft schuldig.

Maria-Theresia (*1717, +1780)
Sie war seit 1740 Kaiserin von Österreich und Ungarn. Sie verbesserte die Verwaltung, belebte Handel und Gewerbe, gründete Volksschulen und förderte die Landwirtschaft. Gleichzeitig war sie an zahlreichen Kriegen beteiligt (Siebenjähriger Krieg 1756-1763).

Napoleon (*1769, +1821)
Der Kaiser der Franzosen (1804-1815) stammte aus einer korsischen Familie und machte als General schnell Karriere. Nach einem Staatsstreich wurde er 1799 zum „Ersten Konsul“ ernannt. 1804 krönte er sich selber zum erblichen Kaiser der Franzosen. Gleichzeitig überzog er ganz Europa mit Krieg. 1815 wurde er bei Waterloo vernichtend geschlagen und anschließend in die Verbannung geschickt.

Bismarck (*1815, +1898)
Otto von Bismarck, Rechtsgelehrter und Gutsbesitzer, wurde 1862 zum preußischen Ministerpräsidenten und 1871 zum ersten Kanzler des Deutschen Reiches ernannt. Er provoziert den so genannten „Kulturkampf“, setzt die Einführung einer Krankenversicherung (1883), Unfallversicherung (1884), Alters- und Invalidenversicherung (1889) durch und versuchte eine Außenpolitik zu betreiben, die auf einen Ausgleich der Interessen setzte.

Adolf Hitler (*1889, +1945)
Der deutsche Politiker österreichischer Herkunft wurde 1933 zum deutschen Kanzler gewählt. Innerhalb weniger Monate setzte er die Demokratie außer Kraft und errichtete die Diktatur des Dritten Reiches, das die Juden verfolgte und ab 1941 gezielt vernichtete (6 Millionen Tote), das Andersdenkende verfolgte und ganz Europa mit dem Zweiten Weltkrieg überzog (1939-1945). Hitler brachte sich am 30. April 1945 um.

Josef Stalin (*1879, +1953)
Stalin unterstützte die russische Revolution von 1917, die zu einer ersten kommunistischen Diktatur führte. Nach dem Tode Lenins gelang es ihm, ab 1927 zum unumschränkten Alleinherrscher aufzusteigen. Stalins „politische Säuberungen“ sollen mehr als 20 Millionen Menschen das Leben gekostet haben. Er hat den Einflussbereich der kommunistischen Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg bis nach Mitteleuropa erweitert.

Robert Schumann (*1886, +1963)
Der französische Politiker, der zwischen 1948 und 1953 Außenminister war, regte die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl an (den so genannten Schumann-Plan) und trat entschieden für eine deutsch-französische Aussöhnung und Annäherung ein.

Paul-Henri Spaak (*1899, +1972)
Der belgische Politiker war zwischen 1947 und 1949 Ministerpräsident und zwischen 1936 und 1966 mehrere Male Außenminister. Er gilt als engagierter Verfechter der europäischen Einigung.

Michael Gorbatschow (*1931)
Politiker der ehemaligen Sowjetunion, der als Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (1985-1991) eine Reformpolitik (Perestroika und Glasnost) und eine Entspannungsdiplomatie durchsetzte, wodurch der Kalte Krieg beendet wurde. Er entließ zudem die mittel- und osteuropäischen Staaten nach den Sanften Revolutionen 1989 in eine demokratische Unabhängigkeit von der Sowjetunion.

Jacques Delors (*1925)
Französischer Wissenschaftler und Politiker, der als Präsident der Europäischen Kommission Europa zwischen 1985-1994 wesentlich mitgestaltete. Die Einführung des Binnenmarktes und die Verabschiedung des Maastrichter Vertrages sowie die Vorbereitung der Wirtschaft- und Währungsunion sind z.T. seine Verdienste.

EREIGNISSE

476: Ende des Weströmischen Reiches
Mit der Eroberung Galliens (58-51 v.Chr.) durch Cäsar setzte sich auch in unsere Region die römische Herrschaft und Kultur durch. Im Jahr 395 n. Chr. spaltete sich das durch die Völkerwanderungen geschwächte Römische Reich in ein Weströmisches Reich mit Hauptstadt Rom und einem Oströmischen Reich mit Hauptstadt Byzanz. 476 n. Chr. setzte der germanische Heerführer Odoaker den letzten weströmischen Kaiser ab.

622: Entstehung des Islam
Diese Weltreligion wurde vom Propheten Mohammed gestiftet. Seine Anhänger nennen sich Moslems oder Muslime. Der Islam versteht sich als Vollendung der jüdischen und christlichen Religion. Für den Islam gibt es nur den einen allmächtigen Schöpfergott, Allah. Mohammed ist sein Prophet.

843: Vertrag von Verdun
Nach dem Tod Kaiser Ludwigs des Frommen 840 kommt es zum offenen Machtkampf zwischen seinen drei Söhnen. Sie teilen das Fränkische Reich im Jahr 843 in drei auf und legen somit den Grundstein für das spätere Frankreich und das Heilige Römische Reich deutscher Nation.

Ab 8. Jh.: Raubzüge der Normannen
Nordgermanen aus Dänemark, Norwegen und Schweden. Sie bedrohten seit dem 8. Jahrhundert als Seefahrer die europäischen Küstengebiete, zogen landeinwärts und plünderten bedeutende Städte wie Aachen, Köln, Paris. 882 und 892 plünderten sie die Abteien Prüm und Stavelot-Malmedy.

1096-1291: Kreuzzüge
Kriegszüge der christlichen Völker des Abendlandes mit dem Ziel, das durch die Türken 1070 eroberte Palästina mit den heiligen Stätten für die Christenheit zurückzuerobern. Zeitweilig bestand ein christliches Königreich Jerusalem.
Auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet brachten die Kreuzzüge durch die Begegnung der Kreuzfahrer mit dem Islam und dem Byzantinischen Reich dem Abendland ein Bereicherung. Zu Kreuzzügen rief die Kirche im Mittelalter auch auf, um „Ungläubige“ und Ketzer zu bekämpfen.

1271: Marco Polo
Venezianischer Kaufmann (1254-1324) und Weltreisender. Er reiste 1271 über den Pamir nach China und lebte dort 20 Jahre. Polo gewann das besondere Vertrauen des Mongolenherrschers Kublai und brachte es zum hohen Amt eines Statthalters in einer großen chinesischen Provinz. Seine Reiseberichte vermittelten zum ersten Mal im Mittelalter eine genaue Kenntnis über den Fernen Osten.

1492: Entdeckung Amerikas
Wikinger unter Leif Eriksson erreichten um 1000 die Küste Labradors. Kolumbus betrat – überzeugt in Indien zu sein – am 12.10.1492 die Bahamainsel San Salvador und später die Küsten Mittelamerikas. G. Caboto entdeckte 1497 die Ostküste Amerikas. Im 16. Jh. eroberten vor allem die Spanier weite Gebiete Süd- und Mittelamerikas. In Nordamerika drangen zunächst Niederländer und Franzosen, später Engländer ins Innere vor.

1618-1648: Dreißigjähriger Krieg
Dieser Krieg entstand aus religiösen Gegensätzen und weitete sich zum Reichskrieg um die Stellung des Kaisers gegenüber den Reichsfürsten im deutschen Reich aus. Durch das Eingreifen Schwedens und Frankreichs entwickelte er sich dann zu einem Machtkampf um die europäische Stellung des Hauses Habsburg auf deutschem Boden. Der Dreißigjährige Krieg war eine der größten Katastrophen in der Geschichte Mitteleuropas, bei der fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung umkam und weite Teile des Landes zerstört wurden. Nach dem Westfälischen Frieden (1648) übernahm Frankreich die Vormacht in Europa.

1701-1714: Spanischer Erbfolgekrieg
Dieser Krieg wurde um das Erbe und die Erbfolge des Herrscherhauses geführt.

1789: Französische Revolution
Sie bezeichnet den Aufstand der Bürger gegen die absolutistische Willkürherrschaft, bei der der König über dem Gesetz stand und ohne Kontrolle durch Parlament oder Bürger nach eigenem Gutdünken herrschte. Unter der Parole „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ wurde Frankreich eine Republik. Die französische Revolution legte die Grundlagen für unsere modernen Demokratien in Europa.

1830/1848: Liberale Revolutionen
Diese Revolutionen setzten sich wiederum für die Ideen der Französischen Revolution ein. Die Bürger in vielen Ländern Europas (Belgien, Deutschland, Polen, Italien, …) bekämpften die Alleinherrschaft der Fürsten und setzten sich für die größtmögliche Freiheit im persönlichen, politischen und wirtschaftlichen Bereich ein. Im Jahr 1830 war allein die belgische Revolution erfolgreich.

1914-1918: Erster Weltkrieg
Der erste Weltkrieg begann am 28.6.1914 mit der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz-Ferdinand in Sarajewo. Dieses Attentat war der Funke, der in ein Pulverfass fiel. Zwischen den europäischen Mächten bestanden vielfältige Spannungen, die sich in einer Serie von Kriegserklärungen entluden.
Den Mittelmächten Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und Türkei stand die „Entente“ gegenüber, das Dreierbündnis von Frankreich, Russland und Großbritannien. Ihm schlossen sich im Verlaufe der Zeit weitere 17 Staaten an. Erstmals kam es zu einem gigantischen Stellungskrieg mit riesigen Verlusten an Menschen und Material. Der Erste Weltkrieg endete am 11.11.1918 mit der Niederlage der Mittelmächte.
Der Erste Weltkrieg forderte rund 10 Millionen Todesopfer. Er führte zum Sturz der Monarchien in Deutschland, Österreich-Ungarn, Russland und der Türkei. In Europa entstanden neue Nationalstaaten. Deutschland musste den Vertrag von Versailles unterzeichnen, der u.a. auch vorsah, dass die heutige Deutschsprachige Gemeinschaft von Belgien annektiert wurde.

1917: Russische Revolution
Der russische Zar, der als Alleinherrscher das russische Reich regierte, wurde durch Aufstände 1917 zum Rückzug gezwungen. Eine bürgerliche Regierung übernahm die Staatsgeschäfte. Doch eine zweite Revolution im Oktober 1917 brachte die Kommunisten (Bolschewiki) unter W. Lenin an die Macht. Sie enteigneten die herrschenden Schichten, schalteten alle Gegner durch Terror aus und konnten sich im Bürgerkrieg behaupten. Die kommunistische Sowjetunion wurde 1991 aufgelöst.

1929: Weltwirtschaftskrise
Eine weltweite Wirtschaftskrise ging 1929 von den USA aus und erfasste alle großen Handelsstaaten. Sie führte zu massiver Arbeitslosigkeit. In Deutschland trug die Weltwirtschaftskrise erheblich zur Machterlangung der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler bei.

1939-1945: Zweiter Weltkrieg
Den Zweiten Weltkrieg entfesselte Adolf Hitler, der in Deutschland seit 1933 als Diktator herrschte. Er wollte Europa unterwerfen und später die Weltherrschaft erlangen. Der Zweite Weltkrieg begann am 1.9.1939 mit dem Angriff auf Polen. Am 10.5.1940 marschierten die deutschen in Belgien, Luxemburg, Frankreich und den Niederlanden ein. Mit der ersten großen Niederlage in Stalingrad kam die Wende des Krieges in Europa.
Seit 1941 eroberten die Japaner große Teile Südostasiens, wo sie ebenfalls gegen die US-Amerikaner kämpften. Auch hier befanden sich die japanischen Truppen seit 1943 nur noch auf dem Rückzug.
Der Krieg endete am 8.5.1945 in Europa und nach dem Abwurf von zwei Atombomben am 2.9.1945 in Asien.
Im Zweiten Weltkrieg starben etwa 27 Millionen Soldaten und 25 Millionen Zivilisten. Das Bündnis der Alliierten gegen Hitler brach schon bald auseinander, der Ost-West-Konflikt mit dem Kalten Krieg begann. Deutschland wurde geteilt und blieb es bis 1990.

1941-1945:Holocaust
Holocaust ist die in Israel und in der englischsprachigen Welt gebräuchliche Bezeichnung für die Massenvernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg, der rund 6 Millionen Juden zum Opfer fielen.

1947: Marshallplan
Europa war nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. 1947 boten die USA zahlreichen europäischen Ländern Warenlieferungen, Aufträge und (z.T. nicht zurückzuzahlende) Kredite zum Wiederaufbau und zur wirtschaftlichen Entwicklung an. Hierdurch sollten diese Länder auch vor einer Einflussnahme durch die kommunistische Sowjetunion geschützt werden.

1962-1965: Zweites Vatikanisches Konzil
Ein Konzil ist eine Versammlung von Bischöfen und anderen kirchlichen Amtsträgern zur Erörterung und Entscheidung theologischer und kirchlicher Fragen. Das Zweite Vatikanische Konzil wurde von Papst Johannes XXIII. einberufen und von Papst Paul VI. weitergeführt. Es führte wichtige Reformen ein, die die Kirche wieder näher an das Leben der Menschen und die sich schnell wandelnde Welt bringen sollte.

1968: Studentenbewegung
Sammelbezeichnung für die etwa ab 1960 in verschiedenen Ländern aufgetretenen und Anfang der 1970er Jahre abgeklungenen Unruhen unter Studenten, die sich erst gegen schlechte Studienbedingungen, bald aber gegen politische und soziale Verhältnisse schlechthin wandten.
In den USA unterstützten die Studentenbewegungen die Bürgerrechtsbewegungen und wandte sich gegen den Vietnamkrieg. In Europa setzten sich die Studenten gegen den Vietnamkrieg, gegen die verkrusteten Gesellschaftsstrukturen und für eine größere gesellschaftliche Gerechtigkeit ein.

1989/1990: Sanfte Revolutionen
Als sanfte Revolutionen bezeichnete man die weitgehend gewaltlosen Aufstände der Bürger in den mittel- und osteuropäischen Ländern in den Jahren 1989 und 1990 gegen die kommunistischen Regime. Durch diese Massenproteste konnten in diesen Ländern die Demokratie und die Marktwirtschaft eingeführt werden.

1993-1996: Ethnische Säuberungen
Dieser beschönigende Begriff wurde im jugoslawischen Bürgerkrieg gebraucht. Er bezeichnete die gewaltsame Vertreibung von Volksgruppen aus einem Gebiet, in dem zwar mehrere Volksgruppen leben, aber in dem eine einzige Volksgruppe das Recht für sich in Anspruch nimmt, alleine dort leben und Menschen anderer Sprache und Kultur vertreiben zu dürfen.

1999-2002: Euro
Gemeinsame Währung seit dem 1.1.1999 in der Europäischen Währungsunion. Am 1.1.2002 wurde der Euro auch als Umlaufwährung eingeführt und ersetzte die nationalen Währungen in den Geldbörsen der Bürger.

ENTWICKLUNGEN

11./12. Jh.: Investiturstreit
Streit zwischen dem Papst und den Königen um die Einsetzung („Investitur“) der Bischöfe und Äbte in ihr Amt. Daraus entstand ein grundsätzlicher Konflikt um das Verhältnis von weltlicher und geistlicher Gewalt.

1215: Magna Charta
Mit der „großen Freiheitsurkunde“ wurde die Macht des Königs erstmals eingeschränkt. Hiervon profitierte zwar vorwiegend nur der Adel. Dennoch gilt die Magna Charta als Dokument englischer Freiheitsrechte.

14. Jh.: Pest
Eine gefährliche Infektionskrankheit, die von Bakterien ausgelöst wird und von Ratten über Rattenflöhe auf den Menschen übertragen wird. Von den zwei Erscheinungsformen (Beulen- und Lungenpest) rottete die Lungenpest im Mittelalter als „schwarzer Tod“ die Bevölkerung ganzer Landstriche aus.

16. Jh.: Frühkapitalismus
Bezeichnung für eine Epoche der europäischen Wirtschaftsgeschichte, die mit dem 16. Jh. begann und durch große Kapitalansammlungen (Fugger, Medici u.a.) und Monopolbildungen gekennzeichnet war.

1517: Reformation
Die Reformation war eine kirchliche Erneuerungsbewegung, die zur Entstehung der vom Papst unabhängigen evangelischen Kirchen führte.

1543: Heliozentrisches Weltbild
Weltsicht, bei dem die Planeten die Sonne umkreisen und die Sonne den Mittelpunkt der Welt darstellt. Die heliozentrische Planetentheorie wurde 1543 von Nikolaus Kopernikus veröffentlicht.

1789: Menschenrechte
Die Grundrechte umschreiben die Rechte des einzelnen Bürgers gegenüber der Staatsgewalt. Zu den wichtigsten Grundrechten gehören der Schutz der Menschenwürde, das Recht der freien Meinungsäußerung, die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die Gleichheit vor dem Gesetz, die Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit, die Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit, die Gewährleistung des Eigentums und der Schutz von Ehe und Familie.

1804: Code Civil
Das französische Zivilgesetzbuch überzeugte durch eine klare Sprache und wesentliche Grundgedanken der französischen Revolution (Gleichheit vor dem Gesetz, Anerkennung der Freiheit des Individuums und des Eigentums, Trennung von Staate und Kirche). Es ist trotz zahlreicher Änderungen heute noch gültig.

19. Jh.: Liberalismus
Eine Auffassung von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft, die für den einzelnen größtmögliche Freiheit im persönlichen, politischen und wirtschaftlichen Bereich fordert.

19. Jh.: Industrialisierung
Umwälzung der Arbeitswelt und der Gesellschaft durch den Aufbau von Industrien. Diese setzten in ihrer Produktionsweise auf neue Maschinen und Techniken (Mechanisierung), den Einsatz von künstlicher Kraft (Dampfmaschine), Massenproduktion, Arbeitsteilung und Lohnarbeit.

19. Jh.: Nationalismus
Eine übersteigerte Vaterlandsliebe, die oft das Eigeninteresse einer Nation über alles andere stellt und dazu neigt, andere Nationen gering einzuschätzen. Der moderne Nationalismus entstand mit der französischen Revolution.

Ab 1880: Massive Kolonialisierung
Das Streben europäischer Staaten, die Herrschaft über nichtselbständige Gebiet auszuüben. Die Kolonien wurden besiedelt und als Lieferanten für Rohstoffe und billige Arbeitskräfte ausgebeutet, als Absatzgebiet für Fertigwaren genutzt und oft zu militärischen Stützpunkten ausgebaut.

19. Jh.: Sozialismus
Im 19. Jh. entstandene Weltanschauung, die das allgemeine Wohl der Gesellschaft im Sinne von Gleichheit und Solidarität anstrebt. Im Gegensatz zu Liberalismus und Kapitalismus sollen Gleichheit, Gerechtigkeit und Freiheit für alle Menschen verbürgt sein.

1923: Pan-Europa-Bewegung
Eine Bewegung, die 1923 von Graf Coudenhove-Kalergi gegründet wurde und eine Vereinigung Europas vor allem gegen einen befürchteten neuen Krieg und eine Eroberung Europas durch die Sowjetunion anstrebte. Die Bewegung schaffte ein günstiges Klima, das die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) 1951 begünstigte.

Nach 1945: Amerikanisierung
Verbreitung der US-amerikanischen Sprache, Kultur und Lebensweise nach 1945.

Nach 1945: Entkolonialisierung
Aufhebung von Kolonialherrschaft, die nach 1945 massiv einsetzte und bis in die 1970er Jahre andauerte.

Ab 1960: Allgemeiner Wohlstand
Die Menge und die Qualität von Waren, öffentlichen Einrichtungen und anderen Lebensbedingungen, die den Menschen zur Verfügung stehen, sind seit den 1960er Jahren sehr hoch.
Bei einem niedrigen Lebensstandard werden nur die einfachen Bedürfnisse eines Menschen befriedigt, wie z.B. Nahrung, Wohnung und Kleidung. Bei einem hohen Lebensstandard werden auch zusätzliche Lebensbedürfnisse und Wünsche befriedigt, wie z.B. Körper- und Gesundheitspflege, Freizeit oder Reisen.

1973: „Grenzen des Wachstums“
Dieses Buch veröffentliche 1973 der „Club of Rome“. Das ist eine lockere Verbindung von Wissenschaftlern und Industriellen, die die „Lage der Menschheit“ untersuchen und darstellen wollen. Sie streben dabei den Erhalt des Friedens, soziale Gerechtigkeit, Achtung anderer Menschen und Kulturen sowie den Respekt der Natur an. Das Buch war ein wesentlicher Anstoß nach der Ölkrise, das die Friedens- und Umweltbewegung nachhaltig beeinflusste.

Genforschung
Teilgebiet der Biotechnologie, das die Grundlagen des Menschen Körpers über die Entschlüsselung der einzelnen Gene erforscht.

FORTSCHRITTE

10. Jh.: Kummet
Einführung des um den Hals liegenden Teils des Pferdegeschirrs (hölzerner, gepolsteter Ring).

10. Jh.: Räderpflug
Der Pflug ist ein Bodenbearbeitungsgerät, das als Kennzeichen höherer Ackerkultur gilt und erstmals um 3500 v. Chr. nachweisbar ist. Der Pflug ermöglicht eine Bodenbearbeitung, deren Ertrag über dem Eigenbedarf liegt. Um 500 v. Chr. tauchte der Eisenpflug in Europa auf. Er war viel stärker und schwerer als die hölzernen Pflugscharen und schnitt tiefer in den Boden.
Im 10. Jh. kam dann der Räderpflug in Gebrauch. Er war leichter zu ziehen und zu steuern als ältere Pflugtypen.

Ab 9. Jh.: Dreifelderwirtschaft
Nutzung eines Ackers in dreijährigem Wechsel: Wintergetreide, Sommergetreide, Brache. Die Dreifelderwirtschaft bestimmte den Ackerbau in West- und Mitteleuropa vor der Einführung des Kunstdüngers fast 1000 Jahre.

Um 1350: Vorderlader-Gewehr
Feuerwaffe, die von vorne geladen wurde. Sie garantierte die waffentechnische Überlegenheit der Europäer.

Um 1450: Buchdruck
Der Buchdruck ist die älteste Form des Hochdruckes. Dabei werden aus beweglichen Lettern (Buchstabentypen) die einzelnen Zeilen mit der Hand oder einer Setzmaschine zusammengesetzt. Diese Zeilen bilden die Druckform. In der Druckpresse drücken dann Walzen das Papier gegen die eingefärbte Druckform. Bereits im alten China und seit dem 14. Jh. in Europa war der Druck mit geschnitzten Holzplatten bekannt. Mitte des 15. Jh. erfand Johannes Gutenberg die beweglichen Buchstaben, die immer wieder neu verwendet und schneller gesetzt werden konnten.
Das Buchdruckverfahren ist heute aus Kosten- und Qualitätsgründen meist durch den Offsetdruck verdrängt worden.

1769: Dampfmaschine
Eine Maschine, die die Energie von Dampf in mechanische Arbeit umsetzt. Der Dampfdruck, der in einem beheizten Wasserkessel erzeugt wird, wird genutzt, um einen Kolben in einem Zylinder hin und her zu bewegen. Dieser Kolben treibt über eine Kolbenstange und eine Pleuelstange wiederum ein Rad an. Die erste brauchbare Dampfmaschine wurde 1769 von James Watt gebaut. Sie trug erheblich zur Entwicklung der industriellen Fertigung bei.

1796: Impfung
Eine Maßnahme zum Schutz gegen Infektionskrankheiten. Eine Schutzimpfung erfolgt durch Schlucken, Einritzen der Haut oder Injektion in den Körper. Dabei werden abgeschwächte oder abgetötete Krankheitserreger in den Körper gebracht, der dadurch angeregt wird, Abwehrstoffe gegen diesen Erreger zu bilden. Tritt später tatsächlich eine Infektion ein, ist der Körper dagegen gewappnet und kann die Erreger leichter bekämpfen.
Die Entdeckung der so genannten Immunität (lat. immunitas = Freisein von) war einer der entscheidenden Fortschritte der Medizin. Sie wurde im 18. Jahrhundert bei der Pockenerkrankung erkannt. Zwar war die Abschwächung der Pockenerkrankung durch die Methode der Impfung mit echten Pocken im Orient und in Westafrika bereits bekannt, jedoch kam es Berichten zufolge nach solchen Impfungen immer wieder zu heftigen Krankheitsausbrüchen. Der englische Landarzt Edward Jenner (1749-1823) entwickelte Ende des 18. Jahrhunderts eine weniger gefährliche Impfmethode. Er hatte beobachtet, dass Landarbeiter, die sich bereits mit den harmlosen Kuhpocken infiziert hatten, häufig von den gefährlichen, meist tödlich verlaufenden Menschenpocken verschont blieben. Er schlussfolgerte daraus, dass Menschen durch eine gezielte Infektion mit Kuhpocken in Form einer Impfung (=Vakzination) gegen die Erkrankung geschützt werden könnten. 1796 führte Jenner die erste Impfung dieser Art durch und begründete somit die Methode der so genannten aktiven Immunisierung, bei der der Körper zur eigenständigen Bildung spezifischer Abwehrstoffe angeregt wird.

1879: Elektrisches Licht
Thomas Edison erfand 1879 die erste elektrische Glühbirne. Hierdurch wurde der Siegeszug der Elektrizität eingeläutet, die heute alle Geräte des modernen Lebens mit Energie versorgt.

1879: Elektrischer Kühlschrank
1879 stellte der Deutsche K. von Linde den ersten Kühlschrank her. Er besaß eine dampfgetriebene Kompressionspumpe und benutzte Ammoniak als Kühlmittel. Kühlschränke tauchten in der heutigen DG erst nach Einführung der Elektrizität vereinzelt in den 1930er Jahren auf.

1885: Auto
Die ersten Autos bauten fast gleichzeitig, aber unabhängig voneinander Carl Benz 1885 und Gottlieb Daimler 1886 in Deutschland. Damit begann der Siegeszug des Automobiles auf den Straßen. Doch bis Mitte des 20. Jh. blieb das Auto ein Vergnügen für reiche(re) Leute. Erst ab den 1950er Jahren wurde Mobilität mit dem Auto langsam für die breite Masse in Europa erschwinglich.

1895: Film
1895 führten die Brüder Lumière mit ihrem „Kinematographen“ erstmals öffentlich in Paris einen Film vor. Anfangs waren diese Filme Jahrmarktsattraktionen, die in Europa erst während dem Ersten Weltkrieg in die Lichtspielhäuser umzogen. In den USA war hingegen schon 1912 die Filmstadt Hollywood gegründet worden. Hier wurde der Film schnell zum Industrieprodukt. Diese Entwicklung wurde durch die Einführung des Tonfilmes 1928 erheblich beschleunigt. Ab 1935 wurden erste Farbfilmaufnahmen möglich, die sich aber erst in den 1940er Jahren durchsetzten.

1916: Traktor
Ein Traktor ist eine Zugmaschine mit Dieselmotor für die Land- und Forstwirtschaft. Schon 1902 baute der Brite D. Albone den ersten Traktor mit Benzinmotor. Den Durchbruch fand diese neuartige Zugmaschine aber erst, als Henry Ford 1916 begann, Traktoren am Fließband herzustellen. Ab 1932 wurden sie mit Gummirädern ausgerüstet und ab 1935 mit einem Hydraulik-Steuersystem ausgerüstet, so dass Pflüge und andere Hilfsmaschinen vom Traktorsitz aus gesteuert werden konnten.

1925: Radio
Rundfunk ist die drahtlose Verbreitung von Informationen und Unterhaltung in Ton (Radio) und Bild (Fernsehen) an eine Vielzahl von Empfängern. Schon 1896/97 wurden erste drahtlose Signalübertragungen erprobt.
Regelmäßig tätige Sender nahmen ab 1920 ihren Betrieb auf. In der heutigen Deutschsprachigen Gemeinschaft konnten ab Weihnachten 1925 erste Rundfunkübertragungen des Langenberger Senders (Köln) empfangen werden.

1940: Penicillin
Das Penicillin ist das Stoffwechselprodukt verschiedener Arten des Pinselschimmels. Es wurde 1928 von A. Fleming entdeckt und wird seit Anfang der 1940er Jahre als Antibiotikum gegen viele Krankheitserreger verwendet.

1942: Kernspaltung
Kernenergie ist in Atomkernen gespeichert und wird bei der Kernspaltung und der Kernfusion freigesetzt. Sie kann zur Energiegewinnung genauso wie zum Bau von Atombomben genutzt werden. Der erste Kernreaktor wurde 1942 in den USA in Betrieb genommen, die erste Atombombe 1945 gegen die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki eingesetzt.

1954: Fernsehen
Durchschnittlich vier Stunden am Tag läuft in westeuropäischen Haushalten ein Fernsehgerät. Damit hat das Fernsehen innerhalb eines sehr kurzen Zeitraumes eine große Bedeutung für unser Leben erhalten. Um 1930 wurden erste Testsendungen in „Fernsehsälen“ präsentiert. Aber erst 1954 eröffnete die ARD, der erste gemeinschaftliche Zusammenschluss deutscher Rundfunkanstalten, ein regelmäßiges Fernsehprogramm. 1963 folgte das ZDF.

1957: Satellit
Ein Satellit ist ein unbemannter Raumflugkörper, der mit einer Trägerrakete in eine Umlaufbahn gebracht wird. Dort kreist er längere Zeit als künstlicher Mond. Sie übertragen Telefongespräche und Fernsehbilder rund um die Welt, sie liefern Informationen über das Wetter und helfen Schiffen und Flugzeugen bei der Navigation. Der erste erdumkreisende Satellit war 1957 Sputnik 1.

1977: PC
Computer ist das englische Wort für „Rechner“. Als diese Geräte in den 1940er Jahren entwickelt wurden, dienten sie zunächst nur zur Bewältigung großer Rechenaufgaben und zum Verschlüsseln von geheimen Botschaften. Doch erst der Bau des ersten Personalcomputers im Jahr 1977 führte zur allgemeinen Nutzung dieser Maschinen, die unser Alltagsleben stark beeinflussen.

WAS BEEINFLUSSTE DIE HEUTIGE DG?

6. Jh.: Benediktinerorden
Der älteste katholische Mönchsorden wurde im 6. Jahrhundert gegründet. Mit den Klostergründungen in Stavlot-Malmedy und Prüm trugen die Benediktiner wesentlich zur Christianisierung der Eifel bei. Die Mönche leben nach dem Grundsatz „bete und arbeite“ („ora et labora“).

1288: Schlacht von Worringen
Die Herzogin Irmgard von Limburg starb 1283 kinderlos. Um ihr Erbe entbrannte ein Streit. Auf der einen Seite stand der Kölner Erzbischof, der versuchte einen größeren Territorialstaat im Rheinland zu gründen, auf der anderen Seite der Herzog Johann von Brabant. Um beide Fürsten entstanden allmählich zwei mächtige Koalitionen, an denen fast alle rheinischen Fürsten beteiligt waren. Die schweren Kämpfe zogen sich jahrelang hin. Die Entscheidung fiel am 5. Juni 1288 in einer der blutigsten Schlachten des Mittelalters auf der Heide bei Worringen. Johann von Brabant siegte. Die Folge war weitreichend: Limburg orientierte sich nach Westen und das Rheinland blieb bis zur Französischen Revolution in eine Reihe etwa gleich großer Kleinstaaten aufgesplittert.

1766: Theresianischer Kataster
Die österreichische Kaiserin Maria Theresia wollte erstmals Grund und Boden sowohl der Untertanen als auch der Grundherrschaften nach allgemeinen Richtlinien besteuert. Hierzu ließ sie erstmals ein amtliches Verzeichnis aller Grundstücke erstellen, das heute eine herausragende Quelle für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 18. Jh. ist.

1815: Wiener Kongress
Zusammenkunft der europäischen Monarchen und Staatsmänner in Wien im Jahr 1815. Sie versuchen nach der Niederlage Napoleons ein Mächtegleichgewicht zu etablieren, Europa territorial neu zu ordnen und die Ideen der französischen Revolution zurück zu drängen. Der Kongress beschließt u.a., dass die späteren Kreise Eupen und Malmedy preußisch werden und „Neutral-Moresnet“ entsteht.

1871-1879: Kulturkampf
Hiermit bezeichnet man die Auseinandersetzung zwischen Staat und katholischer Kirche, die in Preußen und im Deutschen Reich ab 1871 geführt wurde. Hierbei ging es um die Beziehung von Staat und Kirche und um die Frage, ob die Kirche mit ihren zahlreichen sozialen Aufgaben vom Staat abgegrenzt oder getrennt werden sollte oder nicht.

1919: Versailler Vertrag
Der Versailler Vertrag beendete den Ersten Weltkrieg. Er wurde am 28.6.1919 zwischen dem Deutschen Reich und 27 alliierten und assoziierten Mächten unterzeichnet und trat am 10.1.1920 in Kraft. Deutschland war an den Verhandlungen nicht beteiligt worden, sondern hatte sich nur schriftlich zum fertigen Vertragsentwurf der Alliierten äußern dürfen. Da diese Einwände weitgehend unberücksichtigt blieben, sprachen viele Deutsche von einem Diktatfrieden.
Der Vertrag sah Gebietsabtrennungen ohne freie und geheime Abstimmung (Elsaß-Lothringen, Eupen-Malmedy) oder über freie und geheime Abstimmungen vor. Zudem wurde die Abtretung der Kolonien, die Verkleinerung der deutschen Armee auf 100.000 Soldaten, die alliierte Besetzung des Rheinlandes, die Zahlung von hohen Reparationen und die Feststellung der alleinigen deutschen Kriegsschuld festgeschrieben.

1926/1929: Rückgabeverhandlungen
Im Jahr 1926 und 1929 führten Belgien und Deutschland Verhandlungen über eine mögliche Rückgabe der Kreise Eupen und Malmedy an Deutschland. Das Vorhaben scheiterte am energischen Einspruch Frankreichs.

1943: Erster belgischer Protest
Am 18. Mai 1940 wurde da so genannte Eupen-Malmedy nach dem Einmarsch deutscher Truppen durch Adolf Hitler annektiert. Die belgischen Regierung reagierte nicht. Erst im … 1943 – nach der Wende des Krieges – protestierte die belgische Regierung indirekt über eine Sendung von Radio London gegen diese Annexion.

1944-1945: Ardennen-Offensive
Die letzte große militärische Offensive der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, die am 16. Dezember 1944 begann. Im Verlauf der Kampfhandlungen wurden zahlreiche Dörfer der belgischen Eifel ganz oder teilweise zerstört.

1951: Montanunion (EGKS)
Die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) oder Montanunion genannt wurde durch den Pariser Vertrag vom 18.4.1951 zwischen den Beneluxstaaten, Frankreich, Deutschland und Italien geschlossen. Der Vertrag bildete den Anfang der europäischen Einigungsbestrebungen nach 1945.

1958: Römische Verträge
Die 1958 in Kraft getretenen Verträge zwischen den Beneluxstaaten, Frankreich, Deutschland und Italien begründen die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und die Europäische Atomgemeinschaft (Euratom), aus denen 1993 die Europäische Union entstand.

1979: Europäisches Parlament
Seit 1979 wählen die Bürger aus den Mitgliedstaaten der EU ihre Abgeordneten für das Europäische Parlament direkt. Diese Abgeordneten haben eine beratende und kontrollierende Funktion, können aber noch nicht über alle gesetzlichen Vorhaben der EU mitbestimmen.

1985: Schengen-Abkommen
Mit diesem Abkommen von 1985, das 1990 erweitert wurde, wurden die Personenkontrollen zwischen den meisten Mitgliedstaaten der Europäischen Union abgeschafft.

1993: Binnenmarkt
Der Europäische Binnenmarkt garantiert seinen Bürgern seit dem 1.1.1993 den freien Personen-, Kapital-, Waren- und Dienstleistungsverkehr.

1993: Vertrag von Maastricht
Bezeichnung für den am 1.1.1993 in Kraft getretenen Vertrag, der die Europäische Union begründet und die Gemeinsamkeit des Handelns zwischen den Mitgliedstaaten erheblich verstärkt.

WAS GESCHAH HIER?

716: Schlacht bei Amel
Gemeint ist hiermit eine Schlacht, an welcher Karl Martell, der Großvater Karls des Großen, und die Neustrier teilgenommen haben. Sie fand im Sommer des Jahres 716 bei Amel statt. Wo genau, ist bis heute nicht bekannt.
Wieso kam es zu besagter Schlacht? Als Pippin II. im Jahre 714 in Jupille starb, war das Frankenreich ohne Führung. Es folgten Streitereien um die Nachfolge. Während Pippins Frau Plektrud, deren beide Söhne bereits zu Lebzeiten ihres Vaters gestorben waren, die Regierungsgeschäfte selber übernahm, bekundete ebenfalls Karl (später Karl Martell) Machtansprüche. Karl war der uneheliche Sohn Pippins II. und stand deshalb nicht im besten Verhältnis zu Plektrud.
Für Plektrud war Karl der politische Rivale schlechthin. Er genoss das Ansehen der im Ostreich lebenden fränkischen Völkerschaften, der Austrasier. Es kommt zu Kämpfen, in denen sich vorerst die Neustrier und ihre Verbündeten durchsetzten. Karl, anfangs in Köln von Plektrud festgehalten, gelang die Flucht. Später in Eifel und Ardennen untergetaucht schaffte er es, ein Heer aufzubauen. Die mit Beute aus Köln wieder südwärts ziehenden Westfranken konnte Karl bei Amel überraschend angreifen und vernichtend schlagen.
Nach der Schlacht begab sich Karl nach Köln, um dort die Familienfehde mit Plektrud zu bereinigen. Nach der Überlieferung brach dort ein Volksaufstand zugunsten Karls aus. Es heißt, Plektrud habe Karl den restlichen Familienschatz Pippins übergeben.
* Zwischen Ommerscheid und Wolfsbusch, S. 28 ff
* ZVS 91 08, S. 114 ff
* ZVS 91 10, S. 150 ff – ZVS-Artikel im PDF-Format bestellen über Kontakt

882/892: Normannen
Bezeichnung für die Wikinger, die als Händler, Krieger, Entdecker, Siedler und Staatengründer in West- und Südeuropa auftraten.
Ende des Jahres 881 und Anfang 882 tauchen Normannen in unserer Region auf. Sie waren dem Lauf der Maas flussaufwärts gefolgt und hatten vorerst Maastricht, Lüttich und Tongern zum Ziele ihrer Raubzüge auserkoren. In der Folge wurden auch die Klöster Kornelimünster, Stavelot, Malmedy und Prüm geplündert.
Es ist belegt, dass die Mönche aus Stavelot vor den Normannen eiligst Richtung Süden geflüchtet sind. Im heutigen nordfranzösischen Chooz in Sicherheit erfuhren sie bald von der Vernichtung ihres Klosters. Erst Ende 882 kehrte die Klostergemeinschaft wieder in ihre Heimat zurück. Es ist anzunehmen, dass die kostbaren Reliquien des Klostergründers Remaklus mit auf die Flucht genommen und dadurch gerettet worden waren.
Damit nicht genug. Auch im Jahre 892 kam es wieder zu Plünderzügen der Wikinger. Fränkische Gegenwehr gab es, sie reichte jedoch nicht aus. Im Februar 892 wurde die Abtei Prüm gänzlich verwüstet.
* ZVS 92 02, S. 25 ff
* ZVS 92 03, S. 40 ff – ZVS-Artikel im PDF-Format bestellen über Kontakt

10. Jh.: Burgenbau
Es ist möglich, dass sich die Menschen ab dem 10. Jahrhundert mehr und mehr schützende Unterstände schufen. Bei den Plünderungszügen der Normannen waren ihre damaligen Holzbehausungen der Brandschatzung schutzlos anheim gefallen.
Eine solche Burg war die „castra“ von Lüttich bei Chèvremont und Logne. Mitte des 9. Jahrhunderts war sie zu einer Fluchtburg ausgebaut worden.
In unserer Heimat wissen wir von Burgen in Bütgenbach, Reuland, Schönberg, …
* ZVS 92 03, S. 40 ff – ZVS-Artikel im PDF-Format bestellen über Kontakt

1189: Dietrich von Reuland
Als Ritter nahm Dietrich von Reuland im Jahre 1189 am 3. Kreuzzug teil. Von den Taten des Ritters berichtete der Zisterzienser-Mönch Cäsarius von Heisterbach, ein Zeitgenosse.
Dietrich von Reuland hatte sich offenbar bei der Belagerung der Stadt Akkon besonders ausgezeichnet und war kurz darauf gestorben. Er hatte gemeinsam mit anderen Kreuzfahrern gegen die Sarazenen (Araber), welche die heiligen Stätten Jerusalems besetzt hielten, kämpfen müssen.
Der Reuländer Kreuzfahrer hatte einen Bruder namens Kuno. Auch Kuno war eine einflussreiche Persönlichkeit. Er erlangte im Jahre 1213 das Patronatsrecht der Pfarre Thommen.
* ZVS 66 11, S. 135 f – ZVS-Artikel im PDF-Format bestellen über Kontakt

1350: Befestigung St. Viths
Früher waren Bürger und Bauer verantwortlich für die Verteidigung ihrer Stadt. So rüsteten sie sich anfangs selbst zu „Spießbürgern“ aus oder organisierten sich in sog. „Schützenbruderschaften“.
Die erste Befestigung der Stadt wird für das Jahr 1350 erwähnt. Damals war St. Vith keine freie Stadt. Es war der damalige Stadtherr, welcher die Zollstätte und den Markt zu seinen Gunsten zu schützen suchte.
Die Befestigungsanlage bestand aus einer Mauer mit Wallgraben. Von ehemals sieben Türmen ist uns bis heute der Büchelturm erhalten geblieben. Die Burg, welche den Rentmeister beherbergte, lag innerhalb dieser Ringmauer.
* Eine kleine Stadt …, S. 16 f
* Biblio 48

15. Jh.: Weistum
Die Grundherren bestimmten im Mittelalter, welche Abgaben die abhängigen Bauern zu leisten hatten. Auch waren die Bauern verpflichtet, für ihren Herren zu arbeiten. Diese Leistungen waren die sogenannten Herren- oder Frondienste.
Wozu der jeweilige Herr seine Untertanen verpflichten konnte und wie groß sein Grundgebiet war, wussten ihre Vertreter in den Dörfern, die Schultheißen und Schöffen. Sie waren rechtskundig und kannten die gültigen Gesetze und Gewohnheiten auswendig.
In einem Weistum sind die Gewohnheiten und Rechtssprüche eines Grundherren festgeschrieben. Auf das geltende Gesetz musste regelmäßig durch die Schöffen hingewiesen werden.
* Biblio 9

1446: Schöffenbuch
Im Mittelalter und bis zur Neuzeit tagten die Schöffen drei- oder viermal im Jahr, um gemeinsam mit dem Schultheißen (Richter) zu beraten. Die von diesem Schöffengericht behandelten Streitsachen, Verkäufe, Verträge oder Urteile wurden in einem Schöffenbuch niedergeschrieben.
Schöffen bildeten also das Gericht. Recht durften sie im Namen des Grundherrn oder der Stadt sprechen. Grundlage dieser Rechtsprechung war das Gewohnheitsrecht, welches lange Zeit mündlich weitergegeben worden war. Im Spätmittelalter kam es zur Niederschrift dieser mündlich tradierten Rechte in den sogenannten Weistümern.
Das erste Schöffenbuch der Bank Walhorn datiert aus dem Jahre 1446.

1582: Brandschatzung
Unter der Androhung, Feuer zu legen, erpressten feindliche Truppen vor allem die Bewohner der Städte, um sie auszurauben und zu zerstören.
Im Jahre 1582 kam es zur Brandschatzung Eupens.
Den Spanischen Niederlanden, zu denen die Herzogtümer Limburg und Luxemburg im 17. Jh. gehörten, stand Frankreich nicht friedlich gegenüber. Auf Anordnung des französischen Königs Ludwig XIV. zogen dessen Truppen sengend und plündernd durch die spanischen Besitzungen. Zur Zerstörung der Stadt St. Vith kam es am 5. September 1689, als die Franzosen die Festungsanlagen schleiften. Malmedy und Stavelot gingen am 4. Oktober in Flammen auf.
* Eine kleine Stadt …, S. 16
* Biblio 48 und 51

1593: Belagerung St. Viths
Im Januar 1593 war Philipp von Nassau mit 1200 Reitern und 500 Fußsoldaten unterwegs. Am 17. Januar, so erzählte es der luxemburgische Geschichtsschreiber Bertholet im 18. Jh., griffen die Truppen die Stadt an. Auf Seiten der Belagerer sei eine „Kriegsmaschine“ als Feuerwerfer zum Einsatz gekommen. Trotz dieses offensichtlichen Vorteils habe die Bevölkerung ihre Stadt drei Tage lang tapfer verteidigt und damit den Prinzen und seine Mannen in die Flucht gejagt.
* Eine kleine Stadt …, S. 16

17. Jh.: Auswanderungen
Der Dreißigjährige Krieg (1618-48) hatte ebenfalls nachteilige Folgen für die hiesige Bevölkerung. Durchziehende Soldatengruppen hatten selbst unsere Region geplündert und verwüstet. Die Landbevölkerung war diesen Heimsuchungen erlegen und durch Seuchen arg dezimiert worden.
Im Vergleich der Feuerstättenverzeichnisse der Jahre 1621 und 1651 wird beispielsweise für das Hofgebiet Manderfeld die Zerstörungsrate sichtbar. Von den 121 Haushalten der 16 Dörfer oder Weiler im Jahre 1621 können deren 30 Jahre später nur mehr 53 genannt werden.
Verarmt suchten manche Zeitgenossen der Höfe Bütgenbach und Amel ihr Heil in der Flucht aus ihren verwüsteten Dörfern. Vor allem in die Pfalz wanderten diese Leute ab.
* ZVS-Schriftenreihe, Nr.15

1689: Zerstörung St. Viths, Brandschatzung Malmedys

1795: Gemeinde
Im November 1794 teilten die Franzosen die eroberten Gebiete der Österreichischen Niederlande und das Fürstbistum Lüttich neu ein. Es entstanden sog. „arrondissements“, ab dem Jahre 1795 „départements“. Jedes Departement untergliederte sich wiederum in Kantone, in welchen sich die bestehenden Hofbezirke oder Gemeinden neu einordneten. Diese Kantone bildeten bis 1799 die kleinsten Verwaltungs- und Gerichtseinheiten. Die Gemeinden entsandten Agenten oder Beigeordnete in diese Kantonalverwaltung, an dessen Spitze ein Präsident stand. Dieser Verwaltung wurde ein Kommissar zur Seite gestellt, der die Anwendung der Erlasse und Gesetze zu überwachen hatte.
Im Jahre 1800 kam es zu einer Neuordnung der Kantone, welche sich in neue Bürgermeistereien aufgliederten. Diesen „Mairies“, welche sich aus den ehemaligen Hofbezirken oder Gemeinden bildeten, wurde ein „maire“ (Bürgermeister) und Beigeordneter vorangestellt. Beide mussten schreibkundig bzw. der französischen Sprache mächtig sein beherrschen. Sie traten sehr oft die Stelle des bis dahin fungierenden Agenten an. Der Gemeinderat selbst setzte sich zusammen aus den Meistbeerbten einer Bürgermeisterei.
* Altes Land an der Work, S. 113 ff
* Zwischen Ommerscheid und Wolfsbusch, S. 78 ff

1798: Klöppelkrieg
Die Franzosen hielten unser Gebiet seit dem Jahre 1792 in Besitz. Die hiesige ländliche Bevölkerung fand sich nicht einfach mit dieser Franzosenherrschaft ab. Im Jahre 1798 kam es in der heutigen Westeifel zu Aufständen. Besonders in den Orten Burg Reuland, Ouren, Schönberg, St. Vith und Amel gab es offenen Widerstand gegen die Besatzung und deren Gesetzgebung.
Die Verordnungen der französischen Revolutionsregierung kamen nicht an bei der Bevölkerung. Das Verbot von Kreuzen oder Heiligenbildern, eine neue Zeitrechnung, neue Steuern, Papiergeld und die eingeführte Wehrpflicht waren den Menschen fremd und fragwürdig.
Die gesetzmäßig erzwungene Aufgabe oder Änderung ihrer Gewohnheiten veranlasste viele Zeitgenossen zur Auflehnung gegen die Franzosen. Mit Klöppeln, als unzulänglich, bewaffnet zogen sie zwischen dem 27.10. und 3.11.1798 gruppenweise aus, um gegen die Verwaltung der Besatzer zu rebellieren. Sie waren nicht erfolgreich.
* Biblio 53 und 54
* ZVS-JS 2002-4 ZVS-Artikel im PDF-Format bestellen über Kontakt

1815: Kreis
Nach den siegreichen Feldzügen der Preußen in den Jahren 1813-14 gegen die Franzosen (Napoleon) beschloss der Wiener Kongress (1815-16) die Zuteilung neuerworbener Gebiete an die Sieger. Unter diesen Neuerwerbungen befanden sich Gebiete der ehemaligen fürstlichen Abtei Stablo-Malmedy, der österreichischen Niederlande und des Kurfürstentums Trier. Diese waren seit dem Jahre 1793 von den Franzosen besetzt gewesen.
Kreis ist die Bezeichnung für ein preußisches Verwaltungsgebiet. Der Regierungsbezirk Aachen unterteilte sich seit dem 22. April 1816 in 13 Kreise, worunter sich der Stadtkreis Aachen, aber auch die Kreise Eupen, Malmedy und St. Vith befanden. Bereits im Jahre 1820 wird der Kreis St. Vith aufgelöst und dem Kreis Malmedy zugeordnet. Letzterer zählte rund 23 000 Einwohner. Die Kreise bestanden bis 1920.
* Biblio 55 und 57

1815: Neutral-Moresnet
Hiermit ist ein Gebietsstreifen gemeint, über dessen Zuordnung sich Preußen und die Niederlande beim Wiener Kongress nicht einig geworden waren. Hintergrund war wohl das Interesse beider Staaten an den reichhaltigen Galmeilagern des Altenberges.
Ab dem 16. Juni 1816 trennte eine vorläufige Grenze den Teil der Gemeinde Moresnet ab, der fortan gemeinschaftlich von Preußen und den Niederlanden (ab 1830 Belgien) verwaltet werden sollte. Dieses Provisorium dauerte bis 1918.
* Biblio 56

1920: Volksbefragung
Es ist die Abstimmung der Wahlberechtigten über eine bestimmte Sachfrage. Für die Menschen der DG wird eine solche Befragung aus dem Jahre 1920 immer wieder erwähnt.
Durch den Versailler Vertrag (28.06.1919) wurden die Kreise Eupen und Malmedy Belgien zugeteilt. Allerdings, so wollte es der Vertrag, sollten die Bewohner dieser Gebiete in einer Volksabstimmung schriftlich den Wunsch ausdrücken dürfen, „daß diese Gebiete ganz oder teilweise unter deutscher Souveränität verbleiben“.
Im Jahre 1920 wurden in den beiden Kreisstädten Malmedy und Eupen zwischen dem 26. Januar und dem 23. Juli Listen ausgelegt. Jeder, der sich mit dem Staatenwechsel nicht einverstanden erklären konnte, durfte sich eintragen. Stimmberechtigt war alle Männer und Frauen, welche die deutsche Staatsangehörigkeit besaßen, 21 Jahre alt waren und seit dem 1. August 1914 in Eupen oder Malmedy wohnten. Von rund 34.000 Stimmberechtigten trugen sich nur 271 in die Listen ein.
Warum so wenige? Sicherlich liegt der Grund in der Art dieser Volksbefragung. Belgische Verwaltungsbeamte beaufsichtigten bzw. überwachten die Befragung, sie waren keine neutralen Beobachter. Zudem verhielt sich die Bevölkerung abwartend, Furcht vor Strafmaßnahmen und politische Gleichgültigkeit bestimmten ihre Haltung.
* Biblio 63

ab 1933: Judenschmuggel
Zum Sommer des Jahres 1941 sollten Ortschaften nach Möglichkeit „judenfrei“ gemeldet werden können. Die Behörden hatten sich zudem die Zusammenlegung der Juden zum Ziel gesetzt. Diese Maßnahmen schränkten die Mobilität der ohnehin Verfolgten ungemein ein. Im Herbst 1941 wurden die ersten Judentransporte Richtung Lodz oder Riga zusammengestellt. Flucht war also der einzige Ausweg, wenn man über kein sicheres Versteck verfügt.
In Wirklichkeit gab es jedoch immer noch „Fluchthelfer“, „Grenzgänger“, „Judenschlepper“ oder Fluchthilfeorganisationen, welche gegen gute Bezahlung jüdische Flüchtlinge über die „grüne Grenze“ nach Belgien brachten. Fluchthilfe aus Nächstenliebe und Idealismus mag es jedoch ebenfalls gegeben haben.
* H.-D. Arntz, Judenverfolgung und Fluchthilfe, S. 652 ff

1941: Zwangssoldat
Die männliche Bevölkerung der Ostkantone war während der Annexion von Eupen-Malmedy-St. Vith durch das Deutsche reich von 1940 bis 1944 der deutschen Wehrgesetzgebung unterworfen. Nach Zuerkennung der deutschen Staatsangehörigkeit (Erlass vom 23.09.1941) wurden sie zur Wehrmacht eingezogen.
Ein Teil der Wehrpflichtigen entzog sich dieser Einberufung; sie wurden später Refraktäre genannt. Für diejenigen jedoch, welche Dienst in der Wehrmacht leisteten, prägte man die Bezeichnung Zwangseingezogene oder Zwangssoldaten.
* Biblio 74

1944-45: Zerstörung
Mit der Ardennenoffensive verbinden wir heute die beinahe völlige Zerstörung vieler Orte unserer Heimat. In der Tat vernichteten alliierte Bomberverbände St. Vith an den Weihnachtstagen 1944 fast ganz. Auch Malmedy wurde zu drei Fünfteln zerstört, einige Dörfer fielen in Schutt und Asche. Trotz vorsorglicher Evakuierungsmaßnahmen fanden zahlreiche Zivilisten den Tod.
Nach der vollkommenen Zerstörung der Stadt St. Vith wurden Behelfsheime errichtet. Es entstand die sogenannte Neustadt mit über 200 Wohnungen. Doch auch in den Dörfern ließen die Gemeinden Notbaracken bauen. Ende des Jahres 1946 waren von den rund 4800 bombengeschädigten Häusern der Eifel gerade mal 1940 wieder hergestellt.
* Biblio 72 und 76

1918/1945: Kriegsopfer
Der Erste Weltkrieg verlangte unserer Bevölkerung einen hohen Blutzoll ab. Mehr als 1800 Tote gab es zu beklagen.
Doch der Zweite Weltkrieg forderte ungleich mehr Opfer in unserer Region. Mindestens 19 Ostbelgier fielen bereits als belgische Soldaten im Mai 1940, als sie sich den eindringenden Deutschen zur Wehr setzen mussten.
Von 8700 Männern, die in der deutschen Wehrmacht gegen die Alliierten kämpften, starben 3200 an der Front, wurden vermisst oder starben in der Gefangenschaft.
Doch auch rund 700 zivile Kriegsopfer gab es zu beklagen. Und dem Nazi-Regime direkt zum Opfer fïelen rund 60 Personen.
* Bittere Erfahrungen, Band II
* Biblio 74

1945-1951: Kriegsgefangene

1954-1958: Schulkampf
Im Jahre 1951 und 1952 verbesserten die Schulgesetze des Unterrichtsministers Pierre Harmel besonders die Finanzlage der katholischen Schulen. Erstmals gab es nun für die Schüler der freien Mittelschulen Unterstützung. Somit konnte das bis dahin von den Eltern gezahlte Schulgeld gesenkt werden, was übrigens einigen Kindern erst den Besuch der Mittelschule ermöglichte.
Die sozialistisch-liberale Schulpolitik unter Unterrichtsminister Léo Collard (ab 1954) suchte diese staatlichen Zuschüsse zu kürzen. Auch sollten die Lehrer der katholischen Schulen, bisher von ihrer Lehranstalt bezahlt, nunmehr vom Staat bezahlt werden, und zwar dann, wenn sie über einen staatlich anerkannten Lehrbefähigungsnachweis verfügten.
Die Verantwortlichen der katholischen Schulen und die Christlich-soziale Partei setzten sich zur Wehr. In unserer Region tat sich der Direktor der Bischöflichen Schule St. Vith, Rentgens, besonders kämpferisch hervor. Er und seine Mitstreiter zeigten Engagement, unterstützten Unterschriftsaktionen, Aufklärungsversammlungen und eine Massenkundgebung am 15. Mai 1955.
Die Collard-Gesetzgebung wurde im Juli 1955 abgemildert verabschiedet. Der Schulkampf fand dadurch ein Ende, doch blieben den katholischen Schulen materielle und finanzielle Nöte erhalten. Ein friedlicheres Nebeneinander von freien und staatlichen Schulen garantierte ab dem Jahre 1958 erst der sogenannte „Schulpakt“.
* Eine Schule in ihrer Zeit, S. 101 ff

1956: Deutsch-Belgisches Nachbarschaftsabkommen
Die Grenze zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern Deutschland und Belgien blieb von 1945 bis 1956 geschlossen. Ein legales Überqueren derselben war nur mittels eines Passierscheines möglich; den stellte der Bezirkskommissar aus.
Diese Grenzbewachung hatte nur einen Grund: Eupen-Malmedy sollte kulturell, sprachlich und politisch zum belgischen Inland hin orientiert werden. Allerdings förderte diese Politik den Schmuggel.
Im September 1956 kam es zu einer neuen Verständigung zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern Belgien und Deutschland. Deutschland, mittlerweile Bundesrepublik, unterstrich damit die völkerrechtliche Ungültigkeit der Annexion Eupen-Malmedys von 1940. Gemeinsam vereinbarte man eine Grenzberichtigung, Ausgleichszahlungen und ein Kulturabkommen.
* Biblio 75

1963: Sprachengesetze
Die Sprachengesetze datieren aus dem Jahre 1963. Sie legen die Sprachengrenzen zwischen den Sprachgemeinschaften des Landes fest und regeln den Sprachengebrauch in Unterricht und Verwaltung. Damit wurde vor allem der ostbelgischen Sonderstellung Rechnung getragen, denn es verankerte fortan das Prinzip der Einsprachigkeit gesetzmäßig.
Deutsch wurde als dritte Landessprache offiziell anerkannt. Das Gesetz vom 2. August 1963 nannte ebenfalls die (damaligen) 25 belgischen Gemeinden, in welchen Deutsch die offizielle Verwaltungssprache sein würde.
* Biblio 79 und 125

1970: Kulturgemeinschaft
Seit 1963 besteht offiziell ein deutsches Sprachgebiet in Belgien. Alle neun deutsprachigen Gemeinden bilden heute die sogenannte Deutschsprachige Gemeinschaft. In eigener Verantwortung, also autonom, konnten die Vertreter der deutschsprachigen Belgier in einem Rat der deutschen Kulturgemeinschaft seit dem 24.12.1970 über kulturelle Fragen entscheiden.
* Biblio 1, 123 und 125

1971: Partei der deutschsprachigen Belgier
Am 27.12.1971 wurde die PDB in St. Vith gegründet. Sie versteht sich seither als Regionalpartei und damit als Pendant zu anderen Sprachenparteien Belgiens. Ihr Programm ist die größtmögliche Einforderung kultureller, wirtschaftlicher und politischer Eigenständigkeit für das deutsche Sprachgebiet Belgiens.
Die PDB löste damit die im gleichen Jahr gegründete CUW, die Christlich Unabhängige Wählergemeinschaft, des Eupener Bürgermeisters Reiner Pankert ab. In dieser Partei setzte man sich die Unabhängigkeit von den traditionellen Gruppierungen und die Verwirklichung des Föderalismus zum Ziel.
* Biblio 80

1973: Rat der deutschen Kulturgemeinschaft
Die kulturelle Selbstverantwortung war den deutschsprachigen Belgiern bereits in den Verfassungsreformen der Jahre 1968 und 1971 zugestanden worden. Die Bildung eines Rates, welcher diese kulturelle Autonomie gestalten sollte, ermöglichte jedoch erst das Gesetz vom 10. Juli 1973. Maßgeblichen Anteil an den Inhalten des Ausführungsgesetzes hatte der Kelmiser Abgeordnete Willy Schyns. Zur dieser Zeit war er Staatssekretär für die Ostkantone in der Regierung Leburton. Schyns gelang es, ein Patrizierhaus, nämlich das Anwesen Despa am Eupener Kaperberg, für den künftigen RdK anzukaufen und auszubauen.
Er war es auch, der den ersten RdK am 23.10.1973 einsetzte. Damals war der Rat noch nach einem Parteiproporz, also indirekt besetzt. Schon wenige Monate nach der ersten Einsetzung dieses Rates stürzte die Regierung Leburton. So konnte bereits am 10.03.1974 der erste direkt gewählte Rat am Eupener Kaperberg einziehen. Zum ersten Präsidenten des RdK wurde der Elsenborner Johann Weynand gewählt.
* Biblio 129 und 130

1976: Gemeindefusion
In der Franzosenzeit, genauer ab dem Jahre 1794, waren alle Gemeinden dem gleichen Verwaltungs- und Aufsichtssystem unterstellt worden. In der preußischen Zeit hatten dann wieder einige Unterschiede zwischen Stadt- und Landgemeinden bestanden. Die Einführung des belgischen Gemeindegesetzes geschah in Eupen-Malmedy erst durch den Königlichen Erlass vom 4.10.1925.
Gemeindefusionen, also Zusammenschlüsse mehrerer kleinerer Gemeinden, umschrieb das Gesetz vom 30.12.1975. Dieses Gesetz trat am 1. Januar 1977 in Kraft. Es stellte die größte Reform des belgischen Gemeindewesens seit 1830 dar. Die Anzahl Gemeinden wurde von 2359 auf 589 für das gesamte Königreich reduziert.
Da die belgischen Gemeinden jedoch stets in einer relativen kommunalen Autonomie funktioniert hatten, waren die Pläne des Innenministeriums auch fast ausschließlich auf Unverständnis gestoßen.
Im deutschsprachigen Ostteil des Landes gingen aus den 25 Gemeinden insgesamt 9 Großgemeinden hervor, von denen sich Eupen und St. Vith Stadt nennen dürfen.
* Biblio 153

1984: Rat der deutschsprachigen Gemeinschaft
Zu Beginn der 1980er Jahre reifte im RdK der Wunsch nach mehr Autonomie. Den beiden anderen Gemeinschaften gegenüber erwarteten die deutschsprachigen Vertreter gleichgestellt zu werden. Sowohl die Flämische als auch die Französische Gemeinschaft bestanden de facto bereits seit dem 8. August 1980. Hintergrund war die Notwendigkeit, auch den Deutschsprachigen neue Befugnisse zuzugestehen.
Unter der Regierung Martens-Gol (1981-1985) wurden schließlich die Ostbelgiengesetze verabschiedet. Die Deutschsprachige Gemeinschaft konnte am 22.12.1983 gesetzlich verankert werden.
Am 30.01.1984 wurde der Rat der Deutschsprachigen Gemeinschaft erneut eingesetzt. Aus ihren Reihen durfte dieses Parlament nun eine eigene Regierung wählen. Diese bildete die Exekutive und zählte drei Gemeinschaftsminister.
* Biblio 141, 143 und 151

1985: Gerichtsbezirk
Die neun deutschsprachigen Gemeinden Belgiens bilden seit dem 23. September 1985 einen eigenen Gerichtsbezirk. Ein völlig eigenständiges Gericht Erster Instanz tagt seit dem 1. September 1988 in Eupen. Die Sitzungen der Gerichte (Erste Instanz, Handels- und Arbeitsgericht) finden im Gerichtsbezirk Eupen grundsätzlich in deutscher Sprache statt.
* Biblio 152

1994: Wahlbezirk für die Europawahlen
Als Wahlbezirk bezeichnet man den Teil eines größeren Gebietes, in dem die Wahl eines Parlamentes stattfindet. In einem solchen Wahlkreis können die wahlberechtigten Bewohner ihre(n) Vertreter wählen. Seit 1994 haben die deutschsprachigen Belgier einen eigenen Wahlbezirk für die Europawahlen.

1998: DG fordert eigene Befugnisse

LANDWIRTSCHAFT

Ab 1700: Viehverleihgeschäft
Arme und verarmte Bauern mussten noch im 19.Jh. mit geliehenem Vieh wirtschaften und wurden dabei ausgenutzt; auf die Dauer eines Jahres durfte der Bauer die Milch und Zugkraft der geliehenen Kuh nutzen; als Gegenleistung musste er nicht nur die Kuh sondern zusätzlich ein knapp einjähriges Rind füttern. Nach einem Jahr nahm der Verleiher die Kuh und das inzwischen trächtige Rind zurück. Nach eigenem Ermessen entschädigte er den Bauern für den Mehrwert des Rindes und gab ihm das später geborene Kalb. So konnte der Bauer zu eigenem Vieh kommen. Allerdings war der Gewinn des Verleihers übermäßig hoch.
*KAUFMANN, Der Kreis Malmedy 1815-1865, Bonn, 1963, S.26
*Zwischen Venn & Schneifel, 1999, Nr.4, S.72

Ab 1764: Kartoffel
Die Kartoffel stammt aus Südamerika. Um 1578 brachten die Spanier sie nach Europa. Wegen ihrer Ähnlichkeit mit Trüffeln wurde sie in Italien „Tartufoli“ genannt. Als Nahrungsmittel wurde die Kartoffel im Lande zwischen Venn und Schneifel in den 20er Jahren des 18. Jh. bekannt. Im Hofe Amel wurde sie bereits vor 1720 an vereinzelten Stellen angebaut und war um 1730 in allen Dörfern des Hofgebietes bekannt. In immer stärkerem Maße wurde sie die Grundlage der Volksernährung. Um die Mitte des 19. Jh. wurde die Pflanze von der Kartoffelkrautfäule befallen, so dass die Kartoffelernten sehr gering ausfielen. Viele Menschen unserer Gegend verarmten, litten Hunger. Mancher entschloss sich in dieser Notzeit auszuwandern, vor allem in die USA.
* ZVS,1976, Nr.4, S.58, Nr.6, S.89,
* ZVS 1998, Nr.2, S.34 – ZVS-Artikel im PDF-Format bestellen über Kontakt

1856: Aufforstung
(Wieder-)Bepflanzung mit Bäumen von Flächen, die noch nicht oder nicht mehr mit nutzbarem Holz bedeckt sind. Wald bringt den Menschen nicht nur wirtschaftlichen Nutzen (z.B. Brennholz, Holzkohle, Viehfutter, Bauholz), er hilft das Klima zu verbessern (z.B. Windschutz) und Wasser zu speichern. Durch vielerlei Nutzungen hatten unsere Vorfahren den Wald zu Beginn des 19.Jh. weitgehend zurückgedrängt. Große Flächen lagen öde, Armut bedrückte die Menschen. Um den Menschen in der Eifel neue Einnahmequellen zu erschließen, startete die preußische Regierung ein staatliches Aufforstungsprogramm und zwang auch die Gemeinde Waldungen anzulegen. Ödland und Venngebiete wurden somit einer besseren wirtschaftlichen Nutzung zugeführt. Als schnellwüchsiger Baum, der auf auf kargen Böden gedeiht, setzte sich die Fichte durch. Die Aufforstung fand zunächst nicht die Zustimmung der Menschen, da sie auf althergebrachte Nutzungsrechte verzichten mussten und die Waldungen als Weideflächen für die damals zahlreichen Schafsherden wegfielen.
* ZVS, Jugendseiten 1999, ZVS-Artikel im PDF-Format bestellen über Kontakt
* Nr. 4; BIKA, Alltag, 34

1878: Butterverein
Am 13. Oktober 1878 von Rektor Peter Cremer (1841-1908, Rektor in Emmels, dann Pfarrer in Amel) gegründete Vereinigung zur Hebung der Butterproduktion zu Nieder-Emmels, besser noch als Butterverein des Rektors Cremer bekannt. Zweck dieser Vereinigung von Landwirten war es, zunächst gute Butter herzustellen und dafür auch einen entsprechenden Preis zu erzielen. Genau hier lagen die Probleme und die Ursachen für die große Armut der Eifeler Bauern. Butter wird aus dem Fett der Milch hergestellt. Frauen hatten früher die Aufgabe, dieses Fett abzurahmen. In den vielen kleinen Betrieben geschah dies in einem zeitraubenden, unwirtschaftlichen Verfahren in kleinen Schüsseln. Oft fehlte es an elementarer Sauberkeit. Für die mühsam gewonnene Butter erhielten die Bäuerinnen beim Krämer häufig nur Ware, kein Bargeld. Erst wenn das Produkt Butter eine garantierte hohe Qualität besaß, wirtschaftlicher, also billiger erzeugt werden konnte, andererseits ein sicherer Absatzmarkt mit guten Preisen entstand, war den kleinen Landwirten geholfen. Nach einem von Rektor Cremer vereinfachten neuen Verfahren wurde Süßrahm-Butter hergestellt. Der Butterverein sorgte sich um Geschmack und Reinheit der Butter sowie um steigenden Absatz.
* BIKA, Alltag, 31
* ZVS, 1991, Nr.3, S.42f ZVS-Artikel im PDF-Format bestellen über Kontakt
* CREMER H., 150 Jahre landwirtschaftliche Vereine und Genossenschaften in Eupen-Malmedy-St. Vith, Eupen, 1994, S.54f
* AEM, Dünnbeinig mit krummen Horn, 1986, S.163 (Buttern), S.250 (Butterverein)

1883: Eifelfonds
Missernten brachten der Eifel in den Jahren 1882-83 große Not, sogar Hunger. Die Eifel war auf Hilfe von außen angewiesen. Besser noch als Hilfe in der Not aber ist, aus eigener Kraft erst gar keine Not entstehen zu lassen. Zu diesem Zwecke wurde vom preußischen Staat bestimmte jährliche Geldmittel (= Fonds) vorgesehen. Dieser so genannte Eifelfonds, zu ? vom Staat und zu ? von der Provinz aufgebracht, wurde z.B. eingesetzt, um die Böden zu verbessern, Obstbäume, Hecken und Bäume anzupflanzen, Wasserleitungen zu verlegen u.a.m.
* KAUFMANN, S.62, S. 88

1933, 1991: Molkerei
Es bringt viele Vorteile mit sich, wenn die Herstellung aber auch der Verkauf von Milchprodukten wie Käse und Butter nicht mehr in und von jedem kleinen Bauernbetrieb, sondern zentral in einem großen Produktionsgebäude und von einer Geschäftsstelle durchgeführt wird. Dieser Übergang wurde begünstigt durch die Entwicklung der Zentrifuge, einer Maschine zur Entrahmung der Milch, die ab 1879/80 auf den Markt kam. Zum anderen verdienten die Menschen in den Industriezentren und Städten besser, so dass sie sich Butter und Käse häufiger leisten konnten. Die neuen strom- und motorbetriebenen Maschinen waren für einzelne Bauernbetriebe unerschwinglich teuer. Warum nicht Geld zusammenlegen und sich diese Maschinen gemeinsam anschaffen? Ein solcher genossenschaftlicher Zusammenschluss bringt noch weitere Vorteile für die angeschlossenen Bauern: Sie bleiben am Gewinn der Produktion und des Verkaufs beteiligt und behalten Mitspracherecht bei der jährlichen Generalversammlung.
Am 15. Januar 1899 wurde die große Molkerei in Büllingen eröffnet, der im 1. Geschäftsjahr 224 und im folgenden Jahr bereits398 Genossen angeschlossen waren. Die erste genossenschaftliche Molkerei war allerdings am 26. März 1897 in Valender mit 19 Genossen entstanden. Weitere folgten. Bis 1920 lief die Büllinger Molkerei gut. Nach dem Staatenwechsels zu Belgien erlebte die Molkerei schwierige Zeiten. Ab 1931 sorgten neue Maschinen und eine verbesserte Butterqualität für neuen Aufschwung, der sich 1933 in der Gründung der Landwirtschaftlichen Zentralmolkerei GmbH bis 1944 fortsetzte. Die Ardennenoffensive brachte das vorübergehende Ende. Als Büllinger-St.Vither Molkereigenossenschaft in Büllingen wurde sie im Mai 1950 wieder in Betrieb gesetzt. Der Trend zu immer größeren Produktionseinheiten führte im Jahre 1991 zur Schließung der Molkerei in Büllingen und St. Vith.
* CREMER H., 150 Jahre, S.58
* ZVS, 1991, Nr.9, S. 140f – ZVS-Artikel im PDF-Format bestellen über Kontakt
* BIKA, Alltag, 31

1940-44: Kriegswirtschaft
Staaten, die Krieg führen, müssen ungeheure Anstrengungen machen: die Versorgung der Menschen sichern, große Mengen Rüstungsgüter wie Waffen und Munition herstellen, die Arbeitskraft der Männer, die in den Krieg ziehen, ersetzen, Rohstoffe sichern, selbst produzieren, was vorher vielleicht vom jetzigen Kriegsgegner eingeführt wurde. Der Staat entscheidet, welche Güter wichtig sind und vorrangig hergestellt werden, welche Güter die Menschen in welchen Mengen kaufen und verkaufen dürfen. So entsteht eine Zwangswirtschaft. Verhalten und Versorgung der Menschen werden gesteuert. In besonders brutaler Weise hat Nazi-Deutschland, dem unser Gebiet zwischen 1940 und 1945 angeschlossen war, in die Wirtschaft und das Leben der Menschen eingegriffen, um die wahnsinnigen Kriegsziele und den Endsieg zu erreichen. Aus allen eroberten Gebieten wurden Menschen verschleppt und wie Kriegsgefangene, Gefangene, Juden gezwungen, unentlohnt und bei meist sehr schlechter Behandlung – viele starben – für Deutschland zu arbeiten. Auch die Deutschen mussten sich den Zwängen der Kriegswirtschaft unterordnen. Jede Familie hatte Anrecht nur auf eine bestimmte Menge Nahrungsmittel und anderer Gebrauchsgüter. Eingekauft wurde mit Karten, auf denen die zugeteilte Menge vermerkt war. Die Geschäftsleute konnten nur gegen Verrechnung dieser Karten neue Ware beziehen. Industrie und Handwerk erhielten Pflichtaufträge vom Staat, konnten ihr Rohstoffe nicht mehr gleich wo einkaufen, die Ware nicht mehr gleich wo verkaufen. Als Ernährerstand wurde den Bauern und der Landwirtschaft große Aufmerksamkeit geschenkt. Die Bauernhöfe konnten nicht mehr an gleich wen vererbt werden. Da unsere Bauern als Belgier Kraftfutter aus den belgischen Kolonien billig bezogen, konnten sie viel Vieh pro Weidefläche halten. Als deutsche Bauern sollten sie wegen der Abhängigkeit vom Ausland nicht mehr auf dieses Kraftfutter zurückgreifen, sondern selbst mehr Futter erzeugen. Da auch hier die Männer als Soldaten eingezogen wurden, stellte man den Betrieben aus den eroberten Gebieten zwangsverpflichtete Arbeitskräfte zur Verfügung.
* SCHÄRER Martin, Deutsche Annexionspolitik im Westen, 2. Aufl., 1978, S.175f

1971: Naturpark Hohes-Venn-Eifel
Die Schaffung dieses Naturparks im Jahre 1971 ist in dreierlei Hinsichten bedeutungsvoll: zum werden wertvolle Naturräume mit seltenen Tieren und Pflanzen wie z.B. das Hohe Venn besonders geschützt vor störenden menschlichen Eingriffen, dann wird dieser Schutz in einer allgemeinen Raumordnung untergebracht, denn es leben und arbeiten weiterhin Menschen in diesen Zonen, schließlich kam es zu einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und Absprache, denn der Naturpark auf belgischer Seite wird mit dem bereits seit 1960 bestehenden deutschen Naturpark Nordeifel verwaltet.

INDUSTRIE UND GEWERBE

um 1100: Mühle
Gerät, mit dem u.a. Getreidekörner häufig zwischen zwei gegenläufig drehenden Steinscheiben zu Mehl zerrieben werden. Mehl braucht man zum Brotbacken. Größere Mühlen konnten mit Wasserkraft betrieben werden, indem fließendes Wasser auf ein Mühlenrad geleitet wurde, das die Mühlsteine antrieb.
Von Bannmühle spricht man, wenn ein Grundherr in früheren Zeiten die Menschen eines bestimmten Gebietes zwingen konnte, die Dienste seiner Mühle gegen Entgelt in Anspruch zu nehmen.
* Zahlreiche Artikel in ZVS

Bergbau
Arbeiten, die mit der Suche, Gewinnung und Aufbereitung von Bodenschätzen zu tun haben
Ab 1344 belegt, in Kelmis: Wie schon der Ortsname erkennen lässt, wurde in Kelmis (von Galmei = Zinkerz) am „Altenberg“ Zinkerz abgebaut. Das Metall wird bei hoher Temperatur aus dem Erz gewonnen. Aus diesem Grunde wurden große Mengen Holzkohle gebraucht und den Wäldern schwer zugesetzt. Bis 1800 wurde es zur Messingherstellung verwendet und nach Dinant, Namür sowie Aachen geliefert.
* BIKA, Alltag, 19

Ab 1493 belegt, in Schönberg und Bleialf: auch hier lässt der Ortsname (Alf wurde erstmals 1584 als Bleialf erwähnt) auf das hauptsächlich geförderte Metall schließen. Stollen in Schönberg und ein als Museum eingerichtetes Bergwerk in Bleialf zeugen von der vergangenen Bergbautätigkeit. Vom einstigen Hüttenwerk in Schönberg, wo das Metall aus dem Erz gewonnen wurde, ist nichts mehr erhalten. Ein vorläufiges Ende fand dieser Bergbau Ende des 18. Jh. Als Folge des Angebots billiger spanischer Erze. In Bleialf wurde der Bergbau ab 1838 neu belebt. Auch Schönberger Bergleute fanden hier Arbeit. Im Jahre 1954 wurde auch hier der Bergbau endgültig eingestellt.
* ZVS 1974, Nr. 12, S.224f
* ZVS 1993, Nr. 10, S.161f
* ZVS, 1994, Nr.6, S.97f, Nr.7, S.117f ZVS-Artikel im PDF-Format bestellen über Kontakt

1750: Gerberei (ab 1500 belegt)
Betrieb, in dem Häute und Felle von Tieren mit Hilfe von Gerbstoffen zu Leder verarbeitet werden. Gerbstoffe musste man früher aus Eichenrinde gewinnen: der Lohe. Lohgerben war harte Arbeit. Es war sehr anstrengend, die eingeweichten nassen Häute aus dem Gerberbottich zu ziehen. Diese Häute waren sehr schwer. Als Gerber durfte man auch keine empfindliche Nase haben. In mehreren Dörfern unserer Gegend, besonders aber in Malmedy und St. Vith gab es Gerbereien. Die Krisenjahre der frühen 80er Jahre des 19.Jh. sowie die Konkurrenz des billigeren amerikanischen Leders ließen von 50 Gerberein im Kreise Malmedy vorläufig nur 40 überleben.
* Jugendseiten ZVS, 1995, Nr.3, S.1 ZVS-Artikel im PDF-Format bestellen über Kontakt
* BIKA Alltag, 36
* KAUFMANN, Bd. 2, S.68f

1560-1620: Töpferei
Herstellen von meist Gefäßen aus gebranntem Ton (Keramik). In der Umgebung von Raeren findet man abbaufähigen feinen Ton im Boden. Der Töpfer formt Gefäße aus Tonklumpen auf der drehenden Töpferscheibe. Die geformten Gefäße wurden in einem Ofen bei rund 1250° C gehärtet. Wurden sie dabei mit Salz übergossen, entstand eine kratzfeste Glasur. Zwar fand man Gefäßscherben aus den 12./13. Jh., ständig produziert wurde ab etwa 1500 bis um 1850. Das Töpfereigewerbe war zunftmäßig geregelt.
* BIKA, Alltag, 20

1680: Tuchmanufakturen
Tuchmacher stellen Tuch, also Stoffgewebe aus Streichgarn her, das wiederum aus Schafswolle gewonnen wird. In Eupen findet man wie in Verviers das weiche Wasser, das sich zum Waschen der Wolle besonders eignete. Manufakturen sind große Handwerksbetriebe, die Vorläufer der Fabriken. Eupen nahm einige bedeutende Tuchkaufleute auf, die ab 1614 wegen ihrer protestantischen Religionszugehörigkeit aus Aachen vertrieben wurden. Einige sehr schöne Häuser, die diese reichen Tuchhändler errichten ließen, sind noch heute in Eupen erhalten.
* BIKA, Alltag, 21

1725: Steinmetz
Er bearbeitet Platten und Blöcke aus Natur- oder Kunststeinen zu Bauteilen (z.B. Mauerwerk, Bodenplatten, Fenster- und Türgewände, Fensterbänke, Schwellsteine, Treppenstufen, Tröge…), Denkmäler (z.B. Grabsteine und –kreuze …) und Plastiken. Den Aufschwung des Steinhandwerks verdankt Recht nicht nur seinem abbauwürdigen Schieferstein, dem Blaustein, sondern auch der Zuwanderung von Tiroler Steinmetze ab 1725. Gegen Ende des 19.Jh. wurde eine industrielle Förderung im Untertagebau versucht und dabei zwei Stollen in den Berg getrieben. Zu Beginn des 20. Jh. kam die Gewinnung und Bearbeitung des Blausteins wegen starker Konkurrenz zum Erliegen. Heute bemüht man sich darum, die beiden Stollen als Touristenattraktion wieder zugänglich zu machen.
* ZVS, 1971, Nr. 10, S.154f – ZVS-Artikel im PDF-Format bestellen über Kontakt
* Steine die reden, St. Vith und sein Umland, Gemeindekredit, 1993, S.45f
* BIKA, Alltag, 36)

1804: Handelskammer Eupen-Malmedy
Viele Menschen haben ein Interesse daran, dass es den Unternehmen, Fabriken und den Geschäften gut geht: zunächst natürlich die Besitzer, dann aber auch ihre Beschäftigten, die sich einen sicheren gut bezahlten Arbeitsplatz wünschen, nicht zuletzt die Gemeinden, Städte und der Staat, denn schließlich erhalten sie mehr Steuergelder, wenn es den Unternehmen gut geht, die Menschen gut bezahlte Arbeitsplätze haben. Ende des 18. Jh. und Beginn des 19. Jh. wuchs die Zahl und die Bedeutung der Industrieunternehmen, der Handel blühte auf. Außerdem hatte man die Wirtschaft von vielen Zwängen befreit, damit sie sich frei entfalten konnte. Das brachte mehr Konkurrenz mit sich und die Einsicht der Unternehmer, Händler, auch der Gemeinden und des Staates, die eigene Wirtschaft zu fördern. Am 2. April 1804 wurden in 154 französischen Städten – unter ihnen auch Eupen und Malmedy, die damals wie ganz Belgien zu Frankreich gehörten – „Beratende Kammern für Manufakturen, Fabriken, Kündste und Kleingewerbe“ gegründet. Ihre Aufgabe bestand darin, die Bedürfnisse der Manufakturen, Fabriken und des Gewerbes aufzuzeigen. Um deren Lage zu verbessern, machten sie den Politikern Vorschläge. Die Kammern überlebten auch den Staatenwechsel zu Preußen 1815 und Belgien 1920. Die offizielle Bezeichnung von 1929 „Industrie- und Handelskammer zu Eupen umfassend die Kantone Eupen-Malmedy-St. Vith“ besteht heute noch, auch wenn allgemein die Rede von der Industrie- und Handelskammer Eupen-Malmed-St. Vith ist.
* ZVS, 1993, Nr.1, S.10f und Nr. 2, S.32f – ZVS-Artikel im PDF-Format bestellen über Kontakt

1896: Gewerkschaft
Zusammenschluss von Menschen, die von einem Arbeitgeber beschäftigt werden, mit dem Zweck, gemeinsam ihre Interessen (z.B. bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne, Schutz vor Entlassung …) besser vertreten zu können. 1896 wurde in Eupen der „Christlichsoziale Textilarbeiterverband“ gegründet. Er kämpfte für die „Förderung der Lage und der geistigen, moralischen und materiellen Interessen“ seiner Mitglieder.
* BIKA, Alltag, 24

1960, 1970: Industriezone
Gemeint sind besondere Flächen, die von Gemeinden für die Industrie in besonders günstigen Lagen eingerichtet werden. Die Gemeinden werden dabei von hierfür geschaffenen Gesellschaften unterstützt. Diese Flächen sind z.B. eingeebnet und sofort bebaubar. Sie sind außerdem mit allem ausgerüstet, was Unternehmen brauchen: breite Zulieferstraßen mit Beleuchtung, schneller Anschluss an das Autobahnnetz, Strom- und Wasserleitungen, Kanalisation. Sinn der Vorleistung der Gemeinde ist natürlich ansässige Unternehmen zu fördern oder neue herbeizulocken, um Arbeitsplätze zu erhalten oder zu vermehren. Ein weiterer Vorteil der Industriezonen besteht darin, dass man die Industrien aus den Wohngebieten abzieht und hierhin verlagert, denn die industrielle Tätigkeit ist oft mit Belästigungen für die Umwelt verbunden wie Lärm, unangenehme Gerüche, Belastungen und Gefährdungen der Umwelt.

HANDEL UND VERBINDUNGEN

1. Jh.: Römische Straßen
Die Römer glaubten, die eroberten Gebiete wie Gallien am ehesten für sich zu können, wenn sie den Menschen die Vorteile der römischen Lebensweise zeigten. Zu diesem Zweck errichtete sie überall Städte. Städte müssen mit Vielem versorgt werden, tauschen aber auch Güter aus. Dazu benutzt man Flüsse und natürlich Straßen. Die Straßen dienten aber auch dazu, Soldaten schnell in Unruhegebiete zu verlegen. Viele Straßen wurden ab der Mitte des 1. Jh. n. Chr. unter Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) gebaut. Eine bedeutende Römerstraße verlief direkt durch unsere Heimat. Sie verband die bedeutenden Römerstädte Köln (Colonia Agrippinensis oder vollständig Coloina Claudia Ara Agrippinensium) und Reims (Durocortorum). Diese Straßen und ihre Nebenverbindungen (Diverticula) erleichterten auch hier die Gründung von Gehöften und Stationen, aus denen sich dann Siedlungen entwickeln konnten. Auch die wichtigen ? Königshöfe sind mit diesen Römerstraßen in Verbindung zu bringen.
* ZVS, 1992, Nr. 5, S.75f: JENNIGES Hubert, Die Römerstraße Reims-Köln zwischen Ösling und Venn ZVS-Artikel im PDF-Format bestellen über Kontakt

Um 700: Königshöfe
Nachdem das germanische Volk der Franken ins Römische Reich eingefallen war und auch unsere Gegend in Besitz nahm, lief das Leben der Menschen wieder in viel einfacheren Formen ab. Nicht die Städte, sondern Landwirtschaft und ländliche Lebensweisen standen im Vordergrund. Auch die staatliche Verwaltung war nicht mehr so gut organisiert. So konnte die Steuern nicht mehr so leicht eingezogen werden. Sogar die Herrscher der Franken lebten von ihren großen landwirtschaftlichen Gütern. Natürlich ließen sie diese von ihren Stellvertretern, den Meiern, bewirtschaften. Es gab nicht einmal eine feste Hauptstadt. Die Könige zogen von einem ihrer Höfe zum anderen, ließen sich bewirten und regierten. Da unsere Gegend zu dem Teil des Reiches gehörte, in dem die Könige, später auch Kaiser gerne aufhielten, gab es hier mehrere Königshöfe, die nicht zufällig in der Nähe der alten Römerstraße lagen: Thommen, Amel, Büllingen, Manderfeld und schließlich Neundorf, eine Nachgründung, im Eupener Land noch Walhorn. Diese Höfe spielten für die Entwicklung unserer Gegend eine wichtige Rolle. Von ihnen gingen Wellen von Rodungen und Siedlungsgründungen aus. Sie waren Verwaltungszentren, Urkerne auch unserer Pfarreien. Hier wurde Gericht gehalten.
* BIKA, 42
* ZVS, 1988, Nr. 11-12: JENNIGES Hubert, Die geschichtliche Leistung der Königshöfe im Lande zwischen Venn und Schneifel ZVS-Artikel im PDF-Format bestellen über Kontakt

1157: Markt
Im Frühmittelalter lebten fast alle Menschen in Dörfern, in und von der Landwirtschaft. Da sie meist verpflichtet waren für einen Grundherrn, also demjenigen, der den Ackerboden besaß, zu arbeiten, durften sie ihre Dörfern nicht verlassen. Städte gab es kaum noch. Ab der 2. Hälfte des 11. Jh. n.Chr. ging es den Menschen in Westeuropa wieder besser. Die Landwirtschaft machte große Fortschritte (? Kummet, Räderpflug, Dreifelderwirtschaft) Mehr Menschen konnten besser ernährt werden. Nicht mehr so viele Menschen müssen in der Landwirtschaft arbeiten. Einige können ein Handwerkausüben oder Handel treiben. Sie ließen sich in Städten nieder. Diese müssen versorgt werden, tauschen aber auch untereinander aus. Kein wunder, dass an Märkten großes Interesse bestand. Für St. Vith ist spätestens für 1157 ein Markt nachgewiesen. St. Vith lag verkehrsgünstig und zog mit seinen Vitus-Reliquien Pilger an. Mit seinem Markt konnte es den alten Königshof Neundorf überflügeln, in dessen Schatten es bis dahin lag. Der Markt hatte aber eine weitere Bedeutung. Handwerker, Händler und mit ihnen entstehende Reichtum konnten sich am ehesten in Freiheit und Sicherheit entwickeln. Herren, in deren Herrschaftsgebiet Städte entstanden, erkannten ihren Vorteil und gewährten den Stadtbewohnern neue Freiheiten. Städten und ihren Bürgern verliehen sie Rechte, aber auch Sicherheit: nach außen durch eine Stadtmauer, nach innen durch den Marktfrieden. Dieser Marktfriede wurde durch das Marktkreuz symbolisiert. Zur gleichen Zeit wie die Befestigungsanlage um 1350 erhielt die Stadt St. Vith sogar das Recht, eigene Münzen zu prägen, die „moneta Sancti Viti“, die den Warenaustausch erleichtern sollte. Auf dem St. Vither Markt wurde gehandelt mit: Brot, Fleisch, Getreide, Salz, Leder, Schuhe, Kübel, Töpfe, Leinen, Nadeln und Nägel.
* NEU HEINRICH, Der „Markt St. Vith“ und seine Entwicklung zur Stadt in ZVS, 1973, Nr.8, S.125f, Nr.9, S.147f
* JENNIGES Hubert, Die Moneta Sancti Viti in ihrer geschichtlichen Umwelt in ZVS, 1972, Nr.5, S.78f

1899: Kreissparkasse
Im 19. Jh. waren viele Menschen sehr arm. Sie hatten wenig Bargeld. Banken, die den Menschen Geld geliehen hätten, gab es noch nicht. Also konnten die Menschen keine Anschaffungen machen, um ihre Bauernhöfe zu verbessern. Folglich blieben sie arm. Das war für die Gemeinden und darüber dem Kreis Malmedy nicht gut, denn arme Menschen bezahlen wenig Steuern. Die Gemeinden können wiederum wenig für ihre Einwohner tun. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, kam man auf die Idee, öffentliche Sparkassen einzurichten. Ab November 1899 bot die Kreissparkasse des Kreises Malmedy allen Kreisbewohnern die Möglichkeit, ersparte Geldbeträge gewinnbringend anzulegen, aber auch Geld zu günstigen Bedingungen zu leihen. Selbst der Kreis und die Gemeinden erhielten die Möglichkeit, Geldmittel für ihre Vorhaben aus der gemeinsamen Sparkasse zu erhalten. Bereits 1900 wurden Zweigstellen der Kreissparkasse in St. Vith, Bütgenbach und Büllingen, 1905 in Amel, Burg-Reuland, Manderfeld und Weismes und 1912 in Weywertz eröffnet. Zum ersten Male konnten die Menschen Bankdienste in ihrer Nähe in Anspruch nehmen.
* KAUFMANN, Bd.2, S.151f

1926, 1935: Talsperren
wurden hauptsächlich gebaut, um die unterschiedliche Wasserführung von Wasserläufen auszugleichen, Strom zu erzeugen, Trinkwasser zu gewinnen. Ab den 50er Jahren zogen sie auch Touristen und Wassersportler an. In den 20er Jahren mit ihrem industriellen Aufschwung wurden in Belgien die so genannte SOFINA gegründet, eine Gesellschaft, die zur Aufgabe hatte, die Herstellung von elektrischer Energie zu prüfen und durchzuführen. Ihre Tochtergesellschaft, die am 25. August 1925 gegründete SERMA, begann noch im Dezember desselben Jahres mit dem Bau der Talsperre Robertville im Warchetal. Die Staumauer wurde vorwiegend von italienischen Arbeitern aus Beton errichtet. Die Anlage wurde am 21. Juli 1929 eröffnet. Mit einem großen Gefälle von 154 m zwischen Staumauer und der Stromzentrale in Bévercé eignet sich die Talsperre Robertville besonders gut für die Stromerzeugung. Damit der Stausee ständig genügend Wasser in Vorrat hat, wurde ein zusätzliches Reservestaubecken talaufwärts in Bütgenbach zwischen 1930 und 1932 angelegt. Auch hier wird Strom erzeugt. Seit den 50er Jahren zieht sie auch verstärkt Touristen und Wassersportler an. Die Wesertalsperre in Eupen wurde zwischen 1935 und 1951 errichtet, um die unregelmäßige Wasserführung der Weser auszugleichen. Am Fuße der Staumauer befindet sich eine Wasseraufbereitungsanlage, so dass das Eupen, Herver und Lütticher Land mit Trinkwasser versorgt werden können.
* KLAUSER Klaus-Dieter, Talsperren im Land von Venn und Schneifel in ZVS, 1998, Nr.7, S.123f, Nr.8, S.148, Nr.9, S.172
* ZVS, Jugendseite, 1997, Nr.3, Wie kam der Strom in die Eifel

Ab 1830: Straßenbau
Die viel gepriesenen Römerstraßen wurden während des Mittelalters aus verschiedenen Gründen nicht mehr unterhalten und verfielen. Erst im 18.Jh. begannen Staaten in West- und Mitteleuropa ein Netz von Kunststraßen, so genannten Chausseen, zunächst zwischen den wichtigsten Städten auszubauen. Diese Chausseen verliefen möglichst geradlinig, vermieden allerdings wegen der notwendigen Vorspanndienste – bei starken Steigungen mussten zusätzliche Pferde eingespannt werden – zu starkes Gefälle. Sie hatten einen festen Untergrund, eine glatte feste Oberfläche, die anfangs aus Kies und Schotter bestand, ab 1820 nach dem Verfahren von Macadam mit eingewalzten kleinen Steinen. Zu beiden Seiten dieser Chausseen liefen Gräben, die das abfließende Wasser aufnahmen, und Schatten spendende Baumreihen. Eupen wurde in den 80er Jahren des 18. Jh. an die seit 1750 bestehende Chaussee zwischen Lüttich und Aachen angebunden.
Seit Beginn des 19.Jh. brachten die Staaten, die bis dahin das meiste Geld für das Militär ausgaben, mehr Geldmittel auf für den Ausbau von Verkehrswegen.
Um 1830 führte allein die Staatsstraße Lüttich-Straßburg über Malmedy, Bütgenbach und Prüm durch unser Gebiet. Der Abschnitt Bütgenbach-Prüm war noch nicht ganz befestigt.
Die Bezirksstraßen Aachen-Trier über Montjoie und Bütgenbach, wo sie auf die Staatsstraße Lüttich-Straßburg stieß, und Bütgenbach-Amel-St. Vith-Luxemburg sowie Bütgenbach-Stadtkyll waren noch nicht vollständig „chaussiert“. Die Gemeindestraßen waren in sehr schlechtem Zustand.
Ab 1840 begann man mit dem Ausbau dieser Bezirksstraßen, allerdings auch mit Geldmitteln der Provinz und der Gemeinden. In den folgenden Jahren wurden wichtige regionale Straßen in Stand gesetzt: die Verbindung zwischen Eupen und Malmedy über das Hohe Venn, zwischen Morschheck und Rocherath, St. Vith und Losheim, St. Vith und Steinebrück, Recht und Poteau, Oudler und Reuland.
Man sprach von „Prämienstraßen“, wenn der Staat die Gemeinden zum Straßenbau durch Prämienzahlung ermunterte. Den Gemeinden war es auch gestattet für die Benutzung der Prämienstraßen Chausseegeld zu erheben. Die einzelnen Gemeinden vervollständigten ihr Wegenetz ab 1865 bis zur Jahrhundertwende. Bis auf wenige Ausnahmen war jetzt jedes Dorf an den Verkehr angeschlossen, so dass der Warenaustausch leichter und billiger ablief. Dies kam vor der Landwirtschaft zugute. Die feine Verästelung der festen Straßen ermöglichte dann etwa 50 Jahre später eine schnelle Verbreitung des Automobils.
* BIKA 18, Schlechte Verkehrverbindungen
* BIKA 37, Schnellere Verkehrsverbindungen
* L. NILLES, Erbauung der heutigen Straße Steinebrück – St. Vith (1852-56) in ZVS, 1972, Nr.2, 18f
* KAUFMANN, Bd. 1, S.89f; KAUFMANN, Bd. 2, S.175f
* F.-W. HENNING, Die Industrialisierung in Deutschland 1800 bis 1914, UTB, 1973, S.81, 165f, 237f
* PAQUET A., Der erste Bus in ZVS, 1982, Nr.9, S.134
* GROMMES K., Frühere Transportverhältnisse in ZVS, 1993, Nr.6, S.98f
* WEISS P, Von alten Straßen in der Westeifel in ZVS, 1993, Nr.6, S.96f mit Karte ca. 1840

1964, 1972: Autobahnbau
In Belgien gehen etwa 70% der Waren- und knapp 80% der Personentransporte über die Straße. Im Jahre 1929 gab es in Belgien 145 000 Autos, 360 000 im Jahre 1949. Zwischen 1970 und 1993 hat sich der Bestand an Personenkraftwagen in Belgien von 2 Mio. auf über 4 Mio. verdoppelt. Die Länge des Autobahnnetzes hat sich im gleichen Zeitraum von 411 km auf 1631 km vervierfacht. Für Beruf und Freizeit wünschen die Menschen, sich schnell, bequem, häufig und unabhängig von anderen Menschen fortbewegen zu können. Um diesem Wunsch zu entsprechen, haben die Politiker in der Nachkriegszeit das Straßen-, vor allem aber das Autobahnnetz ausgebaut. Eine ähnlich ungeklärte Frage wie mit Ei und Huhn drängt sich auf: Gibt es mehr Autos, weil es mehr Straßen gibt, oder umgekehrt? Das Auto bietet dem Nutzer vielfältige Vorteile im Vergleich zu allen anderen Transportmitteln. Der Gesellschaft entstehen durch den Autoverkehr hohe Kosten: In Europa trägt er zu 7% zum Reichtum und zu den Arbeitsplätzen bei, verschlingt aber 40% der öffentlichen Investitionen und verbraucht 30% der Energie, ganz abgesehen von den vielen Verkehrstoten und Verletzten.
Das kleine Belgien im Herzen Europas hat ein sehr dichtes Autobahnnetz mit inzwischen zahlreichen Verbindungen zu den Nachbarstaaten. Zwei dieser Verbindungen laufen durch das Gebiet der deutschsprachigen Gemeinschaft. Die 1964 eröffnete Autobahn zwischen Aachen und Lüttich, die E40, trug zur wirtschaftlichen Entwicklung Eupens bei, besonders natürlich des Speditionswesens. Bis zur Schaffung des europäischen Binnenmarktes mit seinem freien Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital ab dem 1. Januar 1993 war der Zollübergang Eynatten-Lichtenbusch eine der größten Zollabfertigungsstellen Europas. Im Jahre 1993 passierten in Höhe von Eupen etwa 4 500 Lastkraftwagen täglich in beide Richtungen die E40.
Am 1. März 1977 begannen die Arbeiten an der Autobahn Verviers – St. Vith – Prüm, der A27/E42, in unserem Gebiet mit dem Teilstück Emmels – St. Vith-Süd. Allein auf diesem 8,8 km langen Stück mussten 7 Brücken errichtet werden. Im Jahre 1986 wurde die deutsche A60, die an der deutsch-belgischen Grenze etwa in der Mitte des Viadukts über den Grenzfluss Our bei Steinebrück beginnt, dem Verkehr übergeben, allerdings nur als dreispurige Schnellstraße. Erst im Jahre 1995 wurde die A27 mit dem Bau des Viadukts des Eau Rouge bei Francorchamps durchgehend befahrbar. Auf belgischer Seite hatte man sich vom Bau dieser Autobahn eine bessere Verbindung des Antwerpener Hafens und Industrieraums – die Konkurrenz Rotterdams dank der günstigen Rheinschien wurde immer stärker – sowie des Lütticher Raumes mit Rhein-Mein-Industrieraum erhofft. Auf deutscher Seite scheint das Interesse an einem Ausbau der A60 nicht so groß.
* BIKA, Alltag 37
* FAGNOUL K., Autobahnen – Pulsadern des Verkehrs in ZVS 1973, Nr. 3, S.67f
* KELKEL F., Vom vorgeschichtlichen Trampelpfad zur A27/A60 in ZVS, 1986, Nr.10, S.160f

1864, 1885: Eisenbahn „Vennbahn“
Die ersten Eisenbahnstrecken wurden von Privatgesellschaften gebaut, um mit dem neuen Transportmittel Gewinne zu erzielen. Wegen der geringeren Baukosten wurden die ersten Bahngeleise im Flachland und entlang von Flüssen und wegen der größeren Kundschaft zwischen wichtigen Industriegebieten verlegt. Am Nordrand von Eifel-Ardennen entstand 1841-43 die Eisenbahnverbindung Antwerpen – Brüssel – Lüttich – Aachen – Köln. Ein bemerkenswertes Bauwerk auf dieser Strecke ist die 1841 erbaute „Hammerbrücke“ über die Göhl zwischen Hergenrath und Astenet. Eupen wurde 1863 an diese Strecke angeschlossen.
Die ländliche, wenig besiedelte und gebirgige Eifel wurde erst später an das Eisenbahnnetz angeschlossen, nachdem zwei günstige Umstände zusammentrafen: Nach dem Sieg Deutschlands über Frankreich im Jahre 1870 erwarb es das lothringische Erzbecken und im Jahre 1880 wurde die Rheinische Eisenbahngesellschaft verstaatlicht. Führte man eine Bahnlinie von Aachen (Rothe Erde) über das Hohe Venn nach Ulflingen in Luxemburg – dessen Wirtschaft war eng mit der deutschen verbunden – konnte man zwischen den Industrierevieren in Aachen und Lothringen Kohle und Eisenerz austauschen. Wegen der großen Höhenunterschiede und dem gebirgigen Gelände mussten zahlreiche Brücken, Tunnels, Schächte und Dämme gebaut werden. So fanden viele Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung, ja sogar Gastarbeiter z.B. aus Italien, Arbeit und Einkommen bis das letzte Teilstück zwischen Lommersweiler und Ulflingen 1889 eröffnet werden konnte. Von St. Vith über Steinebrück, Bleialf, Prüm und Geroldstein führte eine Anschlussstrecke an die Linie Köln – Trier. Aus militärischen Gründen wurden weitere Verbindungslinien, die so genannten Kriegsbahnen verlegt: 1912 nach Osten von Weywertz über Losheimergraben nach Stadtkyll mit Anschluss an die Köln-Trier-Linie; 1917 nach Westen von Born nach Vielsalm, von St. Vith nach Gouve mit Anschluss an die Luxemburg-Lüttich-Linie, letztere übrigens mit Hilfe von kriegsgefangenen Russen.
Die Bahn als schnelles, kostengünstiges und sicheres Verkehrsmittel brachte den Menschen hier Arbeit, den Orten, die sie berührte wirtschaftliche Vorteile. Insbesondere in St. Vith wurden zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen, so dass die Bevölkerung des kleinen Städtchens schnell wuchs. Die Bahn erleichterte das Reisen transportierte u.a. Futter- und Düngemittel, industriell hergestellte Baustoffe, Schlachtvieh und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse vom Land in die Städte. Ihre Glanzzeit erlebte die Vennbahn Beginn der 20er Jahre des 20. Jh., also noch nach dem Wechsel unseres Gebietes von Deutschland nach Belgien. Bald danach begann ihr Niedergang. Die Kohle-Erz-Transporte gingen zurück, da das Aachen Hüttenwerk „Rothe Erde“ geschlossen wurde, und wurden infolge der Weltwirtschaftskrise ganz eingestellt. In der Endphase des 2. Weltkrieges, im Herbst 1944, wurde Teile der Vennbahn zerstört. Nach dem 2. Weltkrieg begann der Siegeszug des Automobils. Die Kriegsschäden zwischen Lommersweiler und Reuland wurden nicht repariert. Der Personenverkehr wurde in den 50er Jahren des 20. Jh. allmählich eingestellt. Auch der Güterverkehr kam ab den 60er Jahren des 20. Jh. unter dem Konkurrenzdruck des Straßentransports zum erliegen.
Seit dem 2. Juni 1990 verkehren wieder Dampfloks als Touristenattraktion an Sonn- und Feiertagen auf dem Teilstück der Vennbahn zwischen Raeren und Büllingen.
Jugendseiten 1994, Nr.2
* BIKA Alltag, 37 Schnellere Verkehrsverbindungen
* MIRKES D (Red.), Vennbahn, damals und heute, 1991, Naturparkzentrum Botrange
* MARENBERG Günter, Die Geschichte der Vennbahn, Heimatblätter des Kreises Aachen, 1994, 49. Jg., Heft 1-2
* BAERT P., Die Eisenbahn St. Vith-Ulflingen, in ZVS, 1965, Nr.6, S.41, Nr.8, S.58
* NILLES L., Vor 60 Jahren: Eröffnung der Eisenbahnlinie Bütgenbach – Jünkerath, in ZVS, 1973, Nr.6, S.95f
* SARLETTE G, Die Eisenbahn – Eine Lebensader für die Eifel in ZVS, Nr.3, S.52f, Nr.4, S.73f

Weiterführende Links:
https://www.zvs.be/der-zug-kommt/

1993: Wirtschaftsfördergesellschaft Ostbelgien
Information soll noch von da kommen

RELIGION

KULTUR

GESELLSCHAFT

ab 500: Fränkische Siedlungen
Nachdem ein Großteil der gallo-römischen Bevölkerung unsere Gegend wahrscheinlich Anfang des 5.Jahrhunderts nach Christus verlassen hat, siedelten sich germanische Franken in unserer Gegend an. Die ältesten fränkischen Siedlungen lagen entlang der alten Römerstrasse. Aus den bedeutendsten Siedlungen entwickelten sich kleine Verwaltungszentren; die sogenannten Königshöfe. Als erster wird Amel 670 urkundlich erwähnt. Die Ansiedlung der Franken ging in mehreren Etappen über die Bühne.
Die Forscher glauben heute, dass man dies anhand der Endungen von Ortsnamen erkennen kann. Auf die erste fränkische Siedlungsphase deuten demnach Ortsnamen hin, die auf -ler,
-heim, und -ingen enden.
Auf die Zeit der Ausbauperiode (circa 600-800 n.Chr.) gehen die Endungen -weiler, -hausen, -dorf, -bach-, -berg und -born zurück.
Die dritte Siedlungsperiode (ab 800 n.Chr.) umfasst schließlich die Orte mit den Endungen
-roth, -rode, -rath und -scheid.
* BIKA2, 42
* Altes Land an der Work, S.55-56

1348: Pestepidemie

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1389: Hospital St. Vith
Den immer wieder auftretenden Seuchen standen unsere Vorfahren mangels angepasster Medikamente lange Zeit recht machtlos gegenüber. Man schützte sich deshalb in erster Linie durch die räumliche Trennung der Erkrankten von den noch Gesunden. So entstanden auch hierzulande die ersten Hospitäler. Bereits im ausgehenden Mittelalter bestand ein Hospital in St. Vith. Man nimmt an, dass es infolge der großen Pest von 1346-1349 gegründet worden war. Der mit der Einrichtung verbundene Friedhof deutet darauf hin, dass man vor allem Todkranke aufnahm. Das Hospital ging offenbar in den Kriegswirren des 17. Jahrhunderts unter. Es wurde jedoch in den Jahren 1881 bis 1886 neu errichtet. Pflege und Verwaltung übertrug man den Augustinerinnen (aus Köln).
Ein weiteres Krankenhaus entstand 1892 in Bütgenbach. Es wurde von den Vinzentinerinnen geführt. Das dritte Krankenhaus in der Eifel wurde schließlich 1908 in Manderfeld eingerichtet, nachdem dort – wie zuvor in Bütgenbach – eine Typhusepidemie gewütet und eine Veröffentlichung der Eifeldichterin Clara Viebig eine Spendenwelle im ganzen Reich zugunsten der leidgeprüften Manderfelder Bevölkerung ausgelöst hatte. Auch in Manderfeld übernahmen die Augustinerinnen die Pflege.
* ZVS-Jugendseite Nr.4,1997

1501: Erstes Feuerstättenverzeichnis der Herrschaft St. Vith

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1635-37: Pest im Eupener Land

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1648: Arzt in Eupen:
1675: Arzt in St.Vith
Die ärztliche Betreuung unserer Bevölkerung ließ lange Zeit sehr zu wünschen übrig. Ausgebildete Mediziner gab es kaum. In den Dörfern musste man mit den Diensten der sogenannten „Wundärzte“ oder „Feldscherer“ Vorlieb nehmen. In St. Vith wird gegen Ende des 16.Jahrhunderts erstmals die Anwesenheit eines Feldscheres erwähnt. Mit Dr. Peter Aubertin, geboren 1645 in Luxemburg, kam in der 2.Hälfte des 17.Jahrhunderts der erste Arzt nach St. Vith (1675). Ein halbes Jahrhundert übte er hier seine Tätigkeit aus und starb im Jahre 1725.
Etwa zur gleichen Zeit war auch ein Arzt in Eupen ansässig. Eine Stiftungsurkunde aus dem Jahre 1648 nennt einen „Medicus“ namens Loop.
Insgesamt aber blieb die ärztliche Versorgung unserer Vorfahren auch in der Folgezeit unzureichend: Eine Statistik aus dem Jahre 1817 weist aus, dass es in der Eifel neben einem Arzt in St. Vith lediglich noch 2 Ärzte in Malmedy, einen Arzt in Weismes und einen in Bütgenbach gab. Selbst 100 Jahre später, im Jahre 1913, sah es nicht viel besser aus. Damals gab es 4 Ärzte in Malmedy, 2 in St. Vith und je einen in Büllingen, Bütgenbach und Reuland.
Im Eupener Land war die Situation ähnlich: 1813 gab es lediglich 3 Ärzte in Eupen selbst; 1913 insgesamt 4 in Eupen sowie 2 in Moresnet und einen in Raeren.
* Doris Bartos, Die medizinalgeschichtliche Entwicklung der Kreise Eupen und Malmedy im Vergleich zur Stadt Aachen von 1817-1913, p. 73-80
* BIKA 1,27

1798: Allgemeine Wehrpflicht

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1840/41: Krankenhaus Eupen
Erst 1840/41 kam es in Eupen zur Gründung eines Spitals. Vorausgegangen war eine schlimme Typhusepidemie, die vor allem die ärmere Bevölkerung traf. Der Pfarrklerus setzte sich daraufhin stark für die Einrichtung eines Krankenhauses ein. Bereits in den ersten drei Jahren seines Bestehens nahm das St. Nikolaus-Hospital 238 Kranke auf. Im Jahre 1849 entstand dort ebenfalls eine Irrenspflegeanstalt. Doch war in beiden Einrichtungen die Bettenanzahl viel zu niedrig, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Die Pflege im Krankenhaus wurde durch die Schwesternschaft der Franziskanerinnen von der heiligen Familie übernommen; einem neuen Orden, der aus dem Pflegepersonal hervorging. Mitglieder dieses Ordens sind heute noch in Eupen tätig.
* BIKA 1,27

1845-46 und 1883-1884: Auswanderungswelle
Zu allen Zeiten haben Menschen die karge Eifel verlassen, weil sie ihnen nicht genügend Überlebens- oder Zukunftschancen bot. Hin und wieder kam es aber zu regelrechten Abwanderungswellen. Eine besonders große Anzahl Eifeler wanderte in den Jahren 1845/1846 aus. Dafür gab es mehrere Gründe: In der Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte die demographische Entwicklung ihren Höhepunkt. Der immer größer werdenden Menschenmenge standen in der Eifel aber nur begrenzte Entwicklungsmöglichkeiten gegenüber: Die meisten Bauern besaßen nur ein sehr kleines Stück Land und die angewendeten Ackerbaumethoden ließen keine großen Ernten zu. 1845-1847 trat europaweit schließlich auch noch die Kartoffelfäule auf. Hierbei handelte es sich um eine Pflanzenkrankheit, die die Kartoffeln verfaulen ließ und ungenießbar machte. Da sie aber das Hauptnahrungsmittel unserer Vorfahren darstellte, führte die Kartoffelfäule zu einer großen Hungersnot. Viele sahen damals nur noch einen Ausweg: die Auswanderung.
In den Jahren 1882/83 erreichte die Notsituation einen weiteren Höhepunkt. Damals war das Elend und die Hungersnot so groß, dass man diese Jahre später den Eifelnotstand nannte. Schätzungsweise 250 Familien (circa 900 Personen) verließen zwischen 1840 und 1910 die Eifeler Heimat. Über die Häfen Antwerpen, Bremerhaven und Hamburg gelangten die meisten von ihnen in die USA, um sich dort – im „Lande der unbegrenzten Möglichkeiten“ – ein neues Leben aufzubauen.
* H. Jenniges, Daheim im fremden Land, Eifeler Auswanderer nach Amerika
* ZVS-Jugendseite N°1-1997 „Warum wanderten viele unserer Vorfahren im 19.Jahrhundert nach Amerika aus?“
* ZVS-Jugendseite N°1-2001 „Essen, was auf den Tisch kommt…“

1866: Choleraepidemie in Eupen

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1900: Wasserleitungen
Wasserleitungen waren früher vielerorts unbekannt. Man speicherte Regenwasser in Zisternen oder legte einen Brunnen an, dessen Pumpe in der Küche oder auf dem Hof stand. Auf dem Lande lagen die Brunnen sehr häufig in der Nähe von Dungplätzen (Misthaufen) oder in der Nähe von Jauchegruben. Bei Regen war eine Verschmutzung des Wassers somit unvermeidlich. Es kam häufig zum Ausbruch von Typhus, einer Infektionskrankheit, die sich durch gefährliche Darmerkrankungen kennzeichnet.
Doch erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts förderte der Staat den Bau von Wasserleitungen im ländlichen Gebiet. Die Dörfer der Nordeifel profitierten damals von der Neuerrichtung des Truppenübungsplatzes Elsenborn. Um Epidemien unter den Soldaten zu vermeiden, wurde dort eine „centrale Wasserleitung“ angelegt. Die meisten der umliegenden Dörfer sind damals vernünftigerweise gleich mitberücksichtigt worden. Bei anderen – wie zum Beispiel Rocherath-Krinkelt – stellte sich die Höhenlage als problematisch heraus. Erst 1936 konnten sich die Einwohner der Doppelortschaft sauberes Wasser bequem am Wasserhahn zapfen.

* BIKA 1, 35
* Schicksalsgemeinschaft im Schatten des Dreiherrenwaldes – Einblicke in die Vergangenheit von Rocherath-Krinkelt, S.85-86 und 104-105

1940-45: Begeisterung, Ernüchterung, Gleichschaltung, Verfolgung

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1944-45: Flucht
Am Ende des 2.Weltkriegs lernten unsere Vorfahren den Begriff „Flucht“ auf tragische Art und Weise hautnah kennen. Als sich die deutschen Besatzungstruppen Anfang September 1944 hastig nach Deutschland zurückzogen, erließen sie in unseren Dörfern einen sogenannten Räumungsbefehl. Diesem Befehl folgten jedoch nur die wenigsten, insbesondere die Sympathisanten und Mitläufer des nationalsozialistischen Regimes, die mit politischer Verfolgung und Verhaftung rechnen mussten. In St. Vith und Umgebung bildete sich schließlich ein großer Treck mit vielen Fuhrwerken und einigen Kraftwagen, der sich auf den Weg ins Reich machte. Unter großen Mühen und häufigem Jagdbomberbeschuss der Alliierten legte er innerhalb von drei Wochen rund 250 km zurück und gelangte bis nach Hessen.
Nachdem die amerikanischen Einheiten die Eifelortschaften eingenommen hatten, blieb ihr Vormarsch im Herbst 1944 am Westwall, direkt an der deutsch/belgischen Grenze, zunächst stecken. Die Amerikaner konnten auch nicht für die Sicherheit der Eifeler Zivilisten im Frontbereich garantieren. Deswegen ordneten sie Anfang Oktober 1944 die sofortige Evakuierung der Einwohner an. Die meisten wurden nach St. Vith und vor allem nach Malmedy gebracht. Auch Stavelot, Verviers und die umliegenden Orte nahmen Flüchtlinge aus unserer Gegend auf. Die Verpflegung war schlecht und nicht überall wurden die Heimatlosen mit offenen Armen empfangen.
Als die deutsche Gegenoffensive am 16.Dezember 1944 startete, verschärfte sich die Situation nochmals. Hals über Kopf strömten weitere Menschen, die noch in den Dörfern der Nordeifel bei ihrem Vieh ausgeharrt hatten, über Bütgenbach nach Malmedy. Die Behörden sahen sich gezwungen, kurz vor Weihnachten einen Großteil der Flüchtlinge ins Landesinnere zu transportieren. So wurden einige bis nach Lüttich, andere sogar bis in die Gegend von Brüssel verschlagen. Sie entkamen so aber den Dramen, die sich in den beiden Städten Malmedy und St. Vith abspielten. Beide Städte gerieten unter permanenten Beschuss von Deutschen und Amerikanern. An den Weihnachtstagen und zu Beginn des Jahres 1945 kamen Hunderte Einwohner und Flüchtlinge ums Leben. Ende Dezember 1944 wurde dann auch Malmedy evakuiert, die Menschen wurden nach Innerbelgien gebracht.
Erst nach dem Ende der Kampfhandlungen in der Eifel, ab Mitte März 1945, kehrten die ersten Bewohner wieder in ihre völlig zerstörte Heimat zurück. Der Großteil aber folgte erst im Sommer oder noch später im Laufe des Jahres 1945.

ab 1975: Behinderteneinrichtungen

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ab 1979: Neubau der Altenheime

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1994: „AMEL-Nein“

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