Ansprache des ZVS -Vorsitzenden Klaus-Dieter Klauser anlässlich der Ehrung Hubert Jenniges zu seinem 70. Geburtstag im Hotel Pip-Margraff, St.Vith, am 11.12.2004
Meine Damen und Herren,
liebe Familie Jenniges, lieber Hubert,
Zu Deinem Ehrentage hat man mich gebeten, einige Worte an die Festversammlung zu richten – einer Bitte, der ich sehr gerne nachgekommen bin, denn in den Jahren, in denen wir als „schneifelnde“ Heimatkundler zusammenarbeiten, war es mir vergönnt, einen liebenswürdigen, sachkundigen und aufrichtigen Menschen kennenzulernen, mit dem ich manche Gespräche führte und stets bereichert Abschied nahm. Diese Bereicherung gestaltete sich recht vielfältig: mal bestand sie in gewonnen Erkenntnissen über diesen oder jenen geschichtlichen Sachverhalt, den Hubert einem historischen Laien wie mir mit bewundernswerter Geduld und Nachvollziehbarkeit erläuterte; mal bestand diese Bereicherung auch in witzigen, phantasievollen oder erfrischenden Unterhaltungen, in denen Hubert die Bandbreite seines philosophisch-humoristischen Genres offenbarte. Ich erinnere mich stets gerne der Zeit, als ich den Vorsitz im Geschichtsverein von meinem Vorgänger Kurt Fagnoul übernommen hatte und Hubert sich wohl zur Aufgabe gemacht hatte, den Neuling behutsam mit den ehrwürdigen Traditionen des noch ehrwürdigeren Vereins vertraut zu machen. Hubert tat dies mit bemerkenswerter Gelassenheit, Spontanität und Neugier, so dass es dem Neuling erst gar nicht in den Sinn kam, die vermutete Ehrwürdigkeit noch länger zu suchen, sondern den gebotenen Gestaltungsspielraum zu nutzen und sich an die Arbeit zu machen. Huberts Unterstützung und Wohlwollen war mir gewiss und dies hat sich bis heute nicht geändert – wofür ich sehr dankbar bin.
Unser Ehrenpräsident Hubert Jenniges, ein Kind der Eifel und ein Mann von Welt, wird 70. Die beiden Eckdaten – geboren am Vortag zum Nikolausfest im Jahre 1934 in Afst bei Manderfeld und seit Jahren schon in Kraainem, einem Vorort der europäischen Hauptstadt, wohnend – zeigen die Bandbreite eines reichhaltigen Lebens zwischen beschaulicher Eifel und weltstädtischem Flair. Auf beiden Parketts bewegt sich Hubert als Könner und als Kenner. Denn ein Kenner ist er allemal: sowohl was die Historie unserer Heimat angeht, was ihre Verwicklungen und Verästelungen in die Weltgeschichte angeht und was die Feinheiten der eifelerisch-ostbelgischen Geschichte und Geschichten angeht, die er schon seit Jahren zu seiner Passion erkoren hat und die in seinen mannigfaltigen Publikationen auf gekonnte Weise zum Ausdruck kommt.
Mit 70 Jahren hat Hubert Jenniges wahrhaftig Geschichte geschrieben – im wahrsten Sinne des Wortes und auch im übertragenen Sinn. Zu nennen sind hier seine vielen Veröffentlichungen zur Siedlungs-, Orts- und Sozialgeschichte unseres Landstrichs (über 340 Beiträge allein für unsere Monatszeitschrift), dann die zahlreichen und umfangreichen Abhandlungen für die Ortschroniken, die seit den 1970er Jahren unsere Bücherlandschaft bereichern, wobei die in der letzten Woche erschienene Manderfelder Ortschronik maßgeblich von ihm gestaltet wurde – von ihm, dem Kind des Manderfelder Landes, dessen Geschichte er wie kein Zweiter erforschte und beschrieb. Als Geschichtsschreiber betätigte er sich auch in vielen Pressebeiträgen, in Rundfunksendungen oder bei Vorträgen, wobei sein journalistisches Handwerk, seine historische Vorbildung und seine eiflerische Verwurzelung eine bemerkenswerte Symbiose eingingen, die wegen ihrer sachlichen Darstellungsweise, wegen ihres schnörkellosen Stils und nicht zuletzt wegen ihres gesunden Mutterwitzes stets aufmerksame Leser und Zuhörer kannte.
Vom wahrsten Sinn des Wortes – des geschriebenen Wortes – zum übertragenen Sinn.
Hubert hat auch im übertragenen Sinn Geschichte geschrieben. Fragen Sie einmal die Leute auf der Straße, was man mit dem Namen Hubert Jenniges verbinde. Ich bin sicher, dass Begriffe wie Geschichtsforscher, Geschichtsschreiber, BRF-Journalist, „Zwischen Venn und Schneifel“ oder sogar der ein oder andere von ihm verfasste Buchtitel genannt würden. Mit dem Namen Hubert Jenniges verbindet man also die Aufarbeitung unserer Vergangenheit oder die Darstellung politischer Zusammenhänge – in jedem Fall eine aufklärerische und volksbildende – man könnte auch sagen identitätsstärkende Tätigkeit. In seinen 70 Jahren hat er zwar auch den Lehrerberuf ausgeübt, jedoch nur während einer kurzen Zeit; doch sein Wirken für die Sensibilisierung und Verbreitung unserer geschichtlichen Vergangenheit in den eben geschilderten Sparten hat – jenseits der Schulmauern – Zeit seines Lebens aufmerksame Schüler gefunden, die ihrerseits auch wiederum das Interesse für Geschichte entdeckten und weiter betreiben. Huberts Passion ist also ansteckend.
In Huberts Passion steckt aber eine auch schöpferische Kraft. Ich nenne hier zwei Vereine, an dessen Wiege er stand und als dessen geistiger Vater er bezeichnet werden muss: unseren Geschichtsverein und den Verein „Kapelle Krewinkel“. Die Gründung beider Vereine erfolgte auf seine Anregung hin und mit seinem engagierten Einsatz. Nicht umsonst ist er nun schon seit fast 25 Jahren Ehrenvorsitzender des „ZVS“ und ich plädiere dafür, dass er dieses Amt auch in Krewinkel erhält, wenn der Vorstand umgebildet werden sollte.
Hubert Jenniges hat also nicht nur Geschichte geschrieben – er hat auch Geschichte gemacht. Er tat dies nicht wie manche historische Figur mit Getöse, Macht oder Prunk – sondern mit herzlicher Bescheidenheit, mit sicherem Wissen und mit visionärem Denken. Hubert Jenniges ist durch dieses Vorgehen und diese Art in Ostbelgien und darüber hinaus zu einer Autorität in geschichtlichen Fragen geworden, dessen Meinung und dessen Sachverstand bei vielen Gelegenheiten eingeholt wird: im Denkmalschutz, in der Parlamentskommission zur Bewertung der eingereichten Arbeiten und wie eben erwähnt, bei vielen Herausgebern von Ortschroniken, wo Huberts Mitarbeit Qualität und ausgewogene Darstellung garantiert.
Huberts Geschichtsschreibung kennzeichnet sich nicht nur durch die erwähnten Vorzüge aus, sondern bietet den Lesern gerade durch diese Vorzüge eine Orientierung, eine Heimat. Heimat kennzeichnet sich nicht nur durch die Landschaft, durch die Natur, das Dorf oder die Stadt in der wir leben, sondern auch durch unser Wissen um Vergangenes, um Traditionen, um politische und soziale Gegebenheiten, die uns den Zusammenhang zu unserer Gegenwart verständlich machen. In der Welt zu Hause sein heißt auch in seiner Geschichte zu Hause sein. Hubert bietet durch seine Publikationen dazu reichlich Gelegenheit. Von Identitätsbildung war schon die Rede. Wer sind wir ? Zu welcher Gruppe, zu welchem Völkchen, zu welcher Gemeinschaft gehören wir ? Was kennzeichnet uns, was unterscheidet uns von den Nachbarn ? Schon für ein Kleinkind ist es bedeutsam, das Ich und das Andere (=das Du) zu unterscheiden, will es zu einer eigenen Persönlichkeit heranwachsen. Auch für eine Gruppe oder eine Gemeinschaft ist dies bedeutsam, will sie nicht vom Einerlei, von der Gleichmacherei und damit von der Beliebigkeit aufgesogen werden. Huberts stille Arbeit, die stets durch unseren Verein getragen und gestützt wurde, hat hier für Nachhaltigkeit gesorgt, denn seine Schriften sind nach wie vor aktuell und werden auch von der nachwachsenden Generation gewürdigt werden.
Manches ließe sich über Hubert heute an dieser Stelle noch sagen, alles Dinge, die ihm zur Ehre gereichen – Dinge, die an einem solchen Tage erwähnt werden dürfen. Ich will es aber dabei bewenden lassen, denn die Gratulanten sollten ja auch noch etwas übrig behalten. Eins will ich aber schon noch anmerken, denn eine Person sollten wir heute nicht vergessen, die wohl in all den Jahren den Hubert oft entbehren musste und die wohl immer wieder viel Verständnis für seine Leidenschaft aufbrachte, obwohl es ihr selbst vielleicht etwas Leid schaffte: die Rede ist natürlich von Mieke, Huberts „besserer Hälfte“. Hinter jedem großen Mann steckt zumeist auch eine große Frau, so die allgemeine Lebenserfahrung. Ohne die Leistung und das Engagement Huberts schmälern zu wollen, kann dies auch hier als zutreffend festgestellt werden.
So will ich denn Dir lieber Hubert die besten Glückwünsche im Namen unseres Geschichtsvereins und auch in meinem persönlichen Namen aussprechen und Dir noch eine lange Schaffenskraft und eine gute Gesundheit wünschen. Ihnen liebe Mieke sage ich auf das Herzlichste Danke für Ihre Geduld und für Ihr Verständnis, das möglicherweise manches Mal strapaziert wurde.
Anlässlich der Feier des 70. Geburtstages von Hubert Jenniges, dem Ehrenpräsidenten des Geschichts- und Museumsvereins „Zwischen Venn und Schneifel“, widmete die Familie in Zusammenarbeit mit dem Geschichtsverein dem Jubilar eine ca. 350 Seiten starke Festschrift. Das von Wolfgang Jenniges herausgegebene Werk trägt den Titel:
Gestalten und Entwicklungen:
Historische Streifzüge zwischen Rhein und Maas,
Hubert Jenniges zum 70. Geburtstag als Festgabe gewidmet.
Die teils mit Farbaufnahmen reich bebilderte Festgabe enthält Grußworte von Staatsminister Leo Tindemans, Ernst von Frühbuß (†) und Kurt Fagnoul (†), sowie ein 430 Nummern zählendes Schriftenverzeichnis von Hubert Jenniges. Die sämtlich in deutscher Sprache abgefassten bemerkenswerten Beiträge wurden von 15 namhaften Historikern und Volkskundlern, Philologen, Kunst- und Literaturwissenschaftlichern zu Ehren des Jubilars geschrieben: Es sind dies Werner Blindert (†) (Prüm), Ilona Hans-Collas (Paris), Wolfgang Jenniges (Löwen), Rudolf Kern (Löwen), Ernst Leonardy (Zaventem), Walter Reuter (Weywertz), Karl Heinrich Theisen (Rottach-Egern), Alfred Bertha (Hergenrath), Klaus-Dieter Klauser (St.Vith), Werner Mießen (Eupen), Alfred Minke (Eupen), Elmar Neuß (Münster i. W.), Klaus Pabst (Kerpen-Türnich), Hans-Josef und Gisela Schad (Auw b. Prüm).
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